Peter
Matthiessen

* 04.11.1677 Oldsum / Føhr
+ 14.10.1752 Nieblum / Føhr
Hedewig / Hedwig Dorothea
Lorentzen

* 1687 Bredstedt(?)
+ 1726 Niblum på Føhr

Peter
Matthiessen

Landfoged på Føhr. I Struenseperioden 1. borgmester i København, derefter direktør for Det Kgl. Handels- og Fiskeriinstitut i Altona, justitsråd. Flere sønner og døtre g. Hildebrandt og v.Thaden

* 31.07.1720 Nieblum / Föhr
+ 08.07.1812 Nieblum (1818 offenbar falsch)


Kinder mit: Anna Botilde Jessen (* 17.06.1729 Apenrade + 19.04.1805 Nieblum) (oo 1764):


Erhardine
Matthiessen
* 19.09.1765
+ 05.05.1842
oo Hildebrandt amtmand (1760-1823). Justitsråd og amtmand i Gismar. .· Boede som enke i Altona.
Peter
Matthiessen

* 19.03.1767
+ 01.12.1829 Tondern
Heinrich
Matthiesen

* 11.06.1768
+ 13.01.1834
Markus
Matthiessen
* 1769
+ 1770
Christine
Matthiessen
* 1770
+ 1837
unverheiratet
?
Quellen:
- Sein Eintrag im Slægtsbog FRIDSCH:
"4. Peter MATTHIESSEN direktør mm.. Født 31. juli 1720 i Føhr. Død 8. juli 1818 i Niblum. Landfoged på Føhr, borgmester i Kbh., direktør. ~ med Anna Botilde JESSEN (1729-1805). . · Landfoged på Føhr. I Struenseperioden 1. borgmester i København, derefter direktør for Det Kgl. Handels- og Fiskeriinstitut i Altona, justitsråd. Flere sønner og døtre g. Hildebrandt og v.Thaden. Efterslægt (5 børn) afsn. 2.11.
Børn af nr. IV.12-4 afsn. 1.10 Peter MATTHIESSEN (1720-1818) & Anna Botilde JESSEN (1729-1805):
1. Erhardine MATTHIESSEN. Født 19. september 1765. Død 5. maj 1842. ~ med ? HILDEBRANDT amtmand (1760-1823). Justitsråd og amtmand i Gismar. .· Boede som enke i Altona.
2. Peter MATTHIESSEN amtmand. Født 19. marts 1767. Død 1. december 1829. Amtmand og konferensråd i Tønder. ~ med Franziska Juliane BECHTOLSHEIM (1779-1815). .Børn: Gen I nr. 6-8.
3. Heinrich MATTHIESSEN amtsforvalter. Født 11. juni 1768. Død 13. januar 1834. Amtsforvalter i Segeberg. ~ med Grote VON SCHAUEN (-1855). .Børn: Gen I nr. 9.
4. Markus MATTHIESSEN. Født 1769. Død 1770.
5. Christine MATTHIESSEN. Født 1770. Død 1837. · Ugift. "
- Seine Seite bei Wikipedia: "Peter Matthiessen (Jurist) Zur Navigation springen Zur Suche springen Peter Matthiessen (* 31. Juli 1720 in Nieblum; † 8. Juli 1812 ebenda) war ein deutscher Jurist und Verwaltungsbeamter. Inhaltsverzeichnis 1 Beamtenlaufbahn 2 Wechsel in die Wirtschaft 3 Bedeutung 4 Familie 5 Literatur 6 Einzelnachweise Beamtenlaufbahn Peter Matthiessen war als Enkel von Matthias Petersen ein Sohn von Peter Matthiessen (* 4. November 1677 in Oldsum; † 14. Oktober 1752 in Nieblum) und dessen Ehefrau Hedwig, geborene Lorenzen (* 1687 in Bredstedt; † 1726). Sein Vater arbeitete von 1713 bis 1746 als Landvogt auf Osterlandföhr und bis 1742 auch auf Sylt und von 1713 bis 1749 als Gerichtsvogt auf Föhr. Seine Mutter war eine Tochter von Marcus Lorenzen, der als Königlicher Kommissar in Tondern, Hausvogt in Schwabstedt und Stiftsvogt in Bordelum tätig war.[1] Da Matthiessens Mutter früh starb, übernahm seine älteste Schwester seine Erziehung. Nach Hausunterricht durch Peter Cramer, der als Diakon an St. Johannis auf Föhr und später als Pastor am Schleswiger Dom arbeitete, lernte er bis Ostern 1740 an der Domschule Schleswig. 1741 schrieb er sich für ein Studium der Rechtswissenschaften an der Reformuniversität Göttingen ein. Darüber hinaus studierte er Philosophie, Literatur, Naturlehre und Astronomie. 1744 legte er das Examen ab und arbeitete anschließend fast zwei Jahre als Advokat in Tondern. 1746 wechselte er als Amtssekretär zu Christian Albrecht von Massow, der Amtmann von Apenrade und Lügumkloster war. Da ihn von Massow oft an der Führung der Amtsgeschäfte beteiligte, sammelte Massow so praktische Erfahrungen mit der Verwaltung und Justiz.[2] Von Massow förderte Matthiessens Karriere, den er eigentlich nur ungern als Mitarbeiter verlieren wollte. 1753 wechselte Matthiessen als Legationssekretär zum dänischen Gesandten Erhard von Wedel-Friis nach Stockholm. Dieser ging 1754 nach Paris und holte Matthiessen im Sommer 1755 dorthin. Matthiessen versuchte bat der interessanten Arbeiten in einer der bedeutendsten dänischen Gesandtschaften um eine Stelle in seiner Heimat. Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass seine spätere Ehefrau in Apenrade lebte.[3] 1759 wurde Matthiessen zum Landvogt von Osterlandföhr und Birkvogt von Westerlandföhr und Amrum berufen. Diese Stellen hatte zuvor sein verstorbener Bruder Marcus innegehabt. Da Wedel-Friis während des Siebenjährigen Krieges nicht auf ihn verzichten wollte, musste er trotzdem in der französischen Hauptstadt bleiben. Im August 1763 ging Matthiessen gemeinsam mit seinem Dienstherrn zurück in seine Heimat. Sein Bruder Matthias, der Landvogt auf Sylt war, übernahm seine Ämter bis zur Amtsübernahme 1764 kommissarisch.[4] Als Landvogt unterstand Matthiessen Ulrich Adolph Graf von Holstein, der 1769 die Anweisung gab, Osterlandföhr zu verkoppeln. Matthiessen lehnte dieses Vorhaben zunächst ab, setzte es aber gegen die dauerhaften Widersprüche der Bauern durch. Im Rahmen der Verwaltungsreformen Johann Friedrich Struensees wurde Matthiessens Dienstherr 1771 zum Oberpräsidenten Kopenhagens berufen. Matthiessen, der in der Zwischenzeit Kanzleirat geworden war, erhielt im Juni 1771 einen Ruf als Erster Bürgermeister der Stadt. Entscheidend hierfür waren vermutlich sein Fleiß und gute Kenntnisse der dänischen Sprache. Matthiessen folgte dem Ruf nur widerwillig, hatte aber seine Landvogtei währenddessen bereits verloren und daher keine andere Wahl, als das Amt anzunehmen.[5] Matthiessen zog ohne seine Familie, die auf Föhr blieb, in die dänische Hauptstadt. Bis zur Köpfung Struensees im Mai 1772 amtierte er als Erster Bürgermeister. Der König entließ ihn daraufhin und gewährte ihm ein Wartegehalt in Höhe von 700 dänischen Reichstalern. Da seine vorherige Stelle als Landvogt anderweitig besetzt war, verlegte er den Wohnsitz seiner Familie nach Apenrade. Heinrich Carl von Schimmelmann berief ihn 1775 zum Mitdirektoren der „Königlichen Altonaischen Härings-Fangs Direction“ nebst Sigismund Wilhelm von Gähler und dem Buchhalter Johann Christoph Donner und ernannte ihn zum Justizrat.[6] Wechsel in die Wirtschaft Die Heringsfangdirektion gehörte zu den vielen staatlichen Wirtschaftsunternehmen der Ära Schimmelmanns und konzentrierte sich zumeist auf den Fang von Heringen und Walen. Da Matthiessen sich wohl eher mit Verwaltung und Justiz auskannte, erzielte er im kaufmännischen Bereich keine nennenswerten Erfolge. Ihm halfen seine alten Kontakte zu Walfänger aus seiner Zeit auf Föhr, insbesondere, als er 1775/76 von Schimmelmann den Auftrag erhielt, Besatzungen für die Walfangschiffe der „Kongelige Grønlandske Handel“ (KGH) zu finden. Matthiessen arbeitete von 1775 bis 1801 als deren korrespondierender Direktor. 1776 bestand die Besatzung von sieben von acht, 1777 von zwölf von 16 Walfangschiffen der Gesellschaft aus Kommandeuren und zusätzlich 200 bzw. 350 Besatzungsmitgliedern aus Föhringern. Auch in den Jahren danach machten sie den Großteil der Besatzung aus. Sie fingen Wale bei Spitzbergen und in der David-Straße, bis die KHG den Betrieb einstellte.[7] Aus der KGH entstand 1782 die „Königliche octroyrte Dänische, Nordische, Schleswigsche und Holsteinische vereinigte Handels- und Canal-Compagnie“. Das Unternehmensziel war, den nahezu fertiggestellten Eiderkanal für den Handel zu nutzen. Geleitet von einer Direktion in Kopenhagen entstand dort ein Kontor und eine „administrirende Direction“, deren Leitung Matthiessen als Erster Administrator übernahm. Ab 1792 arbeitete das Altonaer Kontor als eigenständiges „Königliches Fischerey- und Handelsinstitut“.[8] Matthiessen hatte eine langanhaltende Augenerkrankungen und erblindete zwischenzeitlich, arbeitete aber trotzdem bis ins hohe Alter. 1801 ging er in den Ruhestand. Zu diesem Anlass sollte er zum Etatsrat ernannte werden, was er angeblich ablehnte. Den Rest seines Lebens verbrachte er bei seiner Tochter in Niebüll.[9] Matthiessen verkehrte in Hamburg und Altona regelmäßig in den höchsten Führungsschichten der Gesellschaft und war besonders mit Ulrich Adolph Graf von Holstein und seinem Kollegen Joseph Pierre Texier (1738–1818) befreundet. Er tauschte sich regelmäßig mit Johannes Nikolaus Tetens und Josias Lorck aus.[10] Bedeutung Matthiessens zeitüberdauernde Bedeutung im historischen Kontext einzuschätzen ist, abgesehen von der Zeit als Kopenhagener Bürgermeister, kompliziert. Die Forschungsliteratur enthält hierzu nur geringe Informationen. Dokumente aus den Archiven, die die Zeit in Altona betreffen, wurden vernichtet. Im Kopenhagener Reichsarchiv sind nur einige Schreiben Schimmelmanns zu finden.[11] Die vorhandenen Quellen zeichnen das Bild eines fleißigen, gewissenhaften und umfangreich gebildeten Verwaltungsbeamten: Er zeigte jedoch wenig Originalität und Initiative, um ihn als herausragend im Vergleich zu vielen ähnlichen Beamten erscheinen zu lassen.[12] Familie 1764 heiratete Matthiessen in Nieblum Anna Botilde Jessen (* 17. Juni 1729 in Apenrade; † 19. April 1805 in Nieblum). Das Ehepaar hatte zwei Töchter und drei Söhne, darunter: Peter (* 19. März 1767; † 15. Dezember 1829 in Tondern). Er arbeitete anfangs als Sekretär der Pinneberger Landdrostei und war um 1790 Landvogt auf Sylt. Danach arbeitete er als Obergerichtsrat in Glückstadt, ab 1816 als Amtmann in Tondern. 1813 wurde er zum Ritter vom Dannebrog ernannt. Heinrich (* 11. Juni 1768; † 13. Januar 1834) wurde Amtsverwalter in Segeberg. Literatur Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 227–230. Georg Peter Petersen: Erinnerungen aus dem Leben des königlichen Justizraths P. Matthiessen, Hammerich und Heineking, Altona 1825, Digitalisat Einzelnachweise Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 227. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 227–228. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 228. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 228. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 228. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 228. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 228–229. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 229. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 229. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 229. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 229. Bar C. Roeloffs: Matthiessen, Peter. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 9 – 1991. ISBN 3-529-02649-2, Seite 229."
