Malte Woydt Parti Social Chretien (PSC) und Mouvement des Citoyens pour le Changement (MCC) |
Als eine Partei, die seit 1945 ununterbrochen an der Regierung ist, ständig an "belgischen Kompromissen" mitgefeilt und Pragmatismus zur Doktrin erhoben hat, ist an der PSC fast keine spezifische PROGRAMMATIK mehr auszumachen. Sie sieht sich sozusagen als "Mitte der Mitte". Einzige Hoffnung kann für sie ein neuer Schulstreit sein. Es gibt viel mehr Leute, die ihre Kinder auf einer katholischen Schule haben, als die PSC WählerInnen hat. Und immer dann, wenn Liberale und Sozialisten Autonomie oder Finanzierung der katholischen Schulen bedrohen, scharen sich die Eltern um die PSC.
In puncto EUROPA heißt es für die PSC schlicht "Weiter so" im Sinne Dehaenes und Kohls. Sie ist (wie die CDU) Mitglied der EVP.
In BRÜSSEL ist die alte Dame PSC keine Großpartei mehr, hat 7 Abgeordnete im 75 Köpfe umfassenden Regionalparlament, und ist ebenso wie in der Wallonie in der Opposition. Sie will das multikulturelle Zusammenleben fördern und der Expansion der EU-Institutionen möglichst wenig Steine in den Weg legen.
Was macht ein Parteivorsitzender, der bei dem von ihm als Generationswechsel inszenierten Abtritt zu seinem Entsetzen von seinem (noch älteren) Vorgänger abgelöst wird? Gérard Detrez gründete mit dem Mouvement des Citoyens pour le Changement (MCC) eine Partei in der Partei, wurde von der PSC daraufhin im Januar 1998 ausgeschlossen, woraufhin die MCC sofort eine richtige Partei wurde, mit der er jetzt auch zu den Wahlen antreten wird. Hauptthemen: Benachteiligung und Unterentwicklung der Wallonie beenden, Einführung von Volksentscheiden.
Inzwischen hat sich die MCC der liberalen PRL angeschlossen. Das dürfte die Strategenköpfe in der PSC kurzzeitig zum Rauchen bringen. Schließlich hatte man dort auch schon eine KOALITIONSAUSSAGE zugunsten der PRL in der Schublade. Angesichts der Umfrage-Schwindsucht der skandalgeschüttelten regierenden Sozialisten rennt alles im Kreis. Vor einigen Monaten hatte die PSC Ecolo noch zum "Bündnis der Fortschrittlichen" aufgerufen. Noch bevor sich jene eine Antwort überlegt hatten, war sie wieder zur PRL abgezischt. Aufgeregtes Hin-und-Her, das sich bis zur Wahl noch tausendmal ändern kann. Für die Vertreter der traditionellen Parteien beschränkt sich Politik hier oft einzig auf taktische Spielchen.
Bekannte NAMEN aus den
Reihen der PSC umfassen den neuen Vorsitzenden Philippe Maystadt, die graue
Eminenz Charles-Ferdinand Nothomb, die ewige Verliererin vom rechtskonservativen
Flügel Joëlle Milquet, den wegen der Dutroux-Affäre schwer angegriffenen
früheren Justizminister und jetzigen Europarichter Melchior Wathelet, Verteidigungsminster
Jean-Pol Poncelet und Finanzminister Jean-Jacques Viseur.
Philippe Maystadt |
Charles- Ferdinand Nothomb |
Joëlle Milquet |
Melchior Wathelet | Jean-Pol Poncelet | Jean- Jacques Viseur |
Gérard Detrez |
Malte Woydt
(c) Malte Woydt & Brüssel-Rundschau
1998
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