- Google-Books: Erinnerungen aus dem Leben des ... Justizraths P. Matthiessen ... Mit einer ...: "einsamen Insel das Licht der Welt zum ersten Mal erblickte daß er mit der Idee des Abstammes von einem tapfern freien Volk und unter ihren Ab kömmlingen im Angesicht des stürmenden Weltmeers geleitet von einem wissenschaftlich gebildeten Vater heranwuchs Da der Character des Vaters im Ganzen Ernst war so ward bei seiner Erziehung früh auf Verständigkeit Fleiß und Unterricht we niger auf Zeitvertreib Spiel und Vergnügen geachtet In den Wellen der See zu baden Mastbäume der geankerten Schiffe zu ersteigen von den Hügeln der Burg sich herab zu stürzen im Garten ein zugemes senes senes Stück Land zu bearbeiten waren die Scenen des täglich wiederkehrenden einfachen Schauspiels Eben so wenig darf übersehen werden daß er im 6ten Jahre seine Mutter verlor Sie starb 1726 den 21 October Der Vater heirathete nicht wieder sondern ließ seinen Hausstand durch die älteste Tochter Inge so lange sie unverheirathet war besorgen Aus diesem Umstande wird die bei sondere Anhänglichkeit an diese Schwester die mit dem Tode nur erlosch erklärbar Sein Vater war als er geboren ward im 43sten Lebensjahre beklei dete das Richteramt auf den Inseln Föhr und Sylt und war ein Mann dem gewachsen wozu ihn Gott berufen hatte Frommer Ernst Liebe zu den Wissenschaften Eifer für sein Amt und die herrlichste Liebe und Thelnahme an seiner Familie zeichnete seinen Character aus Er war am liebsten bei seinen Ge schäften die ihm nie zu schwer nie zu klein und geringfügig dünkten wenn das Wohl und die Zufrie denheit eines Menschen damit zusammen hing Die ihm darnach liebsten Stunden waren die im seiner Familie Er machte es in der Sorgfalt für die Erziehung seiner Kinder seinem Vater gleich Dieser Zweck stand allenthalbeu im Hause deutlich bezeichnet An Zerstreuung und Vergnügen ward wenig gedacht an Lernen stets Die Mutter wird als ein sanftes verständiges liebevolles Wesen beschrieben die ihre Freude in der Erfüllung des Zwecks ihres Lebens fand Ihr Tod war schön wie ihr Leben gewesen war Wie sie merkte daß ihr Ende heran nahete rief sie ihre Kinder an ihr Sterbelager und vermahnte sie sich so zu betragen daß der Verlust den der Vater durch sie erleiden würde durch die Freude die er mit Recht von ihnen erwarten dürfe ersetzt werden könne Dann wandte sie sich insonderheit an ihre älteste Tochter Inge die im 16ten Jahre stand und forderte sie auf in der Fürsorge für den Vater und ihre jüngern Geschwister treue Mutterstelle zu vertreten was diese mit tiefer Rührung versprach und mit musterhafter Treue erfüllte Beim Absterben der Mutter waren 3 Söhne Markns im dreizehnten Matthis im elften und unser Peter im sechsten Jahr außer den kleinern Kindern vorhanden die alle im Hause blieben Mit diesen seinen beiden ältern Brüdern genoß er Er ziehung und Unterricht In den kindlichen Jahren wurden sie in die öffentlichen Schulen des Orts ge sandt und so wie der Verstand reifer und der höhere Unterricht nothwendiger ward wurden ihnen Haus lehrer gegeben Der Vater war so glücklich in der Person eines Candidaten Cramer einen Mann zu finden der das alles zu erfüllen Geschick und Neo gUf9 gung hatte was diese lernbegierigen Knaben be durften Allerdings hatten sie diesen Mann der ein guter Philolog und Geschichtskenner war den guten Grund zu danken auf welchen nachher so Herrliches aufgeführt ward Daß er insonderheit ein guter Lateiner war läßt sich mit größter Wahrscheinlichkeit aus dem Grunde schließen weil er seine Zöglinge zu einer ausgezeichneten Fertigkeit in dieser Sprache leitete Vom Jahr 1733 mithin aus seinem 13ten Jahre ist noch ein lateinisches Gedicht von unserm Matthiessen da welches er dem Geburtstage seines Vaters geweihet gehabt hat das sowohl seinen frühen Fleiß als den gründlichen Unterricht den er erhalten haben muß beurkundet Jetzt kam der Zeitpunkt daß der siebenzehn jährige Jüngling von der Insel weg in die große Welt hinein mußte um eine vielseitigere Ausbildung und Vorbereitung für das akademische Leben zu er langen Der Vater wählte für diesen Zweck die Domschule in Schleswig die im guten Rufe war an welcher der Rector Hoyer ein gelehrter und human gebildeter Mann als erster Lehrer stand Aus dieser Periode ist wenig mehr als ein ehrendes Zeugniß dieses seines Lehrers vorhanden welches ihm beim Abgang von der Schule Ostern 1740 also nach dreijährigem Aufenthalt ertheilt ward Es leidet kei keinen Zweifel daß er nicht diese Zeit die kostbarste im Jünglingsleben sehr treu für die Bereicherung insonderheit seiner philologischen Kenntnisse angewandt haben sollte Es ist auch mehr als gewiß daß er hier in der Erlernung der Französischen Sprache die er früh fertig schrieb und redete und die ihm auf seiner nachmaligen Laufbahn so wichtig ward ja ihm vielleicht selbigen vorzugsweise bezeichnete vielen Fleiß verwandte Ostern 1740 ging er begleitet mit dem unbe dingten Beifall seiner Lehrer mit den Segenswünschen eines ehrwürdigen Vaters zur Universität nach Göttingen ab Er widmete sich dem juristischen Studio aber einem so umfassenden Geiste wie der war der sich in ihm entwickelte genügte ein einseitiges so genanntes Brodstudium nicht Obgleich er auch des Brodes wegen und um sich den Weg zu einem sichern Unterkommen im Vaterlande zu bahnen nicht versäumte sich im Römischen Recht und in jedem andern Recht das als Grund und Stütze dor Juris prudenz betrachtet wird festzusetzen Allgemeine Lite ratur Geschichte und Sprachen zumal die Franz zösische als diejenige worin sich der Geist der Wissenschaft und Civilisation damals am klarsten aus sprach die Leibnzische und Newtonsche Philosophie Naturlehre und Astronomie ja selbst Poetik und alles was unter dem Namen schöner Wissenschaften B begrif begriffen ward lagen im Bereich seiner Beachtung und nahmen von Zeit zu Zeit seine jugendliche Lern begierde in Anspruch Aus seiner Büchersammlung aus seinen Aufsätzen und aus dem Umgang den er damals und nachher am liebsten pflegte ersieht man daß er schon früh das Studium der Geschichte und Politik sich vorzugsweise ausgewählt hatte und viel leicht nahm er schon damals die Idee der höhern reinen Staatswissenschaft in sich auf der er in seinem Leben ergeben blieb und worin er nachher so ausge zeichnet arbeitete An allen Orten wo er nachher weilte unterhielt er am fleißigsten Umgang mit Mäu nern die mit Staatsgeschäften vertraut waren an politischen Zeitschriften arbeiteten oder sonst als Schriftsteller in diesem Fach sich einen Ruf erworben hatten Dadurch legte er denn hinlänglich an den Tag zu welcher Klasse von Staatsbürgern er nach seiner Neigung gezählt seyn wollte In Göttingen erlebte er von 1740 bis 4744 vier fruchtbare Jahre Er war so glücklich der Liebe und Zuneigung des damals jungen Professors nach maligen Geheimenjustitzraths Georg Ludwig Böh mer sich zu erfreuen Fünf und vierzig später hatten seine Söhne Peter und Hinrich ebenfalls Gelegenheit ihn zu hören Er erinnerte noch damals mit Achtung und Freundschaft Va Vaters Im Jahr 1744 erhielt er die Nachricht von einer seinen Vater getroffenen gefährlichen Krank heit Dies ward die Ursache daß er seine Rückkehr ins Vaterland beeilte um wo möglich den Gegen stand seiner kindlichen Verehrung noch einmal zu um armen Allein er sollte nicht dies Glück genießen er fand nur die Leiche seines Vaters vor Jetzt sollte der Richtweg zum festen Wohnsitz des Lebens wenn möglich zum Amte im Staate gewählt werden Welche Pläne er dazu gehegt und entworfen welche aufgegeben und vereitelt wurden weiß ich nicht Nur ersehe ich aus den Nachrichten daß er bald nachher als Advokat in Tondern auf trat Obgleich die Praxis die er hier fand golden genannt wird so muß dies Geschäft oder dieser Ort ihm doch nicht ganz gefallen haben denn nach zwei Jahren finden wir ihn als Amtssecretair bei dem Geheimenrath v Massow in Apenrade der die beiden Amtmannschaften Apenrade und Lügumkloster bekleidete angesetzt Er wählte diese Station heißt es weil er hoffte auf diesem Wege dem Hauptziel seiner Wünsche einer Anstellung als Beamter näher geführt zu werden Es gebt keine zweckmäßigere Schule für einen jungen Mann der sich gehörig auf Universitäten vor bereitet hat und sich nun für das Geschäftsleben B 2 als ansbilden will als diese Station bei den Amtmanns geschäften Zum Beweis dieser Behauptung stünden mir eine Anzahl Belege aus dem Leben zu Dienst Versteht sich aber von selbst daß eine Schule nur da seyn kann wo ein unterrichteter Schulmeister ist Die Amtmänner haben einen sehr weiten und wich tigen Wirkungskreis und vielseitige Berührungspunkte mit der Welt und den Menschen Bei ihnen ist das Centrum des Zusammenflusses aller bedeutenden Män ner der Umgegend sowohl geistlichen als weltlichen Standes die directe und indirecte dahin durch ihre Verhältnisse und Geschäfte gerufen werden Hier trifft der Advocat mit dem Prediger der Oberförster mit dem Zollverwalter der Hebungsbeamter mit dem Oekonomieaufseher der Rentirer mit dem Landmann kurz alles was der Umkreis in Absicht auf Geschäft und Bildung Beachtungswerthes hat zusammen Welch ein Markt Hier wird der häusliche Zwist über die geheimsten Familieninteressen erörtert hier die Bänder und Fugen der menschlichen Gesellschaft und Civilisation in ihren leisesten Berührungen erkannt und erwogen hier der Streit der Patrizier und Ple bejer geschlichtet Und was noch mehr ist hier ergiebt sich die einzige wahre Gelegenheit in der Welt das Volk in seinem Leben und Streben in seinem natürlichen und angebildeten Character in seinen Bedürfnissen und Geschäften in seiner Sitt lich lichung und Entartung nach seinen Lasten und Frei heiten nach den Quellen seiner Armuth und seines Wohlstandes überhaupt in allen Abstufungen des Wünschens und Wirkens als Bürger Hausvater und Vater in allen Verhältnissen wo der Mensch einen Werth und eine Bedeutung gegen den andern hat zu sehen und zu behandeln und schätzen zu lernen Von hier aus wird das Princip des Rechts und der Ordnung im Volk begründet und erweitert oder untergraben und vernichtet Hier übt die feile Red nerei um Geld und Gewinn ihre kühne Kunst das Heiligste zum Gemeinsten zu erniedrigen dem Böse wicht eine Brücke zu bauen und dem Lahmen seine Krücke zu entwenden Aber hier erhebt sich auch eine Stimme für Wahrheit und Recht für Freiheit und Wohlsein ernster kräftiger wahrer und würde voller als sie jemals iu den Antichambern und Kam mern gehört werden kann und gesprochen werden darf Und bei allen diesem ist der junge Mann Beisitzer über alles dieses Protocollführer in allen diesem Ausfertiger Er müßte weder Kopf noch Herz haben wenn er nicht nach vollendeter Lehrzeit von hier reicher gereifter geübter herausginge als jemand aus irgend einem Administrations und Ree gierungscomtoir herausgehen kann Darum weil hier ein so weites Feld des menschlichen Unterrichts und der gemeinnützigen Uebung sich öffnet sollten die Amts Amtssecretaire immer aus den tauglichsten jungen Juristen mit Umsicht und Vorsicht gewählt werden Und hat ein so Geeigneter in seinem Posten die Prü fungszeit in gehörigen Jahren mit Ruhm bestanden so müßte alles trügen wenn er nicht der Mann sey den der König zur sichern Wache an die bedrohtesten Theile des Reichs hinstellen könne Nach allen mir über den Geheimenrath v Maß sov zugegangenen Nachrichten war er ein Beamter unter welchen ein junger Mann mit Matthiessens Talent und Tüchtigkeit in 7 Jahren nicht ohne große Vorbereitung dienen konnte Massov war ein be jahrter und betrauter Staatsdiener unter drei Kö nigen in Staatsgeschäften gereift als Matthiessen zu ihm als Gehülfe gerufen wurde Matthiessen wußte sich das Zutrauen und die Zuneigung desselben in dem Maaß zuzuwenden daß er ihn nicht nur als Berather in allen gerichtlichen Verhandlungen zuzog sondern ihn auch in seinen Musestunden zu seinem Gesellschafter erkor Er füllte diesen Posten so ehren voll aus daß er keinen Abend entbehrt werden konnte Matthiessen erzählt daß er sich des Nachmittags auf seinen Spaziergängen immer auf einen Gegenstand habe bedenken müssen den er in den Abendgesprächen als Thema zu einer angenehmen und lehrreichen Unterhaltung aufstellen konnte Dem v Ge Geheimeurath ward einst der Antrag zur Präsident schaft in einem der höhern Collegien gemacht Er erklärte sich auch bereit unter bestimmten Bedin gungen dies Amt anzunehmen verlangte aber von Matthiessen daß er ihm dahin folgen solle wo er ihm dann zu einer Anstellung in seinem Collegio verhelfen wolle Dies war eine erwünschte Aussicht für M allein man wollte dem Geheimenrath die gemachten Bedingungen nicht einräumen und damit ward auch diese Hoffnung auf Beförderung vereitelt Während seines Aufenthalts in Apenrade verlor der Geheimerath seine Gattin und seine einzige Tochter durch den Tod Dieser Unglücksfall der den alten Mann sehr erschütterte machte ihm seinen Haus freund noch wichtiger und er durfte nun keinen Abend an seiner Seite fehlen Da Massov ein wissenschaftlich gebildeter und in allen seinen Ver hältnissen höchst achtungswürdiger Mann war muß man sich diese Bedingung keinesweges als Beschrän kung und Last für M denken Er äußerte sich in seinen Briefen mehrmals über diese Stunden in Gesellschaft seines Prinzipals die oft bis in die tiefe Nacht verlängert wurden als über die genußreichsten seines Lebens In einer derselben machte ihm der Geheimerath den Antrag ihm bei seinem Ableben aus seinem Vermögen ein solches Kapital aussetzen zu wollen daß er davon leben könne wenn er wie er er sich ausdrückte mit ihm leben und sterben wolle Der bescheidene Matthiessen nahm dies Anerbiethen nicht an und erwiederte bloß darauf Leben wohl Excellenz aber ans Sterben wollen wir noch nicht denken Eher wir weiter gehen und Matthiessen auf die neue Laufbahn die er nothgedrungen nach einem siebenjährigen Aufenthalt in diesem Orte betreten mußte begleiten müssen wir noch eines Ereignisses erwähnen worauf später alle seine Schicksale zurückführten und das seinem Leben und Streben eine Hauptrichtung gab In Apenrade lebte eine Wittwe Jessen mit vier Töchtern die ihr im 26sten Jahr ihr verstor bener Gatte hinterlassen hatte Seit dem Tode ihres Mannes hatte sie die Tranerkleider nicht abgelegt Als Matthiessen in Apenrade eintrat fand er in dieser Wittwe Haus einen Freund Namens Kanitz der das Amt eines Stadtsecretair bekleidete der ein Schwiegersohn dieser Wittwe war und eine noch unverheirathete erwachsene Tochter Namens Botilda An diesem Mädchen fand Matthiessen diejenigen Eigenschaften vereinet die er seiner künftigen Gattin wünschte und versprach sich mit ihr zum Bunde ewiger Liebe Die Mutter und der Freund segneten den Bund Seit Seit dieser Verlobung war es Matthiessens ernstlicher Wunsch zu einem bestimmten Brod und zu einem Amt zu gelangen Welcher Wunsch war auch natürlicher wie der Er hatte seine Botilda aus Neigung gewählt sie liebte ihn mit der ersten innigen Liebe er hatte das reifere männliche Alter erreicht war 30 Jahre und war an Geschick Erfahrung und gutem Ruf ausgezeichnet Allein seine bescheidensten gemäßigtesten Wünsche wollten ihm nicht ge lingen Im Jahr 1752 ward die Bürgermeister Stelle in Tondern erledigt und obgleich ihn sein Prinzipal aufs dringendste an den König und den Kabinetssecretair empfahl konnte er doch nicht dazu gelangen Der Geheimerath schrieb bei dieser Gele genheit in den rührendsten Ausdrücken an den König Er berief sich darauf daß er bei des Königs Majestäts Vater und Großvater von Ju geld auf großer Gnaden gewürdiget und wolle es als eine noch größere Gnade erkennen die ihm selbst von Sr Königl Majestät wieder fahren wenn er seinen Secretair Matthiessen der während sechs Jahre in den ihm als Amtmann oblie genden Verrichtungen zu seiner völligen Zufriedenheit mit bewiesener Geschicklich keit und Treue sey gebraucht worden in dessen Umgang er in seiner Einsamkeit seine seine hauptsächlichste Beruhigung gefun den und dem er sein begründetes Ver trauen geschenkt habe zu dieser Stelle ernennen wolle Zwar ein herrliches Zeugniß allein alles war vergeblich Von diesem Zeitpunkt an könnten wir die Fort setzung dieser Geschichte die vereitelte Hofs nung überschreiben Als wenn der geschlossene Bund der Herzen im Himmel keine Genehmigung erhalten warf sich ein widriges Schicksal nach dem andern zwischen die Liebenden und hielt sie in den weitesten Zwischenräumen bis zum Jahr 1763 fast zur Ver zweiflung entfernt Das Leben des Menschen ist oft mit einer Schifffahrt verglichen und wirklich hat es viel Aehnliches damit Jener mit Tabacksstengelbe ladener Schmuggler sticht leichtsinnig zu jeder Stunde in die See und kaum hat er die Segel aufgespannt so bläst ihm schon ein günstiger Wind darin und führt ihn graden Weges dem Hafen seines Wunsches zu und dieser nmit den edelsten Schätzen der Kunst und des menschlichen Fleißes Be frachteter liegt Wochen und Monate vor Anker auf eine günstige Kühlung harrend Schwellen auch ein mal günstige Winde die Segel so führen sie ihn nur ins Angesicht des ersehnten Hafens wenden sich dann ihm entgegen und lassen ihn auf der Rhede bis zur Ermüdung harren A W Wir Wir kehren noch einmal nach Apenrade zurück und lassen den treuen Freund seines würdigen Herrn und den glücklich Verlobten eines edlen Mädchens noch Ein Jahr seine Stunden zwischen Uebungen der Wissenschaften und seinen Berufsgeschäften in Gesell schaft seines alten Principals theilen bis wir ihn seiner verhängnißvollen Zukunft weiter entgegen gehen lassen Der Geheimerath v Massov war wohl zu weit in den Jahren des Alters vorgerückt als daß er Kraft genug hätte haben können so große Ver lüste in seiner Familie als in den letzten Zeiten über ihn kamen zu ertragen Er erkrankte und auf Anrathen des Arztes sollte eine Reise ins Ausland vielleicht nach einem Bade versucht werden und Matthiessen sollte ihn begleiten Sie kamen aber nur bis nach Hannover Da nahm die Kränklichkeit des Geheimenraths eine so ernstliche Gestalt an daß er liegen bleiben und ärztliche Hülfe suchen mußte Vergeblich die ernste Stunde des edlen Mannes hatte geschlagen er starb nach einigen Tagen in den Armen seines geliebten Begleiters A Matthiessen ward nun von den Verwandten des Verstorbenen beauftragt die Leiche zur Beisetzung nach Schleswig zurück zu begleiten Bei der Feier lichkeit dieser Beisetzung wozu sich viele angesehene Fami Familien eingefunden hatten eröffnete sich Matt thiessen unerwartet eine neue Laufbahn Es ward ihm das Secretariat bei dem Dänischen Gesandten in Stockholm dem Grafen Wedel Fries angetragen welche Stelle er nachdem er zuvor Rücksprache mit den Apenradern gehalten hatte annahm In Apen rade wollte man nicht so gern zu einer so weiten Entfernung einwilligen allein die Aussicht zu recht seltenen Lebenserfahrungen und noch die viel mehr versprechendern auf diesem Wege zu einer fortwäh renden erwünschten Anstellung im Vaterlande zu ge langen überwog alle Bedenklichkeiten Matthies sen begrüßte nach geordneten Geschäften noch einmal die Seinigen nahm Abschied von Vaterland und Braut und trat mit seinem neuen Principal im März 1753 die Reise nach Schweden an Sein Aufenthalt in Stockholm war nicht unan genehm wie man aus Briefen ersieht die er von daher recht fleißig an seine geliebte Botilda schrieb Doch hielt er sich aus Gesellschaften zurück weil er wie er schreibt alle seine Worte und Schritte sorgfältig abwägen müsse und erfreute sich in den Ne benstunden auf seinen Spaziergängen der freien Natur Besonders lobt er die schöne Natur im Schloßgarten ZU Stockholm und auf einem Landgut des Grafen Kageholm in der Nähe Wie alle unverkünstelten Metz Menschen die diese freundliche Mutter an ihren Brüsten groß erzogen mit unauslöschlicher heißer Liebe an ihrer ersten Wohlthäterin zeitlebens fest han gen so that auch er es wo er in seinem Leben weilte Dazu studirte er fleißig und hielt einem jungen Verwandten des Grafen Vorlesungen und leitete dessen Ausbildung Außerdem bemühte er sich seinen Freun den im Vaterlande wenn sie sich mit Aufträgen an ihn wandten gefällig und dienstlich zu werden Seinen Freunden in Apenrade sandte er Schwedischen Buchweizen und seinem geliebten Schwager dem Hofprediger Lork in Copenhagen zum Behuf seiner Sammlung Schwedische Finnische und Lappländische Bibeln Nach Aus einem Briefe dd Copenhagen den 27 April I754 von Lork ersieht man daß er von hieraus seine Bemühung um eine Ansetzung im Vaterlande fortgesetzt hat Er schrieb deshalb an seinen Schwager Lork und bat diesen ihn bei Gelegenheit zu einer Postmeistervacanze zu empfehlen Hierauf antwortete Lork für damalige Zeit characteristisch genug An das Directorium oder Generalpostamt muß man sich freilich wenden Aber da sind hier gleich so viele bei der Hand die dasselbe suchen und noch dazu gute Addressen haben Besonders pflegen die Königlichen Laquaien mit den Postbedie n uns nungen davon zu gehen Aus demselben Brief erhellet daß es schon damals ein gedrucktes neues Testament in Lappländischer Sprache gegeben habe Nach zweijährigem Aufenthalt in Stockholm ward sein Principal beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges von hier abgerufen und zum Gesandschaftsposten in Paris ernannt Matthiessen begleitete ihn im August 1755 dahin wo er abwechselnd theils als Privatz theils als Legationssecretair an den Geschäften Theil nahm Es läßt sich wohl annehmen daß er während der 7 Jahre die der Krieg währte und die er sich da aufhielt auf die Leitung der Geo schäfte sehr wesentlichen Einfluß gehabt hat und dem Staat von bedeutendem Nutzen gewesen ist Zur Zeit seines Aufenthalts bei den Gesandschaften zu Stock holm und Paris von 1753 bis 1763 ward sowohl im Schwedischen als Französischen Ministerio der alte zwischen dem Holstein Gottorfschen Hause und dem Könige von Dänemark obwaltende Streit fleißig ministeriell erörtert und verhandelt Nachdem diese Angelegenheit lange vorbereitet und man über die Gegenstände des Ausgleichs einig geworden kam bekanntlich in den Jahren 1767 und 1773 der Austausch zu Stande wodurch dieser Zwist der so unzähliges Elend geboren hatte sein Endziel erreichte Wenn Wenn Matthieffen bei diesen für den Staat unendlich wichtigen Verhandlungen freilich nur als linke Hand des Gesandten unter dessen Leitung er zu arbeiten beauftragt war thätig seyn konnte und durfte so galt denn doch gewiß auch hier was das Sprichwort sagt daß die rechte Hand oft nicht weiß was die linke thut Keiner wird es in Abrede nehmen daß ein umsichtlicher und gewandter Legations secretair nicht oft wesentlichen Einfluß auf den Aus gang einer diplomatischen Verhandlung hat wenn auch seines Namens die Verträge und Acten nicht erwähnen Es ist ferner gewiß daß Dänemark an aller wesentlichen Theilnahme an dem siebenjährigen Krieg verschont blieb und daß es wie die Nachbarstaaten mit einem kecken König einen ärgerlichen Kampf führen mußten seinen innern Wohlstand ruhig besorgen konnte Daß Matthiessen aber wenig stens als wesentlich nothwendig bei der Gesandt schaft erachtet wurde wird auch aus diesem Umstand ersichtlich daß der Graf ihn unter keiner Bedingung fahren lassen wollte und selbst Befehle auswirkte die ihn bis zum Abschluß des Friedens in seiner Stellung zu bleiben nöthigten Hiezu könnten mehrere Belege geliefert werden Wir wollen nun nur noch einige Umstände aus seinem Privatleben in Paris ausheben Er ließ sich auch auch hier die Bildung des jungen Verwandten des Grafenz eines Kammerjunkers Gra m angelegen seyn und setzte seine Vorlesungen mit ihm fort Aus serdem unterhielt er einen vertrauten Umgang mit einigen Gelehrten worunter der damalige Gesandtschaftsprediger Schreiber und ein gewisser Tous saint waren Mit Letzterm der später zu Brüssel eine Zeitschrift herausgab hat er lange einen aus führlichen und interessanten Briefwechsel geführt Mit dem Grafen seinem verehrten Prinzipal unterhielt er ein Verhältniß was dem nahe kam in welchem er mit seinem verstorbenen Herrn gestanden hatte und das ihm die Thür zu allen den Vergnügungen und Genüssen öffnete die dem Grafen selbst zu Theil wurden Ich bin schrieb er vom 3 Nov 1755 aus Paris bald hie bald da mit dem Grafen auf dem Lande Zwei Wochen sind wir auf der Reise nach Versailles gewesen wo der König sich auf hält und haben des Sächsischen und Venetianischen Ministers Antritt und Abschiedsaudienzen mit an gesehen In einem andern Brief meldet er Wir haben hier viele junge Herren aus Dänemark unter andern den jungen Grafen Moltke den jungen Grafen Reventlau von Sandberg und den jungen Grafen Schack Ersterer logirt in unserm Hause die andern speisen hier sehr oft Mittags und Nachmittags bin ich also mehrentheils in guter Gesell Gesellschaft und will ich mir ein Vergnügen machen so gehe ich nach der Comedie Sonst vertreibe ich mir die Zeit mit Lesen und Schreiben Seine Briefe enthalten die herzlichsten Zeugnisse seiner unwandelbaren herzlichen Theilnahme an Allen die er im Vaterlande zurückgelassen die er die Seinen nennen durfte aber hinsichtlich auf Mitthei lungen über wichtige Verhältnisse und Begebenheiten in Paris scheint er denselben Grundsatz sich vorge schrieben zu haben deu er schon wie erwähnt wor den zu Stockholm angenommen hatte nämlich alle seine Schritte und Worte sorgfältig zu bewachen Er lebte bekanntlich in einem Zeitraum in Paris der von allen der besprochenste ist und wo jeder Tag neuer Stoff zu neuer Bewunderung und neuer Ver achtung desjenigen was Menschen zu thun im Stande sind gebar Es war das verworfene Zeitalter des leichtsinnigsten und lasterhaftesten der Könige der eine Welt voll großer unter Ludwig XIV geweckter Ideen zu zerstöhren oder irre zu leiten sich gelobt hatte Es war die neue Zeit gewisser maßen im Kreißen und Ludwig XV bildete aus dem was sie gebar die Furien der Revolution Es war in den Tagen daß Damiens den Dolchzuckte gegen den sündigen König aber Matthiessen ging nicht hinaus um den Freveler unter seinen Martern sterben zu sehen E Bei zum besten fügen wird Er unterhielt mit seinen Bei allem was ihm täglich in seiner Lage Wichtiges und Interessantes beschäftigte lag der Gedanke an das Vaterland und seine Liebe in seiner Seele voran Ich spare schrieb er in einem Briefe an seine Botilda keinen Fleiß mir die Rückkehr in mein Vaterland zu erwerben Bis dahin liebe Tilla müssen wir uns in Geduld fassen und den Himmel rathen lassen der es gewiß Freunden im Vaterlande und besonders mit seinem Schwager Kanitz einen ununterbrochenen Brief wechsel Von hier aus meldete man ihm jede vor fallende passende Vacanz und er unterließ nicht bei jeder Gelegenheit die sich ergab die gebührenden Schritte zu thun um einmal zu einem Aemtchen zu kommen welchem seine Gönner deren er viele recht bedeutungsvolle hatte ihn so werth erklärten End lich nach sechsjähriger Abwesenheit vom Vaterlande und eben so langjährigem herzlichen Verlangen dahin zurückkehren zu können ging ihm ein Stern der Hoff nung und Erlösung auf Sein älterer Bruder Landvogt auf Föhr starb 1759 und Matthiessen suchte von Paris aus um diese Vacanze an Und er erhielt bald darauf zur erfreulichen Nachricht daß sie ihm vom Könige bewilligt sey Welch eine Botschaft der höchsten seligsten Erdenfreude Nun zurück aus dem Gewühle weg zUM zum stillen Heerd der Liebe ins thenre Vaterland zu den Hügeln der Kindheit zur mütterlichen Insel zum biedern freien Volk Hier warteten sein die Achtung und Liebe seiner Landsleute die Liebe und Freundschaft vieler herrlicher Menschen ein herrliches Mädchen geprüft durch Zeit und Schicksal das nun sein Weib seine Gesellschafterin die Vor steherinn seines Hauses sein Engel und sein Himmel werden wollte Aber im Buche des Schicksals war es anders beschlossen Was kein Sterblicher zu berechnen vermag liegt als unabänderliches Bedingmiß unsers Seins oft vor uns verborgen und tritt am Morgen unserer schönsten Hoffnung als unabwälz liches Hinderniß hervor Die Prüfungsstunden der Liebenden sollten noch verlängert werden Zu derselben Zeit da ihm die Bestallung zUm Amt zugesandt worden war änderten sich die Aus sichten am politischen Horizont Der Tod kam über die Preußen bei Kunnersdorf und der verzweifelnde König schrieb an seinen Bruder es ist alles verloren Jetzt zog sich die Aussicht zum Frieden in die Länge Es wurden neue Pläne und Entwürfe zur Fortsetzung des Krieges in den Kabinetten ent worfen und auch die Dänische Gesandschaft in Paris bekam so voll auf und so wichtig zu thun daß der Graf Wedel Frieß seinem Gesandtschaftsgehülfen C 2 erklär erklärte er könne ihn jetzt auf keinen Fall ziehen lassen Und wie Matthiessen die in seinem neuen Verhältniß begründeten Einreden gegen das Verlangen des Grafen geltend zu machen suchte bewirkte sel biger in Copenhagen eine Verfügung gegen ihn die es ihm zur Pflicht machte auf unbestimmte Zeit in seinem Posten zu verharren Dabei ward ihm jedoch zu erkennen gegeben daß die ihm einmal verliehene Bedienung auf Föhr ihn unbenommen bleiben und für ihn administrirt werden sollte Und diese unbe stimmte Zeit während dessen sein Bruder der Landvogt auf Sylt die Landvogtei auf Föhr mit verwalten mußte währte nun noch über drei Jahre bis zum Abschluß des Hubertsburger Friedens in Februar 1763 Diese vereitelte Hoffnung zu besiegen war das angegriffene Gemüth des sanften liebevollen Mäd chens nicht stark genug Die treuesten zärtlichsten Briefe aus Paris die Tröstungen naher theilneh mender Verwandten waren nicht vermögend sie zu erheitern Es bemeisterte sich ihrer der Kummer in dem Maaß daß man für ihre Erhaltung besorgt ward Nur in frommen Betrachtungen und religiösen Uebungen fand sie Erleichterung ihres schwer belasteten Herzens Der religiöse Sinn der sich in diesen Tagen ihrem Gemüthe so tief einprägte verließ sie in ihrem Leben nie ganz Erst wie die Zeit kam daß ihre Hoffnung zur Wirklichkeit wurde verlor sie das Belastende und glänzte von nun an wie ein Stern im Diadem einer vollendeten Weiblichkeit Endlich kam das lang ersehnte Jahr Mat thies sen erhielt Evlaubniß zur Reise und ehrenvolle Dimission von seiner Station die er mit so ausge zeichnetem Beifall in 10 Jahren bekleidet hatte Die Achtung seines Principals die Liebe so manchen theuren Freundes begleiteten ihn aus Paris Schon hatte er nach Apenrade den Tag gemeldet wann er Paris verlassen und wann er zur Feier seiner Hochzeit daselbst eintreffen wollte Schon war er im Lande angekommen hatte schon Föhr hatte schon Altona gesehen und der frohe Tag der Hochzeit der ihn im Hause seiner Schwiegermutter auf immer mit seiner Botilda verbinden sollte war schon angesetzt und nach der damaligen Weise waren die Verwandten nah und fern zur Feier dieses Festes eingeladen Aber als wenn das Schicksal ein grausames Spiel mit diesen Liebenden treiben wollte das Fest ward durch eine unerhörte Greuelthat unterbrochen Man wird sich aus dem Anfang dieser Geschichte erinnern daß die Mutter der Botilda eine einsame Witwe war die gemeinschaftlich Ein Haus mit ihrem ebenfalls verwittweten Schwiegersohn dem Stadt Stadtsecretair Kanitz bewohnte Botilda und ihre Mutter hatten die vordern Stuben inne und Kanitz lebte in den hintern wo er arbeitete und seine Sachen hatte Uebrigens lebte er mit ihnen als Familie Als die beiden Frauenzimmer eines Abends zu Bette gegangen waren und ruhig schlummerten stürzte in der Dunkelheit der Nacht jemand ächzend und stöh nend in die Wohnstube nahe an ihrer Schlafstube herein der bald darauf mit dumpfem Geräusch zu Boden sank Jetzt hörte man ihn noch einige Augenblicke winzeln dann verstummte er Die beiden Frauenzimmer die keine Sylbe vom ganzen Vorgange sich erklären konnten wurden natürlich von Angst und Zittern ergriffen und wußten nicht was sie anfangen sollten Endlich nach einigem Zaudern ward Muth gemacht Die Mutter verläßt das Bette bekommt ein Licht angezündet und beleuchtet den Ort des Schreckens Aber Himmel welch ein Anblick Es war Kanitz ihr Schwiegersohn der in seinem Blute schwimmend todt auf der Erde lag Die Untersuchung ergab über diese Schreckensthat folgende Aufklärung Man fand in Kanitz Zimmer entwandt und das Fenster offen Es war also ein Raubmörder der zur Schlafzeit durchs Fenster in sein Zimmer gestiegen war um zu stehlen Etwa die Chatulle mit Gewalt erbrochen das Geld daraus durch das Geräusch beim Erbrechen des Schranks V RP und die Brautmutter mit wundgerungenen Händen war Kanitz aufgewacht und hatte seiner Kraft vertrauend das Bett verlassen und unbewaffnet einen Angriff auf den Räuber gewagt Und dieser auf diesen Fall vorbereitet begegnet ihm mit Dolchstichen und versetzt ihm deren in der Brust und im Unterleib so viele daß er bald durch den häufigen Abfluß des Blutes ermattet ihn fahren lassen muß und nun in die Zimmer der Damen eilt um Hülfe zu suchen da aber ermattet niederfällt und sein wür diges Leben aushauchte Der Mörder war mit etwa 200 Thaler wieder durch das offne Fenster ent flohen Matthiessen der lange Ersehnte erschien aber er fand Apenrade in Trauer gehüllt seinen Freund im Sarg die Braut stumm und todtblaß Die Hochzeit mußte ausgesetzt und die geladenen Gäste abbestellt werden Als er selbst genug um seinen theuren Freund geweint hatte ging er auf einige Zeit zu seinem Amte ab nach Föhr und sand Der Vollbringer dieser Missethat ward nie entdeckt aber ein großer Verdacht fiel auf einen Soldaten eines geworbenen Regiments das in Apenrade in Garnison lag der in der Nacht desertirt war Alle Nachforschungen nach ihm waren vergeblich sandte von da aus fleißig Balsam für die langsam heilende Wunde seiner Lieben nach Apenrade Die Hochzeit ward bis zum Herbst verschoben da sie im Septembermonat in aller Stille auf Föhr gefeiert ward Schweigen wir billig von diesem Fest schweigen wir auch von diesem ersten Eintritt auf die geliebte mütterliche Insel Lange ging die Sonne noch in einer Wolke gehüllt auf und unter und nur Gott und des edlen Manues Liebe nur Hoffnung und Vertrauen vermochten die tieferschütterte Botilda zum Lebensgenuß und zur Wirksamkeit in ihrem neuen Beruf zu stärken Matthiessen betrat das Land seiner Väter das er als Jüngling verlassen hatte erst nach 27 Jahren in seinem 44sten Lebensjahre wieder und hoffte nun nach einer stürmischen Fahrt den Hafen der Ruhe erreicht zu haben Wie glücklich daß wir an unsern Freudentagen nicht wissen was im Hinter grunde der Zukunft schlummert Die Rückerinnerung an die Schreckenstage in Apenrade abgerechnet war seine Lage auf Föhr übri gens von der Art daß er mit dankerfülltem Herzen den Lenker seiner Schicksale preisen mußte Freilich war es in seinem älterlichen Hause stil sie waren alle alle zur Ruhe oder auswärts gewandert und die damals bekannten Einwohner der Insel waren fast alle durch eine neue Generation ersetzt worden Aber er fand doch noch manchen gleichseitigen Jugend genossen der während der Zeit wie er auf laugen Reisen geprüft und viel erfahren worden war Seine Botilda war ein herrliches Weib ward eine treue Mutter eine weise Vorsteherin des Hauses Sein geliebter Bruder war auf der benachbarten Insel Und das Amt seines Vaters und Großvaters und das Land und die Verfassung seiner Vorfahren war ihm über alles werth z Das Verhältniß des Landvogts zum Volk auf dieser Insel ist von eigenthümlicher zarter Art und noch nie hatte es einen Richter als aus seiner eigenen Mitte entnommen gehabt Leider aber war er der letzte Der Ausspruch des Richters ist diesen Volke noch nach alt hergestammtem Urbegriff ein Gottesgericht Goting von dem keine Appellation Statt findet Der Vogt so nennen sie den Beamten hat s gesagt heißt bei ihnen so viel als die Sache ist endlich und in letzter Instanz ab gemacht Uebrigens ist derselbe dem Amtmann zu Tondern und dem Obergericht in Schleswig unter geordnet Allein diese obern Instanzen sind nicht so alt wie ihre Sitte Der Amtmann muß übers Meer Meer weg gesucht werden und sie haben keine Advokaten auf der Insel Dazu widmet sich der männ liche Theil der Bevölkerung fast ganz der Seefahrt und ist größtentheils abwesend nur der reichere ältere und kränkliche Theil bleibt mit den Weibern zur Bestellung des Feldes zurück Sie vertrauen daher ihrem Beamten der patriarchalische Achtung genießt und der dazu durch die insularische Lage vor dem Einfluß der obern Behörde auf dem festen Lande geschützt ist unbedingt ihr Kostbarstes ihr Geld ihre Ehre ihre Weiber und Kinder an Und da unter diesem abgeschiedenen Volke das seine alther kömmliche Sitte wie den Himmel verehrt sich alles forterbt von Geschlecht zu Geschlecht so erbt sich auch die menschliche Empfindung und also auch die Achtung und das Zutrauen gegen Vorgesetzte fort und macht unter ihnen den Stand eines Beamten gleich dem Verhältniß eines Vaters zu vertrauenden Kindern Unmündigen könnte man in gewisser Hinsicht auch sagen denn auch die Geschicktesten und Erfahrensten sind fast unausschließlich der Schiffahrt und den dahin gehörenden Kenntnissen ergeben und verstehen von andern bürgerlichen Rechtsverhältnissen wenig Sie wissen daß die Verordnungen da sind aber keiner achtet es der Mühe werth sie zu studiren Auf ihrem Schiffe meinen sie wäre der Kapitain die höchste Verordnung und die höchste Macht und auf auf dem Lande müsse es der Vogt seyn Aus diesem Begriff heraus ist ihnen der Richtspruch ihres Beamten nicht Spruch der höchsten Macht oder wohl gar einer vielseitigen Rechtseinsicht sondern gleich bedeutend mit der Willenserklärung eines erfahrnern seine Untergebenen herzlich liebenden Hausvaters Eben dieses Umstands wegen sollte der Beamte dieser Insel nur ein eingeborner zu reifer Einsicht gelangter Mann seyn Bringt ein solcher Beamter nur zu ihnen hinüber Einfalt der Sitten Sinn für Volks wohl und verständige Volksfreiheit Geschmack am vernünftigen Denken und Wissen Geschmack an häuslichen und Familienfrenden so findet er dort nicht nur einen höchst wichtigen und würdigen Wirkungskreis sondern auch obgleich die Insel kahl und ein sam ist Freude und Genüsse voll auf Föhr und Sylt liefern bekanntlich für Hamburg Copenhagen und Austerdam eine Menge gewandter und muthiger Seeleute wovon der größere Theil zu Steuerleuten und Commandeurs gebildet werden Seit längern Jahren haben sie aufgehört sich auf den Wallfischfang zu beschränken und begleiten nun die reichsten Kauf fahrteischiffe nach allen Theilen der Welt und werden mit allem dem vertraut was ein solcher Verkehr mit sich führt Sie haben mit ihren Rhedern in den Hauptstädten sie haben in Constantinopel und London gelebt und kehren in mancherlei Gefahren Her versucht mit Natur Weltf und Menschenkenntniß und oft Unit irrdischen Gütern bereichert nach ihrer Insel zurück die ihnen auf dem ganzen Erdenrund immer der angenehmste Fleck bleibt Hier in der Mitte ihrer Familien den Rest ihrer Tage zu ver leben bleibt ihnen höchster uud letzter Wunsch Steht nun nach vollendeter Fahrt ein solcher Commandeur mit allen seinen Erfahrungen und Erwerbungen seit uen durch Gelehrsamkeit und amtliche Vorzüge ge schmückten Beamten gegenüber so steht der Mann gegen Mann der Denkende gegen den Den fenden der seine Würde Fühlende gegen den Ge würdigten über Ein solcher Beamte mag sich wol erinnern daß übermüthige Drohnugen unvernünftige Machtsprüche und Forderungen der blinden Eitelkeit von dem in schwerem Kampf Geprüften nicht selten mit Fug in ihre Nichtigkeit zurück gewiesen werden aber eben so sehr kann er sich versichert halten daß männliche Festigkeit männlicher Werth und Würdig keit auf ehrende Anerkennung Folgsamkeit und Dankbarkeit rechnen darf Daß Matthiessen nun der Mann für diesen Platz war daß er sich hier glücklich fühlte und andere glücklich machte wer wills bezweifeln Gott segnete sein Haus mit häuslichen Frieden mit Freude und Kindern fos & Ul Hier wurden ihm fünf Kinder geboren wovon NP am Leben sind 1 Peter Matthiessen Conferenzrath und Amtmann zu Tondern Ritter vom Dannebrogorden 2 Erhardine Matthiessen nachgelassene Wittwe des verstorbenen Amtmanns Hildebrandt Ritter des Dannebrogs zu Eismar 3 Heinrich Matthiessen Kammerrath und Amtsverwalter zu Segeberg und 4 Chri stine Matthiessen alter ihrer Insel wie die Römer vom Regiment der Antonine so sie von der Zeit da die Matthies sen Landvögte auf der Insel waren bis 1771 da der Justizrath nach Copenhagen abgerufen ward zu zählen Dies war zugleich das Zeitalter vor der Kauffahrteifahrt der Sitten Einfalt und Sitten reinheit Er selbst zählte diese Jahre zu den glück lichsten seines Lebens Er konnte im Sommer in einem Tage zu seiner geliebten Schwester und ihrem eben so geliebten Gatten seinem vormaligen Lehrer Cramer der Domprediger in Schleswig war ge langen In eben so kurzer Zeit konnte er das geliebte Apenrade erreichen und in noch kürzerer mit günstigem Winde zu seinem Bruder nach Sylt kommen Zum Oberbeamten in Tondern hatte er den Grafen Holstein der ihn persönlich hochschätzte Und seine zahllosen Freunde und Verehrer auf und Gnoch Die alten Föhringer pflegten das goldene Zeit neben der Insel die in ihm den Mann von men schen schenfreundlichem Herzen von hellem Blick von un bestechlicher Rechtschaffenheit von ausgezeichnetem Talent von umfassender Wissenschaft und vielseitiger Welterfahrung verehrten trugen ihn auf den Händen Hier war also seiner innersten Wünsche Ziel errungen hier wollte er ein Vater und Wohlthäter dieses bie dern Inselvolks ein Vater und Bildner seiner Kinder ein Freund seiner Freunde wirken leben und sterben Hier wollte er bei seinen Vorfahren ruhen hier sollte die Nachwelt sein Andenken segnen hier die Liebe und die Einfalt eine Lilie auf seinen Grabhügel pflanzen Er hatte zu viel von der großen Welt erfahren als daß ihn verlangen könnte in sie wieder hinaus Er hatte eine Idee des Lebens seit er der Wittwe Tochter in Apenrade kennen gelernt hatte aufgefaßt er hatte sie in Stockholm und Paris mit sich herum getragen und in den hellsten Stunden ausgebildet sie war ihm hier verwirklichet Er hatte nichts mehr zu wünschen Er hatte nichts mehr zu fürchten als daß dieses sein Glück des Lebens unterbrochen werden möchte Aber nicht länger als sieben Jahre sollte er in diesem Vollgenuß des Erdenglückes leben Gleichsam als wenn ein böses Princip ihm seine Ruhe und Freude mißgönnt hätte Jetzt zog ein Gewitter in Nordost sich zusammen von schwarzen schweren Wol Wolken geschwängerter als je eins Doch er wohnte ja auf einer Insel könnte man sagen und das Weltmeer hat eine gewitterableitende Kraft was hatte er zu fürchten Nicht also Man hat Bei spiele daß der Blitz Mastbäume mitten im Meere getroffen hat Waren ihm nicht die gemäßigsten Wünsche nach Brod und Beförderung von seinem ersten reifern Alter an versagt worden ward er nicht in 10 Jahren in Stockholm und Paris von der Liebe seines Herzens zurückgehalten ward ihm nicht grau sam die Rückkehr selbst nach seiner Ernennung zum Landvogt in vier Jahren untersagt ward ihm nicht die Braut von seiner Seite gleichsam vom Traualtar weg entführt Was konnte unter solcher Constel lation als zu schrecklich und zu ungeregelt gedacht werden Immer näher und immer näher rückte das Gewitter heran und eine schwer geladene Wolke blieb über seinem Hause stehen Er betete Botilda betete daß die Gefahr vorüber ziehen möchte Um sonst den die Hand des Schicksals sich ausersehen hat den schützt kein Frommseyn keine Thräne Der Blitz fuhr in die Fugen seines Hauses und zersplitterte in einem Augenblick was die Reihe der Jahre mit emsigen Fleiß begründet hatte Er der rastlos thä tige mitten in der Erndte begriffen sie das zarte Wesen kaum die Ruhe des Herzens errungen die Kinder kaum so groß daß sie mit um den Heerd w sitzen sitzen konnten standen jetzt ohne Obdach unter freiem Himmel und fragten vergeblich mit gefalteten Händen und nassem demuthvollem Blicke Herr warum uns das Zu der Zeit wie Matthiessen in Paris als Gesandtschaftssekretair fungirte 1758 ward Adam Struensee aus Halle nach Altona als Probst und Hauptprediger berufen und brachte unter seiner Fa milie mit dahin einen Sohn Johann Friedrich der damals zwar nur im zwanzigsten Jahre stand aber ausgezeichnet war am Bildung und Kenntnissen und der zum Doctor der Arzneiwissenschaft mit vielem Ruhm in Halle promovirt hatte So wie der Vater in Altona von der Kanzel herab bald alle Herzen gewann so war der junge Struensee bald in und um Altona bei Hohen und Niedern allein heilender Arzt Die Frau von Söhlendahl Gemahlin des Geheimenconferenzraths und Administrators zU Ranzau Wittwe des Eonferenzraths Brandt und Mutter von Ewald Brandt empfahl Struensee allen als einen besonders ausgezeichneten Arzt Durch sie kam während eines Besuchs sein Ruf auch an Bü sching und seine Frau der in seiner Lebensgeschichte denkwürdiger Personen die Dienste die Struensee ihnen geleistet hatte anerkannte Bekennen aber muß man daß es weder Mode noch Zufall war was was diese beiden Männer in der Meinung des Volks zu so hoher Gunst erhob Den Vater schmückte Wissenschaft Kraft und Menschlichkeit und der Sohin ward durch gleiche Vorzüge der Achtung der edelsten und besten Menschen würdig gehalten Wenn er nicht ein ausgezeichneter Character gewesen wäre so hätte ihm schon lange der Weihrauch den man ihm als Arzt in solchem Uebermaaß streute und womit die größten und angesehensten Familien ihu bedeckten ihm den Kopf schwindlich gemacht haben müssen Er hatte die Frau von Söhlenthal eine damals viel gel teinde pietistische Dame von einer Menge Beschwerden geheilt die Frau Gräfin Ranzau auf Aschberg verdankte seinen Anordnungen einen großen Theil ihres Wohlseyns die Damen der Landdroste und Senatoren zu Pinneberg und Altona so wie alle Häuser von Namen und Reichthum in der Nachbarschaft schuldigten Struensee Zuwachs und Befestigung des ersten und wichtigsten Lebensguts Kein Wunder also daß er bei Anwesenheit des Königs 1767 in Hol stein als einen Mann von seltenen Gaben und noch größerem Geschick genannt ward und daß viele aus dem Königl Gefolge die ebenfalls mit ihrem körperlichen Zustand überworfen waren Rath und Hülfe bei dem berühmten jungen Doctor Struensee suchten und fanden Und wenn die in diesem Geleite sich Befindenden auch nicht alle ärztliche Hülse nöthig D hat hatten so ward doch leicht die Aufmerksamkeit Aller auf den jungen berühmten Arzt der dazu durch viele Gewandheit im Umgange und durch eine schöne äußere Gestalt sich auszeichnete gerichtet Auf diesem Wege lernte er im Gefolge des jungen Königs den Stall meister Kammerherrn v Bülow den Capitain v Falkenskiold den Grafen Conrad Holk und den jungen Enevold Brandt und eine Menge anderer Männer des Tages kennen die ein Ziehseil an ihn anknüpften womit sie ihn nachher zu seinem Unglück und zum Verderben vieler edlen Menschen sich nachzogen Y Daß ich mich über diese interessante Periode in der Landes und Menschengeschichte nicht zu weit aus dehne will ich nur anführen daß Struensee sich 1768 am 6ten Mai als Leibarzt an das Gefolge das den König auf seine ausländische Reise begleitete anschloß daß er bei der Rückkehr von dieser Reise den König 1769 nach Copenhagen begleitete 1770 den 2ten Mai den Kronprinzen unsern jetzigen König oculirte am 14ten Mai darauf zum Lector des Kö nigs und zum Conferenzrath am 4ten Septbr zum Kabinetssekretair im folgenden Jahre am 14 Juli zum Geheimenkabinetsminister und am 30sten Sept zum Grafen für sich und seine Nachkommen ernannt ward Mithin promovirte der Doctor Medicinä der inT A im Januar 1769 zum wirklichen Leibarzt des Königs ernannt ward in einer Zeit von weniger als 3 Jahren zum ersten Vorstand des Landes nach dem Könige der auf seinem Standpunct sich ein so unbedingtes Zutrauen zu erwerben wußte wie Joseph zu Pharao's Zeit in Aegypten als erster Rath nach dem Könige kaum genossen haben kann Es soll hier kein Urtheil über diesen allerdings merkwürdigen Mann gefällt werden der Muth genug hatte sich ans Staatsruder zu stellen und die Leitung des großen Schiffes das zwischen gefährliche Klippen und Sandbänke einher segelte zu übernehmen Nur das darf man behaupten er brachte große wohlthätige Veränderungen zur Sprache und der Theil den er durchführte läßt einen günstigen Schluß auf die die er im Sinne hatte zu Wenn er mehr Mäßigung und Umsicht bewiesen auch sich vorher um Kenntniß und Einsicht in das Fach dem er sich widmete beworben hätte hätte er ein Wohlthäter des Landes werden können wie wohl kaum einer es ward und sein Name würde wie nun am Schandpfahl vernichtet unter den berühmtesten Männern des Landes in der Geschichte geglänzt haben Eine Hauptreform die Struens ee am Her zen lag betraf die Stadt Copenhagen selbst die bei der bisherigen mangelhaften Verfassung manchmal D 2 Der der Hungersnoth ausgesetzt gewesen war Er rief den Grafen Ulrich Adolph Holstein der Amt mann in Tondern war dem er vertrauete von diesem Posten ab und ernannte ihn 1771 den 23 März zum Präsidenten in Copenhagen Um einen ausführlichen Plan zur Reorganisirung der Hauptstadt zur Ausführung zu bringen mußten auch im Magistrat solche Männer angesetzt werden die den neuen Plan nicht nur begriffen sondern auch Sinn für eine zweckmäßige Umgestaltung mit der jenigen Kraft die das Neuere in kurzer Zeit zu schaffen vermag verbanden Desfalls ward laut Kabinetsordre vom 2ten April der ganze alte Ma gistrat ausgehoben und ein neuer worunter Tycho Rothe als erster Bürgermeister eingesetzt Als nach einer andern Kabinetsordre vom 29 Mai 1771 Rothe von hier abgerufen ward und ins Finanzcollegium überging da war es daß man für die erste Bürgermeisterstelle eine Stelle worauf unter damaligen Umständen so vieles beruhte einen Mann suchte der nicht nur den Streit des Volks zU schlichten sondern der auf dem bedenklichen Kabinett das schon jetzt sehr wankend zu werden anfing erfor derlichenfalls mit Klugheit zu begegnen verstand Wem konnte der Stadtpräsident dazu geeigneter finden als seinen in Paris und Stockholm gebildeten Landvogt auf Föhr den er während seiner Amtmannschaft in TonN Tondern in 7 Jahren kennen gelernt hatte Ulld von dem er auch überzeugt seyn konnte daß bei sich ereignenden bedenklichen Zufällen die Liebe und Freundschaft für ihn ein Gewicht mit auf die Wag schale legen würde Wer konnte auch dem allmächtigen Kabinetssekretair angenehmer und willkommner seyn wer ihm für diese Lage anpassender und brauch barer finden als den Matthiessen den er in seinen liebsten und betrautesten Häusern bei Conrad Matthiessen v Aspern und Rebelung mit Begeisterung nennen gehört und den er auch persön lich dort wie er aus Paris zurückkehrte kennen gelernt hatte Ueber die Wahl des Subjects zur ersten Bür germeisterstelle in der Residenz konnte also unter den Betheiligten keine verschiedene Meinung vorwalten Wollte man Verstand wollte man Erfahrung wollte man edlen Sinn wollte man reifes Alter Beson neU Zwei Häuser die der geistreiche Struensee in A fleißig besuchte und wo er gern den Nachmittag seinen Thee trank war das v Aspernsche und das des Apothekers Nebelung ersteres durch eine geistreiche Hausfrau und letzteres durch einen gleich geistreichen gebildeten Wirth geschmückt Beide d Häuser waren Matthiessen und seiner Familie nahe verwandt nenheit Gewandtheit und Klugheit wo vereinigte sich alles mehr als bei dem seltenen Mann dort an der einsamen Westküste Noch war ein Vorzug an Matthiessen zu finden der vielen andern abging Außer in mehreren lebenden Sprachen hatte er sich auch während seines siebenjährigen Aufenthalts in Apenrade und während einer zehnjährigen Anwesenheit im Hause des Grasen Wedel Fries eine so ver traute Bekanntschaft mit der dänischen Sprache er worben daß er selbige mit Fertigkeit schreiben und sprechen konnte Nur eins stand der Ausführung des Plans im Wege man konnte aus allen Um ständen berechnen daß Matthiessen den Antrag zur Beförderung auf diese unterminirte Höhe hinauf sich verbitten würde Was war zu thnn Der Höfling ist zumal der der des Königs Name statt seines eigenen brauchen darf wenn er jemand glücklich oder unglücklich machen will nie um Grund und Mittel verlegen Man bedurfte des Canzeleiraths und daher mußte ein recht sicheres Mittel seiner habhaft zu werden gewählt werden Man machte es hier wie man es vor Zeiten bei Processen zu machen pflegte bei welchen man um ein Geständniß verlegen war das auf gradem Wege nicht füglich erlangt werden konnte man schritt sogleich beim ersten Verhör zur Anlegung peülicher Instrumente Nicht viel besser ergieng es Matthiessen Es ward ihm ihm nämlich mit derselben Post die ihm unvorbereitet die Bestallung zum ersten Bürgermeister in Copenhagen überbrachte zugleich bekannt gemacht daß bereits über die durch seinen Abgang erledigte Landvogtei auf Föhr verfügt wäre Dies war der schreckliche Zeitpunct seines Lebens der einem Schiffbruch nach bald vollendeter Reise an einer wüsten Küste nicht unähnlich war Matz thiessen hatte sein funfzigstes Jahr zurückgelegt er befand sich in seiner Lage auf Föhr so wohl daß ihm nichts mehr für sein äußeres Verhältniß zu hoffen und zu wünschen übrig blieb Er hatte auch Scharf sinn und Weltkenntniß genug um einzusehen daß Struensee in Kopenhagen ein hohes Spiel spiele bei welchem wenig zu gewinnen und alles zu verlieren war Und sehr wenig Lust hatte er natürlich auf eine Ambe in dieser Lotterie sein seines geliebten Weibes und seiner Kinder Glück und Leben einzusetzen Aber was war anzufangen Auf der einen Seite lag das Bedürfniß um Leben und Brod auf der andern des unbeschränkten Kabinettsministers unabbittliche Kabi netsordre Man denke sich des armen vom Schicksal verfolgten Mannes Lage Sieben Jahre waren die Bäume alt die er auf Föhr gepflanzte so alt sein häusliches Glück so alt alles was er auf ein Menschenleben eingerichtet und angeordnet hat hatte Kaum in den Hafen der Ruhe eingelaufen sollte er nun auf das stürmische Meer wieder hinaus sollte unter die sich bekämpfenden Partheien sich als Scheidewand eindrängen lassen Auf der einen Seite hatte er das Murren einer empörten Bürgerschaft zu beschwichtigen auf der andern Seite gute Mienen zu einem verdächtigen Spiele zu machen und dies unter dem Vorstand eines Mannes dessen guten Willen er alle Gerechtigkeit wiederfahren lassen mußte von dem er aber keinesweges von Tondern aus überzeugt worden war daß er Licht und Kraft genug besäße um in einem dunkeln Labyrinth voran zuleuchten Was war zu thun Welche Wahl blieb ihm übrig Ueber seine Stelle war schon ver fügt der Befehl niederzulegen lag vor ihm und war von seinem Monarchen untersiegelt Es stand ihm hier als Unterthan keine Frage mehr zu er hatte nur zu gehorchen Er umfaßte darum sein Weib und seine Kinder drückte seine Freunde noch einmal an seine Brust durchging noch einmal seine Schöpfung und trat dann die Reise nach Copenhagen an die ihm schwer dünkte als wenn es zum Sterben ging Wenn es ihm auch nicht untersagt war seine Familie mitzubringen wenn man es auch viel leicht gerne gesehen hätte um ihn sicherer zu haben so so wich doch der Gedanke weit von seiner Seele diese ihm unendlich theuren Gegenstände mit sich selbst an den Rand des jähen Untergangs zu stellen Welch eine Lage für die reizbare gute Botilda Lange sechszehn Jahre hatte sie vor der Vermählung ihres entfernten Geliebten geharrt sieben Jahre war sie jetzt in seinem Besitz ihres Lebens froh geworden und sollte nun ihren Gatten ohne daß er etwas verbrochen hatte seinen Dienst sein Vaterland sein Haus seine Familie verlieren sehen und durch zwei Meere von sich und ihren Kindern getrennt wissen Erkannte das Weib vielleicht auch nicht ganz das Gefährliche des Verhältnisses ward es ihr auch menschlich verheimlicht daß ihr Gatte in seiner neuen Lage auf einen Vulkan gestellt ward der bei seiner Explosion ganz Christiansburg verschlingen könnte so war ohnedies schon verzweifelnde Prüfung genug in dieser Veränderung Matthiessen ward am Juni 1771 von seiner geliebten Familie von seinen Freunden an den Strand der Insel begleitet betrat wie zur Ueberschiffung in den Acheron den Nachen wäikte seinen Getreuen den Abschiedsgruß und verbarg sich schmerzvoll vor ihren verfolgenden Blicken im engen Raum des Schiffes Er gelangte bald an den be deutungsvollen Ort seiner Bestimmung und trat sein neues W neues Amt gleich bei seiner Ankunft an Wie hoch der kühne Minister den Werth seines neuen Bürgermeisters anrechnete zeigte sich schon bei der ersten Tafel indem er dem Kanzleirath den Ehrenplatz an seiner Seite anwies den damals Excellenzen genug sich als Vorzug anrechneten Der bescheidene Mann machte freilich Umstände ihn einzunehmen aber dieselbe Willkühr die ihn von Föhr abgerufen hatte gab auch den wiederholten Befehl sich darauf niederzulassen Anfänglich ward er natürlich von einer gewissen Parthei in Copenhagen nicht gerne gesehen aber während der Dauer seines kurzen Aufenthalts gewann er wöchentlich zusehends an Liebe und Vertrauen bei den Stadtbewohnern unter denen die Brauerzunft ihn zu ihrem Patron erwählte Ueber seine specielle Wirksamkeit als erster Bürgermeister für das Wohl dieser großen interessanten Commüne und über die Schritte die er zur Ausführung des ihm von Rothe hinterlassenen Plans that fehlt es mir an Nachrichten Eben so wenig kann ich Auskunft über seine Stellung und Haltung zum damaligen Idol des Tages geben So viel aber kann und muß ich zur Ehre des allenthalben Verehrungswürdigen sagen er verläugnete auch hier in einer Krisis die dem Vorsichtigsten vielleicht die sterilste Zurückhaltung als Regel Regel der Klugheit vorgeschrieben hätte die manchem zur Schmeichelei manchem zur Verrätherei und man chem zu noch größeren Schlechtigkeiten verleitete seinen Character den Character der Offenheit und des Edelmuths nicht Er machte dem Verwegenen mit der drohenden Gefahr seines raschen und unvor sichtigen Verfahrens bekannt und erst dann wie er kein Gehör fand zog er sich auf treue umsichtliche Besorgung seiner Amtspflicht als Stadtobrigkeit zu rück ohne sich in das Geheimniß irgend einer Par thei wovon auch keine ihm suchte oder fürchtete einzulassen Er übernahm einen bedeutenden Posten und erfüllte ihn nach einstimmigem Zeugniß seiner Feinde und seiner Freunde auf das ehrenvollste Er trat Ende Junii 1771 sein Amt an und wie in der mit rother Farbe in den Jahrbüchern der Dänischen Geschichte bezeichneten Nacht des 17 Januars 1772 seine Beförderer und Gönner in Ketten geschmiedet wurden und den Dämon des Tages mit ihrem Blut das auf dem Schaffot floß sühnen mußten stand Matthiessen noch als Mann von Ehre und Kraft unbeweglich auf der Stätte der scheußlichen Zerstörung und rief das empörte Volk zur Ordnung und Ruhe Noch 9 Monate nach der Grausen erregenden Kata strophe verwaltete er mit gewohnter Treue und ver dientem Vertrauen sein Amt und erhielt erst am ersten October seinen ehrenvollen Abschied W In In der Nacht des 17ten Januars 1772 legte nämlich entweder der Theolog Guldberg oder der Jurist Beringskiold oder der Militair Köller oder der Statistiker Ranzau die Lunte an die vollgefüllte Mine unter Christiansburg und die Explosion geschah Des Abends war der Hof im Schauspielhause mit den Vornehmsten der Stadt zu einem Ball en masque versammelt gewesen wo auch Struensee zum letz ten Mal in vollem Glanz gesehen ward Man war eben mit zerstreutem Sinn von diesem Orte der Uept pigkeit und Schwelgerei zurückgekehrt als am Morgen früh die Arretirung geschah Bei Anbruch des Tages lag der kühne Minister der über die Gränze welche ihn Geburt Studium und Beruf vorgezeichnet hatten ausgeschritten war der sich vermessen hatte auf den Ruinen einer alten Verfassung wovon er höchstens die Mißbräuche kannte ein neues Staatsgebäude aufführen zu wollen der nicht einmal sich Zeit zu geben und Leute zu wählen verstand in Fesseln In derselben Nacht war Matthiessen ebenfalls auf dem Maskenball gewesen wo er zum letzten Mal seinen Gönner und Freund im Abglanz der Majestät umgeben und umhöfelt von den Ersten des Landes umkrochen von einem Haufen vornehmen und niedern Gesindels das so lange er beim König stand jedem seiner Winte parirte so bald die Fackel aus ausgeloschen war Dolch und Gift darzureichen nach gewohnter Weise bereit war sah und sprach Matthiessen hatte Tags vorher einen Brief von seiner Frau mit der Nachricht erhalten daß eins der Kinder gestorben sey und sie krank wäre er möchte doch zum Trost und zur Hülfe nach Föhr eilen Wie des Nachts im Gewühle des Balles sich eine Gelegenheit ergab daß er den immer um ringten von allen beobachteten mächtigen Mann sich nahen konnte trug er ihm seinen Wunsch auf einige Zeit beurlaubt zu werden um seine kranke Gattin besuchen zu dürfen vor Er erhielt die Erlaubniß dazu mit dem Zusatz daß er nicht zu lange ans bleiben solle Matthiessen eilte nun früher als der An stand es gestattete aus dem Saal der Frenden fort um zur Reise auf den folgenden Tag Vorkehrungen zu treffen und vorher noch einige Stunden zu ruhen Diese Ruhe währte aber nicht lange und die Reise ward vereitelt Ein Commando Dragoner sprengte vor die Thür und verlangte den ersten Bürgermeister zu sprechen Der Hauswirth benachrichtigte M von dieser bedeutungsvollen Gesandtschaft und von der schäodererregenden Verschwiegenheit die diese Menschen beobachteten Matthiessen erschien und ein Militair überreichte ihm die Schlüssel der Stadt die NWM man dem Commandanten der Stadt dem arretirten Generalmajor Gude abgenommen hatte und die dem mit in Anspruch genommenen Oberpräsidenten Grafen Holstein nicht überreicht werden konnten Des Morgens erst erfuhr die aufgeregte Bevölkerung der Residenz den merkwürdigen Vorgang der Nacht des 17ten Januars an welchem Vorgang die Ge schichtskundigen jetzt über ein halbes Jahrhundert erklären ohne ihn ganz deutlich machen zu können Die erbetene und erhaltene Erlaubniß zur Reise konnte unter diesen Umständen nicht benutzt werden und sein krankes Weib mußte ihrem Schicksale über lassen bleiben Die bereits bestellten Postpferde wurden abbestellt und M blieb in seiner Function Erst nachdem die Unruhen die dieser Katastrophe natürlich folgten etwas beseitigt waren konnte er im Fe bruarmonat Erlaubniß erhalten auf kurze Zeit sein krankes und geliebtes Weib zu besuchen Er veran staltete nun daß seine Frau nach Apenrade zu den Verwandten ging und weil ihm die Erziehung und der Unterricht seiner Kinder über alles wichtig dünkte so sorgte er insonderheit dafür daß diese an Stellen untergebracht wurden wo sie zweckmäßig zu ihrer künftigen Bestimmung vorbereitet werden konnten Wie er dies ausgeführt hatte eilte er in den ersten Tagen des Märzmonats auf seinen Posten zurück Durch Durch die Königl Commission die zur Untersuchung der vorgenommenen Veränderungen während des Struenseeschen Ministerii niedergesetzt war ward un term 1sten October beschlossen daß der vorige Maz gistrat der Stadt Copenhagen wieder eingesetzt werden sollte M ward diesem zufolge als erster Bürger meister in Königl Gnaden von seinem Amte entlassen Die Hälfte seines bisherigen Gehalts war ihm als Wartgeld beigelegt So war er denn wie er es vorher geahndet hatte zum zweiten Mal unverschuldet durch die Ge walt des Schicksals aus einer ihm angemessenen Lauf bahn verdrängt auf der er dem Staat und der Nachwelt nach der ihm gegebenen Kraft von unbe rechbarem Nutzen hätte werden können Er begab sich nun zu seiner Familie nach Apen rade dem Orte alter Liebe und Freundschaft wo er sich auf eine unbestimmte Zeit niederließ Er schätzte sich glücklich im Kampfe der Par theien mit diesen Wunden davon gekommen zu seyn und rechnete vielleicht darauf an diesem entlegenen Orte der Zurückgezogenheit auf längere Zeit nach vielfältig überstandenen Drangsalen Kränkungen und Gefahren ausruhen zu können Allein so wie der aus dem Brande gerettete Schutt der Kabinetter auf anfbewahrt wird und die darunter noch unversehrt gebliebenen Juwelen und Perlen aus den alten Dia demen sorgfältig aufgesucht und ausgewählt werden so wiederfuhr es auch Matthiessen hier denn Manne ohne Furcht und Tadel der in der Nacht des Aufruhrs treu die Stadtthore bewacht hatte und mit dem Bewußtseyn dem König uud seinem Aute die volle Pflicht erfüllt zu haben abgetreten war Daß er bei der Reform der Verhältnisse die die Struenseesche Administration in der Staatsverwaltung eingeleitet hatte ob mit Erfolg für das Wohl des Landes oder nicht liegt außer meiner Gränze zu untersuchen nicht unverschont bleiben und daß er inson Ueber den Zustand des Landes unter welchem Struensee auftrat und das Staatsruder ergriff drückt sich ein neuerer Schriftsteller folgendermaßen aus Das Volk ward von Steuern gedrückt deren Belastung es zwiefach in dem Gedanken der Ent stehung einiger fühlte Die Bedürfnisse des Lebens waren theuer und die Erwerbungen in schlechter Verfassuug Die Handhabung des Rechts geschah langsam und willkührlich Die Obrigkeiten er wiesen sich lau und eigenmächtig und so wie die Leibeigenschaft die zahlreichste Klasse der Einwohner ihrer Bürgerfreiheit beraubte so raubte der Censur zwang der aufgeklärten Klasse die Redefreiheit IK Höst Geheimenkabinetsminster Greve Joh Friedr Struensee og hans Ministerium insonderheit den damaligen Machthabern als Deut scher obgleich er die Dänische Sprache fertig sprach und schrieb nicht ganz gefälligseyn konnte war leicht vorauszusehen war unausweichlich Allein er ward so wenig jemals von der Liste derer auf welchen das öffentliche Vertrauen ruhete gestrichen als weniger einen Einzelnen unter den Männern der stürmischen Tage kennen lernte der persönlich einen Verdacht oder einen Groll gegen ihn hegte Wie nach dem Fall Struensees dessen Ministerium seine End schaft erreicht hatte ward sofort unterm 25 Januar eine Commission bestehend aus den Geheimeräthen Grafen Thott Schack Rathlau und dem aus Tondern zurückgerufenen Stiftsamtmann Scheel ernannt welche die während der Struenseeschen Zeit vorgenommenen Veränderungen in den Col legien und den verschiedenen Theilen der Staatsadministration untersuchen sollte Es ward derselben auf getragen diejenigen Einrichtungen die man zweck mäßig fand unverändert bestehen zu lassen hingegen über diejenigen worüber die Urtheile getheilt seyn würden oder die man ganz unzulässig finden würde Vorschläge einzuliefern Es wurden der Commission bestimmte Mitglieder aus den obern Collegien genannt mit welchen sie in dieser Hinsicht sich zu berathen hätte nämlich in der Dänischen Canzelei Conferenzrath Stampe in der Deutschen Con E ferenz fernrath Carstens in der Deutschen Kammer Etatsrath Karstens und in der Dänischen Etats rath Berner Wie gerechtfertiget Matthiessen vor dieser Commission erschienen und welche volle Würdigung ihm von derselben wiederfahren ist be weiset unter andern ein Brief von einem dieser Commissionsherrn an ihn von etwas späterm Datum Es heißt darin Muß ich Sie noch immer im Staatskalender unter einer außer Cours gekommenen Rubrique aufsuchen Machen Sie doch mehr von sich sprechen Wenn mau hernach gerne wollte und sollte kann es leicht objectiv und subjectiv zu spät seyn Ein Rath von c In Apenrade vereinigte er sich nun mit seinem geliebten aber kränkelnden Weibe und einem Theil seiner Familie und schien sich hier wohl zu gefallen Warum es ihm bei spärlichem Einkommen hier in die sem traulichen Verein weniger Edlen in diesem schönen Garten Gottes besser gefiel als anderswo warum ihn nicht mehr nach einer Hauptstadt nach einem Vorzimmer nach der Gunst eines Großen verlangte wer mag es fragen Diese Marzipane und diese Weine diese Säle und diese prunkenden Gewänder waren dem Weisen jedes Zeitalters und jedes Landes um Leben nie wesentliches und erstes Bedürfniß Die Dieser einsame Aufenthalt zu Apenrade währte etwas länger als zwei Jahre Es war dem Ge heimenfinanzminister Grafen Schimmelmann vorbehalten ihn aus diesem Zustand der Ruhe und Unthätigkeit hervorzurufen Dieser große Calkulator dem zu der Zeit die Besteurung der Finanzen des Landes anvertraut war hatte sein besonderes Augen merk auf die Emporbringung nnd Unabhängigkeit des inländischen Handelsgerichtet Er nährte in dieser Hinsicht einen Plan wie Dänemark ein Vereinigungsmittel der ganzen westlichen Handelswelt mit den an der Ostsee gelegenen Staaten werden könnte wozu dessen Lage besonders einzuladen schien zu dessen Entwickelung Matthiessen nach Copenhagen eingeladen ward Es ist bekannt daß die Grabung des Kanals von Holtenau nach Rendsburg um einen directen Communicationsweg für die Schiffahrt zu schaffen in diesem Entwurf lag Der erste Schritt zur Erweiterung und Befestigung des großen Plans geschah im April des Jahres 1775 mit einer angeordneten Direction für Einrichtung und Betreibung eines ausgedehnten Fischfanges für Königliche Rechnung Mit dieser Direction erreichte die 1767 errichtete Heringscompagnie in Altona ihre Endschaft in dem der König alle Actien von den Interessenten für den vollen Werth einlösete und die genannte Direction an deren Stelle treten ließ E 2 Zu Zu Mitgliedern der Direction wurden der Schatz meister Heinr Carl Graf v Schimmelmann der Oberpräsident Sigismund Wilhelm v Gähler der Justizrath Peter Matthiessen und als Buch halter der Agent Johann Christoph Donner er nannt Matthiessen ward mit Verleihung Justizraths Titel und 1500 Rth Gehalt angestellt Noch vor Beendigung des Kanals ward 10 Mai 1782 eine Handels und Canal com pagnie auf Actien errichtet mit welcher das Al tonaische Heringsinstitut vereinigt ward Im 4784 aber lösete der König die Actionäre aus dadurch ward wieder diese Compagnie ein König liches Institut Die Verwaltung dieser Han dels und Canalcompagnie hatte unter einer Direction in Copenhagen ein Comtoir in Copen hagen und eins in Altona Bei letzterem ward Mattthiessen nach seinem Wunsch gemeinschaft lich mit dem Legationsrath Joseph Pet Texier als zweiter Administrator angesetzt Diese Handels und Canalcompagnie erlitt im Jahr 1792 wieder eine Veränderung indem das Fkscherei und Handels institut ein für sich bestehendes Institut ward von nun an unter die Königl Finanz Cassen Di rection sortirte und seit der Zeit bis zum Jahr Ununterbrochen mit großem Gewinn den Herings und Wallfischfang betrieb Zu dieser Zeit nahm Eng England bekanntlich nicht nur die Dänische Flotte vor Copenhagen weg sondern fing auch die ohne Kenntniß des zwischen beiden Staaten ausgebrochenen Krieges zurückkehrenden Büsen auf der Elbe auf und ließ sie mit der Ladung vor Helgoland im Herbst sorglos zerschellen _ In 26 Jahren bis zum Jahr 1801 stand Matthiessen der Mitdirection dieses Institutes vor Wenn man auch glauben darf daß er hinsichtlich auf seine gemachte Geschäftscarriere hinsichtlich auf seine Kenntnisse seine Erfahrungen und ausgezeich neten Gaben hiebei nicht den ihm gebührenden Wirkungskreis fand so war er hier doch gewiß gerne einmal weil Altona ihn der Nothwendigkeit überhob seinen Aufenthalt in Copenhagen zu nehmen anderntheil5 weil Altona einen großen Theil seiner geliebten Verwandten einschloß und insonderheit wohl weil er hier und eben hier vermöge des In stituts dessen Mitdirector er war in naher Berüh rung mit seinen immer lieben Landsleuten auf Föhr blieb Sie wissen es selbst und bekennen es noch dankbar wie oft er ihnen von hier aus nützlich ward aber er bekannte es selbst auch daß sie und ihre Mit Vergleiche hierüber Nachrichten über das König Fischerei und Handelsinstitut Proy Ber 1823 I Heft S 14 25 Mitinselbewohner aus der Nachbarschaft dem Fi scherei und Handelsinstitut als tüchtige Seefahrer ebenfalls wesentliche Dienste leisteten Die 26 Jahre 11UU die er in Altona lebte begreifen den wichtigsten Theil seines Lebens für Welt und Staat in sich denn hier kam er zur Ruhe hier bekam er Freiheit des Denkens und Handelns hier genoß er die seinen Vorzügen und Verdieusten gebührende Anerkennung hier war er Geschäftsmann und Hausvater Dies wäre also der Ort wo die Züge zu einem voll kommnen Bilde von ihm und seinem Leben aufge nommen werden köunten Leider aber muß ich mich hier wie ich es überhaupt muß auf schmale Um risse beschränken denn der vorgesteckte Raum dieser Schrift mißt mir engere Gränzen zu als einem solchen Zweck gebührt Ich muß mich darauf be schränken einige kurze Darstellungen aus dieser Zeit seiner männlichen Wirksamkeit vorzulegen Eher ich an dieses ir liebe Geschäft gehe muß ich aber noch auf ein Begebniß aufmerksam machen daß ihn in seinem Berufsleben überfiel und das an Bitterkeit und Schwere den übrigen seltenen Erfahrungen dieser Art die er machte nicht nachstand Bei diesem Institut dessen Mitvorstand er war wurden eine Menge Schiffe unterhalten die für Kö nigliche Rechnung gebaut bemannt und ausgerüstet PUP W wurden Behuf der Erbauung dieser Schiffe die zum Theil so groß waren daß sie mit mehren Kanonen zur Selbstvertheidigung versehen werden konn ten ward besonders gutes Eichenholz in den Königl Forsten ausgewählt Dieses Holz auszuwählen zu taxiren sind seiner Bestimmung zuzuführen war weil diese Arbeit meistentheils im Winter beschafft werden mußte eine sehr beschwerliche Aufgabe Doch übernahm Matthiessen nicht selten sie in Person auszuführen So hielt er sich zwei Winter auf Cismar auf um in den dortigen sumpfigen Forsten gemeinschaftlich mit den dortigen Forstauf sehern taugliche Eichen und Büchen auswählen und fällen zu lassen Hiezu kam daß er eben so oft Reisen zur unangenehmen Jahrzeit nach den Inseln machen mußte um tüchtige Mannschaft zu erlangen Den Beschwerlichkeiten dieser Ausweisungen und Reisen war seine Körperkraft in seinem vorgerückten Lebens alter nicht gewachsen Er zog sich und wie er meinte besonders durch den Aufenthalt in den sumpfigen Waldungen zu Cismar eine Augenschwäche zu die sich in den Jahren 1786 und 1787 mit dem Star und nach und nach mit völliger Erblindung endete Hier stand er nun wieder an der Gränze auf sein Amt verzichten zu müssen eher er für sich und seine Familie die Einkünfte die damit verbunden waren entbehren konnte Er entschloß sich daher 1788 1788 zur Operation Der verstorbene Doctor Unzer vollführte dieselbe in fünf Minuten so geschickt als er mit männlicher Stärke sie bestand Als Unzer belobt wurde in einer so kurzen Zeit ein so schweres Unternehmen vollbracht zu haben erwiederte der bescheidene Mann daß bei der Ruhe und Festigkeit die der Patient bewiesen auch ein Grobschmidt die Operation hätte vollführen können Es war ein Fest für seine Familie und seine Freunde als er nach 3 Monaten wieder lesen und schreiben konnte Als ihm Unzer die erste Feder um eine Probe zu machen in die Hand gab schrieb er ich bin der Herr von Sorgenfrei In dieser Lebensperiode erscheint er als ein ausgezeichneter Held im Harren und Dulden für welche Tugenden er allerdings auch eine bedeutende Schule im Leben gemacht hatte Obgleich die Entbehrung des Tageslichts ein großes Opfer ist obgleich die Gefahr nahe war von seinem Amte entlassen mithin in große Verlegenheit mit seiner noch unerwachsenen Familie versetzt zu werden so hörte man doch aus seinem Munde weder Sorge noch Klage Ja er gab so recht den Beweis wie weit die Kraft des Geistes über den Schmerz des VM Leibes Er wollte nicht mehr als ein Auge daran wagen damit wenn die Cour mißlänge er noch eins zur zweiten Operation übrig behielt Leibes hervorzuragen vermöge Er war immer auch während seiner Blindheit der Frühste auf der Fleißigste im Geschäft der Heiterste in der Unterhal tung Je mehr seine Augen sich Ä desto mehr glaubte er zur Belebung derer die ihn oft traurig umgaben beitragen zu müssen Nachdem das Auge operirt war mußte es langsam und mit großer Vorsicht ans Licht gewohnt werden Der des falls erforderliche Aufenthalt im matterleuchteten Zim mer verbunden mit der noch obwaltenden Gefahr war der Belastung einer Krankheit gleich aber er belebte diese Einsamkeit mit unerschöpflich heitern lehr reichen Gesprächen und wenn nicht gesprochen ward mußte vorgelesen werden Viel waren der Theilnehmeldet Und Besuchenden in diesen Tagen aber er der über jeden Schmerz und jeden Druck der Zeit sich zu erheben verstand bedurfte des Trostes nicht Alle beobachteten ihn als ein großes Bei spiel mit wahrer Erbauung alle verließen ihn mit Bewunderung In seinem ganzen Leben war er ein Freund der Geselligkeit für welche er von der Natur bestimmt und durch die Welt gebildet worden war Er war in der Hinsicht sehr ausgezeichnet In großen Ges sellschaften wetteiferte man gern um in seiner Nähe einen Sitz zu bekommen Er sprach und schrieb mit Fer Fertigkeit mehrere Sprachen wenigstens Deutsch Französisch und Dänisch und war in mehren andern geübt In der lateinischen Sprache hatte er große Fertigkeit und wußte den Horaz auswendig Bis zu seiner Erblindung unterhielt er die vertrauteste Bez kanntschaft mit der klassischen und neuern Literatur und nicht leicht erschien ein Phänomen in der Ge lehrtenwelt das er nicht zu seiner Betrachtung zog Auch selbst während seiner Blindheit setzte er sein Studium fort und unterhielt dazu talentvolle Jüng linge die ihm vorlesen und referiren mußten Zu dieser Zeit hatte der unter uns wegen seiner Kenntnisse und Sonderbarkeiten bekannte Antiquar Martin Friederich Arendt als junger Mensch das Glück ihm diesen literarischen Dienst auf eine Zeitlang zu leisten Außerdem unterhielt er im weiten Umfange eine persönliche und schriftliche Verbindung mit einem großen Theil der gebildeten Welt der er sich mit theilte und von der er empsing wozu die Nähe von Altona und Hamburg ihm sehr gelegen war Es war kein Mann von literärischem Ruf in diesen Städten den Matthiessen nicht kannte es kam kein betrachtungswerther Reisender da an der ihn nicht besuchte Nimmt man hiezu seine weitläuftigen Lebenserfahrungen die Masse seiner Kenntnisse die sein treues Gedächtnis unvermischt aufbewahrte seine vielseitige und tiefe Menschenkenntniß so wird man nicht nicht in Zweifel ziehen daß er einen unerschöpflichen Fond des lehrreichsten und interessantesten Stoffs für gesellige Unterhaltung in sich bewahrte Zu diesem Reichthum gesellte sich aoch die Gabe der leichten und freundlichen Sprache die durch eine männliche Haltung seines mit Ebenmaaß gebauten Körpers und durch eine wohlklingende Tenorstimme erhöhet ward Nimmt man nun noch hinzu die seinem Herzen von Natur eigene Menschenfreundlichkeit die ihr Gepräge auf seiner Stirn und in seinen Augen abgedruckt hatte so wird man es begreiflich finden daß seiner Vorstellungs und Unterredungsgabe eine unwider stehlich anziehende und eindringliche Kraft bewohnte Er hatte die Fertigkeit alles deutlich zu denken und hatte die eben so große Gabe das deutlich Gedachte in einer schönen und correcten Sprache andern zu verständigen Am liebsten verweilte er in geselligen Unterhaltungen mit Freunden bei Gegenständen die Staatswirthschaft und die bildenden Wissenschaften betreffend In den neunziger Jahren als in Gesell schaften die Französische Revolution ein Hauptgegen stand der Unterhaltung ward und als die mehrsten geneigt waren alle gute Absichten ihr zum Grunde zu legen alle fromme Wünsche durch sie in Erfüllung gehen zu lassen gehörte er zu der geringern Zahl derer die den Ausgang der Sache mißtrauten Ulld die eine gemäßigte monarchische Verfassung für Frank reich reich anpassender hielten als die republikanische In einem solchen Dispüt konnte es mit ihm und um ihn herum recht lebhaft werden aber niemals gestattete er daß die Freimüthigkeit sich bis zur Ver scheuchung der geselligen Freude verirrte Er der inden geselligen Formen Eingeweihete und dem edlen Ton Vertraute wußte mit der ihm eigenen Ge wandtheit durch Blick und Zeichen die Gränze der Mäßigung zu bezeichnen über welche kein jugendlicher Eifer und keine leidenschaftliche Aufwallung hin überzuschreiten wagte Ein besondres freundschaftliches ununterbrochenes Verhältniß unterhielt er mit der Aspernschen Familie die durch vieljährige Nach barschaft durch gleiche Jahre der Eltern und Kinder durch gleiche Ansichten und Grundsätze mit ihm eng verbunden ward mit dem Justizrath Lawätz seiner geliebten Brudertochter Gatte mit dem achtbaren Hammerich mit dem Etatsrath Gülich dem ehr würdigen Büsch dem Oberpräsidenten Gähler Etatsrath Schirach Conferenzrath Lawätz Etats rath Gries dem Doctor Momsen mit seinen geliebten Verwandten den Arbeitern am Institut v Uld Ich bin nicht so glücklich wie Sie den grauen Star zu haben sagte Büsch einmal zu ihm als er ihn bei einem Besuch im vollen Glanz seiner innern Ergebung und der äußern Ruhe sah und mehren Beamten und Männern der Stadt Während er an der Operation am Star krank lag wechselte der edle Graf Holstein derselbe der seiner Zeit Präsident in Copenhagen war und College der Legationsrath Texier alle Morgen Besuch bei ihm ab um ihm aus den Zeitungen periodischen Blättern vorzulesen Unter der Anzahl auswärtiger Bekannten die einen vertrauten Briefwechsel mit ihm führten finden wir die Namen Lork Schloßprediger in Copenhagen Hübner W Hennings Cronstern Schütze Carstens Tetens Berger Oeder Herausgeber der Flora und nachmaliger Beamter in Oldenburg der seines geliebten Vetters Matthiessens Tochter zur Gattin hatte Grafen Schmettau der Vater des zu Plön verstorbenen uam Er hatte die Genugthuung daß auch die die in Copenhagen seine Grube mitgegraben hatten an welchen allen bis auf Zweien sich das Schicksal seltsam rächte sich ihm in Altona zu nähern versuchten um ihm den Tribut ihrer innern bessern Gefühle zu zollen Darunter war auch Köhlerbanner der bereit willige Handlanger in jener grausen Nacht der viele Jahre in Altona lebte und den die Sonne den letzten Dienst unterzugehn lange versagte So liebenswürdig tief und innig er in der Freundschaft war so sehr sein Herz zur Offenheit und Vertraut lich lichkeit sich neigte so war er doch weit von jener gefährlichen Weichlichkeit entfernt die sich scheut der Ueberzeugung ein Opfer auf Kosten des Gefühls zu bringen Er söhnte nicht alle seine Feinde aus er wollte sie nicht alle söhnen Ein so unwandelbarer Freund und Vertheidiger des Wahren und Guten er war ein eben so unbeweglicher Gegner des Schlechten und Niederträchtigen blieb er bis an sein Ende Vielleicht strahlte er nie im helleren Glanz seiner vielseitigen Vorzüge als wenn er im stillen Kreise seiner Fauuilie war Er war schreibt mir ein lieb erfülltes Herz von ihm ein treuer biederer Ehe gatte ein liebreicher Vater ein gütiger Hausvater Ohne an eine ängstliche Pünktlichkeit sich zu binden hielt er auf Ordnung im Hause ohne jemals zu eifern war alles auf ihn und seinen Willen auf merksam Ein Wort von ihm war hinreichender Bestimmungsgrund für Alle Niemand vermochte es übers Herz zu bringen dem wehe zu thun der immer so schonungsvoll immer so gütig war Wie wohlthuend ihm auch die Beweise der An hänglichkeit waren so läßt sich doch von ihm sagen er begehrte sie nie Er wollte nicht geliebt seyn er liebte nur Auch bei ihm ward die Erfahrung täglich offenbar daß die Mil Milde sich gern mit einem guten Bewußtseyn die Härte aber mit der Schuld vereint Seine Kinder waren seine liebsten Gürer seine kostbarsten Schätze und sie einem würdigen Leben zu bewahren ließ er seine höchste Angelegenheit seyn Wie sehr er in diesem Punct eine Ansicht mit seiner Gattin theilte darüber enthalten mehrere vorhandene Briefe deutliche Zeugnisse Ihr vereintes Streben war dahin ge richtet das Bewußtseyn dessen sie sich erfreuten ihren Kindern als Erbtheil zu hinterlasn Fahre nur immer fort mein lieber Sohn schrieb er im Jahre 1804 an seinen ältesten Sohn wie bisher thätig bieder und rechtschaf fen zu seyn so wird das gütige Schicksal Dir ein recht gutes Loos einst zu weisen Er ließ seine Kinder viel unterrichten und da sein Einkommen im Verhältniß des Wohnorts nur mäßig war so entbehrte er lieber an seinem Vergnügen als daß er am Unterricht sparte Aber sein Beispiel war mehr als Unterricht und sein Vorbild steht unans löschlich wie eine Gesetztafel in den Herzen und Gewissen der Seinigen eingegraben An schönen Sommerabenden pflegte er seine Pfeife im Garten zu rauchen Dann versammelte sich alles um ihn her denn dann öffnete sich sein Herz zu Gesprächen die für den Vorstand wie für das Gemüth gleich be lehrend und erhebend waren Ein Rachbar mit seiner Gat Gattin sehr achtbare Menschen erzählen wie sie oft mit innigster Theilnahme in ihrem augränzenden Garten diesen Unterredungen zugehört hätten Er hatte eine seltene Gabe Kindern und jungen Leuten schwere wissenschaftliche Gegenstände so vorzutragen daß sie von ihnen leicht gefaßt und gerue gehört T wurden Wie groß er in den Opfern seines Lebens und also auch für seine Kinder war dafür mag folgende Anecdote zeugen Eins seiner Kinder machte in den Musikunterrichtsstunden nicht erwartete Fort schritte Der Musiklehrer versicherte daß dem Kinde das Musikorgan fehle und daß wo dieses fehle alle Mühe vergeblich sei Matthiessen hingegen war der Meinung daß alles an der Methode läge denn gehörig und deutlich vorgetragen fasse das Kind mit gesundem innern und äußern Sinn Alles Was war zu thun um in vorliegendem Fall über diese Behauptung ins Reine zu kommen Er hatte selbst kein Clavier gelernt und konnte also auch nicht versuchen was die Methode in diesem Fall vermochte Es blieb ihm nichts übrig als erst selbst Schüler zu werden um dann den Versuch mit dem Unterricht übernehmen zu können Er vollführte diesen Vorsatz und erwarb sich in kurzer Zeit eine leidliche Fertigkeit auf diesem Instrumente Nun versuchte er nach seiner Me thode den Lehrer hei seinem Kinde zu machen und sehe siehe es ging sehr gut Das Kind machte unges achtet des fehlenden Organs treffliche Fortschritte und begriff Tact und Accent Als Geschäftsmann war er hell wahr fleißig und für jede Widerrechtlichkeit sie mochte sich noch so kläglich oder noch so prächtig kleiden unzu gängig Nur Schade daß er micht an seinem Orte war In einem Justizcollegio an einer Kadettenschule wäre viel mehr sein Platz gewesen als bei einem Fischereiinstitut Ein Bernstorf wäre weit mehr sein Vormann gewesen als ein Schimmels mann Er theilte stets seine Stunden ein und seine Berufsgeschäfte hatten immer wie wenig sie vielleicht oft seiner Neigung zusagten Anspruch auf den bedeutenderen Theil seiner Zeit Er war uners müdlich bei jedem Geschäft und nur das erreichte Ziel gestattete ihm Ruhe Er suchte immer die ihm gewordene Aufgabe seiner Instruction gemäß und und zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten auszus führen auch dann wenn sie seiner Ueberzeugung entgegen stritt Kam sie von seinem Vorgesetzten waren die einmal dagegen gemachten bescheidenen Vorstellungen überhört oder zurück gewiesen so er laubte er sich weiter keine Abweichung von der bei stimmten Ordre und vollführte das Geschäft im fremden Geiste so treu als wenn er es selbst F g z gedacht hatte Es läßt sich vermuthen daß er die Gefahr der Zettelschöpfung die unter Schimmel manns Ministerium wuchs voraussah und hätte man ihn ins Finanzcollegium statt zum Handels institut berufen so wäre vielleicht nie das Unglück der Reichsbank übers Land gekommen Daß er schon 1785 die Papiernoth unserer Tage die so viel Unheil gebar ahndete ist aus einer noch vorhan denen Ausarbeitung zu ersehen die einen Vorschlag zur Abwehrung größeres Unglücks enthielt Sein Plan ging dahin daß das damals coursirende Papier geld in fünf Jahren bis zum dritten Theil redu cirt werden sollte doch ward die Totalsumme der im Umlauf befindlichen Banknoten nur auf 22 Mil lionen geschätzt Das Manuscript führt die Ueberschrift Vorschlag zur Hebung des nachtheit ligen Cours besonders der Dänischen Bancobillets Er schätzte den Verlust den der Staat damals schon am schlechten Cours gegen das Ausland litt jährlich auf 10 pCt Um diesen Verlust zu decken der immer zunehmen würde achtete er die Reduction der Masse der Zettel für das einzige Mittel Um die zu dieser Vermin derung des Papiergeldes erforderlichen 15 Millionen aufzubringen schlug er vor daß man auf 100,000 Personen wobei nach dem Vermögen mehrere Per sonen auf eine contribuirende gerechnet werden sollte diese diese ganze Summe als eine Schuld in 5 Jahren zahlbar fundiren solle Daß diese 100,000 Contri buirende im Staate auszumitteln wären beweist er und daß jeder von ihnen jährlich einen Abtrag von 30 Rthl möglich machen könne wird eben so wahr scheinlich gefunden Wie wenn wir durch diese Operation von allen weißen und schwarzen Zetteln hätten befreit werden können welch ein Glück fürs Land Daß angesehene wahrhaft patriotisch denkende Männer seinen Plan gebilligt ihn vielleicht mit bear beitet haben ist mehr als zu wahrscheinlich Leider aber ging er nicht durch Der Conferenzrath Car stens schreibt ihm hierüber aus Schleswig unterm 26 Dec 1785 Der Erfinanzminister ist neulich hier gewesen Nun wundre mich nicht mehr mein lieber Herr Justizrath daß unser unmächtiges Pro ject zur Verminderung der B Zettel ad acta ge legt ist Ein anderes Manuscript welches den Plan zu einer Leibrenten Lotterie von 10.000 Loose à 500 Rthl enthält bezweckt eben so wesentlich die Unterstützung des geschwächten Finanzzustandes und ist mit großem Fleiß und vieler Genauigkeit berechnet und durchgearbeitet Ob auch dieser Plan unbenutzt ad acta gelegt worden ist weiß ich nicht weil sich nichts weiter darüber findet Wie er nun ein Alter von 80 Jahren erreicht hatte und eine Gehörschwäche ihm hinderlich wurde seinen Berufsgeschäften gehörig vorzukommen er auch glaubte daß die Tage sich naheten in denen er der Ruhe bedürfe auf welche er in einem mehr als funfzigjährigen Staatsdienst hinreichenden Anspruch begründet hatte so bat er um seine Dimission und erhielt sie mit der ihm gebührenden Würdigung Neben seinem Gehalt als Pension ward ihm der Titel eines Etatsraths angeboten Erstere nahm er mit Dank an weil er ihrer bedurfte um die Ruhe Und Freude seiner alten Tage zu sichern letztern aber verbat er demüthigst weil er diesen sein An sehn bei seinen Landsleuten und Freunden zu unter stützen nicht bedurfte Zu der Zeit ward seine älteste Tochter die jetzt verwittwete Amtmannin Hilde brandt an den neu angesetzten Land und Birkvogt Hildebrandt auf Föhr verheirathet die denn wohl neben der alten Liebe zur väterlichen Insel wo er seine Knabenjahre und die schönsten Tage seines männlichen Alters verlebt hatte große Veranlassung ward daß er den Entschluß faßte mit seiner alten Lebensgefährtin und der jüngern Tochter von Altona wegzuziehen und für den Rest seines Lebens seinen Aufenthalt auf Föhr zu nehmen nachher doch nicht über sich bringen Am späten Im November 1801 verließ er sein geliebtes theures Altona wo er Freude und Kummer viel erfahren manches Werk vollendet manchem Freund die Hand gedrückt und eine neue Generation um sich in 26 Jahren hatte aufwachsen sehen Sein Abschied von Altona war wie das Scheiden des geliebten Vaters aus einer großen werthen Familie Viele alte Freunde waren in der Zeit zur Ruhe gegangen viele vermieden die Gelegenheit den Abschied auf immer von ihm zu nehmen viele nahmen sichs vor der letzten Umarmung auszuweichen konntens aber Abend noch kam der trene Gefährte auf der Ge schäftsreise der Agent Donner Vater der Gebrüder Donner obgleich er sich vorgenommen hatte nicht hinzugehn und fiel den Greis überwältigt von den Regungen seines Herzens um den Hals und preßte die letzten Worte unter großer Rührung aus ich werde Sie ewig als meinen Vater ver ehren Am frühen Morgen trat der alte Freund Gülich der vor Unruhe des Nachts nicht hatte schlafen können ins Haus um ihn noch einmal zu umarmen Und wie er nun mit den Seinen segnend und dankend zum letzten Mal durch Altonas weite Straßen fuhr da blickten aus manches theuren Freundes Thür und Fenster nasse Augen und manche wer werthe Hand manch weißes Tuch winkte ihm den Abschiedsgruß nach Am Abend feierte eine zahlreiche Gesellschaft in dem Mittwochsklub sein Andenken und trugen seinem Collegen dem Legationsrath Texier auf im Namen der Gesellschaft dem Geschiedenen ihre unwandelbare Verehrung und ihre Wünsche für sein Wohlsein zu bekennen der diesen Auftrag in den rührendsten Ausdrücken in einem Brief nach Schles wig unterm 17 Decbr ausführte In Schleswig fand er seine theure betagte Schwester die verwittwete Pastorin Cramer und seine Jugendfreunde Bruyn Aber Bardenfleth Boje und Carstens die Freunde der alten Zeit waren nicht mehr Er blieb den Winter über bei seiner Schwester in Schleswig Im Monat Juni des folgenden Sommers 1802 folgte er des Kindes Ruf nach Föhr Auf Föhr traf er nur noch zwei Einwohner an die mit ihm zur Schule ge gangen waren deren er sich herzlich freute Der eine war ein Schmid Namens Broder Hanne ein gemeinnützig denkender Mann der das Dorf Nieblum mit Bäumen bepflanzt hatte der andere ein Seefahrer ebenfalls ein sehr braver Mann der erblindet war Den Letztern der älter war wie er sagte er er gönne es ihm gern daß er der Aelteste des des Landes sey aber eine kurze Zeit könne er nicht leugnen wünsche er es auch zu seyn Dieser Wunsch ward ihm denn reichlich gewährt und er genoß im vollsten Maaß dabei den Lohn der einem solchen Aeltesten unter einem dankbaren freien Volke immer zu Theil wird Er hatte in der Nähe seines Schwiegersohns und seiner Tochter ein Haus bezogen und lebte viel gemeinschaftlich mit ihnen Was Föhr Gutes und Würdiges hatte feierte zur Zeit in diesem kleinen Haus heilige Stunden Jeder beeiferte sich dem besten weisen Greis mit Ehrfurcht und Liebe zu huldigen Er war täglich mit gewohnter Herzlichkeit und theilnehmender Freude im Kreis seiner Familie und erheiterte sie durch Zuspruch und Erzählungen Er hatte es gerne daß seine Freunde Und besonders die Prediger ihn besuchten z unter welchen er den verstorbenen Posselt der ihm nachher die Gedächt nißpredigt hielt der gleich wie er viel gelesen und tren behalten hatte vor andern liebte Im Kreise guter Freunde konnte er im hohen Maaß noch froh und theilnehmend werden hatte es gern wenn alles mit ihm froh war und ermüdete nie sie nach seiner bekannten Weise erheiternd und belehrend zu unter halten Niemand man darfs wohl sagen verließ dies dies Haus ohne eine freundliche Rückerinnerung ohne einen nützlichen Gedanken mitgenommen zu haben Die Mittheilung an ihn ward in den letzten Jahren durch die zunehmende Harthörigkeit erschwert doch blieb sein Geist unwandelbar hell und heiter und dieser nahm ungeschwächt an allem was im Vaterkande und auf der Insel Gutes und Ehrwür diges unternommen und vollführt ward frohen Antheil Seine Familie war reich durch seinen Besitz und bedurfte nichts um vom Schicksal vor zugsweise begünstiget genannt zu werden als ihn Sieben Jahre lebte er uach seiner ersten Ankunft auf Föhr glücklich an der Seite seiner geliebten Botilda die sieben letzten Jahre wandelte er ein sam als Wittwer ohne sie von der Hand die sie ihm gegeben hatte geleitet Im dritten Jahr nach seiner Ankunft auf Föhr uämlich verlor er seine treue Lebensgefährtin Er mußte wie fest er sonst war bei diesem Fall seine ganze Lebensweisheit und die Religion aufrufen um diesen Verlust zu verschmerzen Ein feierliches Leichen begängniß daß ihr gewidmet ward ergriff ihn der maßen daß er nach seiner Rückkunft von demselben zur Schonung der Seinen verordnete nach seinem Tode in aller Stille bestattet werden zu wollen Ein Jahr nach ihrem Hingang ward er von einem schlag schlagartigen Zufall betroffen vou der Zeit an ihm die rechte Seite lahm blieb Im neunzigsten Jahr überstand er eine schwere Krankheit die eine rosenartige Entzündung nachließ welche mit einem zweitägigen Fieber begleitet war Seit der Zeit nahmen seine Körper und Geisteskräfte sehr ab Oft waren die das Fieber begleitenden Zufälle von der Art daß sie seinem Leben gefährlich werden zu wollen schienen dennoch obsiegte seine gute Natur gegen zwei Jahre in diesem Kampf Seine herrliche Gemüthsverfassung die das Gute und Schöne nur tief empfand und das Unangenehme auf der Oberfläche der Seele liegen ließ erleichterte ihm seine schwere Bürde auch an der Gränze seines späten Alters Er schrieb uoch in dieser Zeit während großer Schwächez an einen Freuud ich habe in weinem Alter große Gnade von Gott empfangen ich bin heiter und zufrieden Zu einem andern sagte er indem er mit rührender Güte und Freundlichkeit sein gesenktes Haupt zu ihm empor hob ich wünsche Ihnen mein Alter aber ohne meine Schwächen In allen seinen Krankheitszuständen war nie auch nicht der keiseste Ausbruch des Unmuths und der Ungeduld zu bemerken Eigene Beschwerden vergessend war er tur mit liebreicher Vorsorge darauf bedacht diese uigelt ingen die er den Seinigen verursachte zu er leichtern Endlich am 8 Juli 1812 unterlag seine Kör perkraft dem allgemeinen Loose der Menschheit Sein Ende war wie sein Leben Ergebung und Ruhe Sein Uebergang aus der Endlichkeit in die Ewigkeit war so sanft so leicht daß seine Lieben die an seinem Krankenlager standen ihn noch schlum mernd glaubten als er schon vollendet war Das gewöhnliche Fieber war überstanden und nach den bekannten Anzeigen stand die Erholungsstuude zu erwarten Er schlug nun noch einmal seine Augen auf es war zum letzten Mal Aber welch ein Aufblick war dies Er war so lichtvoll so hel so ruhig daß wenn man diesen Moment des Ausgangs aus der Welt als ersten Blick in das künftige Leben betrachten dürfte die süßeste freudigste Folgerung für ein besseres und vollkommnerers Seyn nach dem Tode daraus abgeleitet werdell könnte Wie zum sanften Schlummer schlossen sich seine Augen nun wieder und er war nicht mehr So lehrreich und merkwürdig das Leben dieses Mannes war war auch dieses sein Ende Der Tod der meisten Menschen erfolgt in der Regel wenn bestimmte organische Theile aufgehört haben haben ihre Function zur Erhaltung des Ganzen zu verrichten Während dessen diese Theile an ihrer Thätigkeit ablassen sind noch andere da die ihre Lebenswirksamkeit fortzusetzen im Stande sind die aber vermöge der Verbindung worin sie mit den abgestorbenen stehen daran verhindert worden Daher die Krankheit die ein Kampf der zum Leben geneigten Kräfte gegen die erschlafften oder zerstörten genannt werden kann Weil nun die meisten Menschen in solchem Zustand des Kampfs der organischen Natur mit der Zerstörung verschei den so ist für den Zuschauer unter diesem Schleier die Seelenthätigkeit im letzten Augenblick in der Regel unwahrnehmbar Der vorliegende Sterbefall aber hatte das Eigenthümliche daß hier kein Kampf Statt fand Die sämmtlichen organischen Theile kündeten vereint ihre Funktion auf und das Leben endete auf dem freundlichen Wege der Erschöpfung Hier nun wo das Amt des Arztes aufhörte durfte der Psycholog herzutreten um den noch vor der Trennung fast aller Bande der Sinne befreiten Geist in seinen letzten Regungen zu beobachten Und er sah den Weisen schon auf Erden sich zum Engel verklären Der seltene Grad der Geistesstärke wodurch er sich in seinem ganzen Leben auszeichnete glänzte auch in seinem letz letzten Blick Jede Deutung mußte trügen wenn er in diesem Moment den Seinen nicht verkünden wollte was er klar erkannte Die Unsterblichkeit ist kein bloßer Gedanke Hier an diesen Sterbefall ward also gleichsam die Hoffnung des Glaubenden und die Erwartung des Denkers durch ein sichtbares Zeichen des geistigen Vorgangs im Menschen gleichmäßig bestätiget und befestiget Für den Raub des feindseligen Geschicks am äußern Glück des Lebens gab die Vorsehung ihm zum Ersatz die Mehrzahl der Jahre Er zählte deren 92 und 8 Tage Der Verstorbene hatte bei seinem Leben auge ordnet des Morgens in der Stille ohne Rede und Gefolg an der Seite seiner Botilda beigesetzt werden zu wollen Diese Auorduung wie heilig auch den Lebenden eines Sterbenden Worte sind ward uur halb gehalten Denn am festlichen Morgeu der Beisetzung sah man unerwartet einen so großen großen Theil der männlichen Bevölkerung der Insel in Trauerkleidern gehüllt vor dem Hause versam melt bittend ihrem verstorbenen geliebten Landvogt den letzten Beweis ihrer Anhänglichkeit Und Liebe leisten zu dürfen Es fehlte nicht viel so wäre Posselt auch aufgetreten und hätte diesen Morgen durch eine Rede festlich gemacht wie sonst selten eine auf Föhr geworden und wohl auch keiner werden wird Doch er kannte die bestimmte Anordnung seines vollendeten Freundes Aber der Sonntag folgte Die Kinder des Verewigten die zur Beisetzung herübergekommen waren waren auch auf der Insel und er konnte es berechnen daß von dem Geleit gebenden auch keiner in der Kirche fehlen würde Er faßte daher den Entschluß den merkwürdigen Vorgang der verflossenen Woche zum Hauptgegen stand der Sonntagsfeier zu machen Was war natürlicher als daß er zum Thema seiner Predigt an diesem Tage machte was sein Herz was alle Herzen erfüllte So entstand die nachfolgende Predigt Nach dem Gottesdienst ward sie als Denkmal der Verehrung der Familie des Gefeierten überreicht die sie als ein würdiges Zeugniß zur An Anerkennung ihres geliebten Vaters seit der Zeit bei ihren wichtigern Familienpapieren aufbewahrt hat mit denen sie dem Verfasser dieses vor Augen kam Die Predigt is bis auf unwesentliche Theile die abgeändert werden mußten da der Verfasser sie nur flüchtig und nicht für den Druck bearbeitet hatte dem Haupttheil nach dieselbe wie sie der Redner aus seinem freien liebenden Herzen sprach ---- Gedächtn i ß rede beim Abst er ben des K ö nigl Justiz raths P et er M at thi essen auf Föhr gehalten in der Kirche zu St Johannis am 14 Juli j des Jahres 181 2 Von Christian Friederich Posselt damaligem Prediger zu St Johannis auf Föhr nachherigem Kirchenprobst und Hauptpastor zu Oldenburg Nach dem Manuscript bearbeitet und in den Druck gegeben von GP Petersen Prediger zu Lensahn Seinen Neigungen nnd Leidenschaften seinen Leiden nnd Freuden seines Glückes und Unglücks Herr zu bleiben unwandelbar das hohe Ziel der unsterblichen Seele den größten Vorzug des vernünftigen Geistes vor Augen zu behalten unbewegt durch Lob und Tadel durch Verlust und Gewinn durch Liebe und Haß durch Erkannt und Verkanntwerden einen Wandel zu führen der reich ist an guten Werken das ist die glänzendste Höhe des menschlichen Wir kens das die schönste Krone des irrdischen Lebens ja dies war die Sehnsucht der Edelsten und Weisen zn jeglicher Zeit in jeglichem Volk Dieser Standpunkt der geistigen Vollendung zu der sie unwandelbar hinaufstrebten von da aus sie die dem dunkeln Auge entrückte Vergangenheit und die im Nebel verhüllte Zukunft übersehen entbeut der edlern Menschheit Fel dem vernünftigen Nachdenken und dem unermüdlichen Nachstreben würdig Alles Uebrige wornach die Einfalt gierige Hände aus G streckt streckt wornach der Wahn verlangt und wovor der Kieinmuth zurück tritt alles alles Eure schim mernde Palläste Eure prunkende Felsenburge Eure seidenen Gewände Eure klingenden Schaustücke sie sind ein Schatten der vorüber geht ein Traumbild das beim Erwachen verschwindet ein Besitz der dem menschlichen Gemüth weder Freudigkeit im Leben noch Trost im Tode gewähren kann Nur ein Herz das Gutes liebt nur ein ruhiges Gewissen nur ein reiner frommer Sinn nur ein rechtschaffner tadelfreier Wandel verleihet uns Muth und Kraft Ruhe und Ergebenheit in das unbekannte Land des Hoffens und des Glaubens das sich uns im Tode öffnet hinüberzugehen Nur dieser Sinn und dieser Wandel begründet unser Anrecht an das Erbtheil der Kinder Gottes im Licht welches er vorbehalten hat denen die ihn lieben die durch viel Wachen und Beten durch Kämpfen zur Rechten und zur Linken durch gute Gerüchte und böse Gerüchte hin durchgegangen sind und in der Pilgerzeit weise gut und recht zu denken zu wählen und zu handeln nicht müde wurden Euch m Z zu diesem Ziele hinzuführen Euch auf diese Höhe hinzuweisen stelle ich Euch heute das Musterbild eines tugendhaften Mannes vor Augen Und und wünsche herzlich daß dies Euch ein Spiegel werden möge der nur in wohlgefälligen Strahlen Euch eure Gestalt zurückgiebt und wünsche noch mehr daß diejenigen die in diesem Spiegel ihre Mißgestalt ihres Herzens Härtigkeit ihres Sinnes Verkehrtheit ihres Lebens Verworfenheit und ihres Todes Strafbarkeit erblicken von Reue und Scham ergriffen werden auf daß sie den Herrn suchen mögen weil er noch zu finden ist T ex t 1 Petr 2 v 11 12 Wiebe Brüder ich ermahne euch als die Fremdlinge und Pilgrimme enthaltet euch der sinnlichen Küste die wider die Seele streiten und führet einen guten Wandel unter den Heiden auf daß die die von euch afterreden als von Uebelthätern eure guten Werke sehen und Gott preisen wenn es nun an den Tag kommen wird Petrus versichert in diesem unserm Text die schlechten Menschen würden selbst nach der Tugend zu verlangen bewogen werden wenn es ihnen einleuchten würde wie würdig und glücklich der Christ in einem Wandel vor Gott ist Er meint unter allen herrs lichen Geschöpfen Gottes sei keins herrlicher und 2 HEVs verehrungswürdiger als ein vernünftiger Mensch ein frommer Christ ein Freund Gottes und seiner Brüder er ist des Dafürhalten es müsse ein an das Laster geschmiedete Sclave der Sinnlichkeit so wie einst der verfinsterte Jude vor der menschen freundlichen That Jesu mit Bewunderung still stand und Gott mit lauter Stimme prieß der solche Macht dem Menschen gegeben hatte auch vor dem erha benen Bilde des wahren Menschenfreundes der in sterblicher Hülle dem Gottverklärten ähnlich wurde mit gleicher Empfindung stille stehen mit gleicher Scham und gleicher Angst an seine Brust schlagen und sprechen Gott sey mir Sünder gnädig und umkehren und ein guter Mensch werden Ja dies ist die unüberwindliche herrliche Kraft der Tugend die die Religion gebiert Nicht nur daß sie den Menschen der sie besitzt schon auf Erden beseliget sondern sie wird auch dem Säumenden nnd Irrenden Auffoderung und Beweggrund nach gleicher Würde und gleichem Vorzug zu streben Meine Freunde ich kann es Euch nicht verschweigen was mein Herz in diesem Augenblick über alles Irrdische und Niedrige erhebt was in der vorigen Woche mein Gemüth in feierlicher Rührung erhalten hat Ihr kennt selbst die traurige Begeben heit die Euch mit herzlicher Theilnahme angezogen hat hat Ja das Andenken ist heilig und würdig laßt nns vereint Gott preisen für den ehrwürdigen Greis der in unserer Mitte gelebt hat und ge storben ist an den Gott im Leben und im Tode seine Kraft die Kraft der Weisheit und der Tugend so sichtbar verherrlichet hat Ich habe ein halbes Jahrhundert nicht ohne Aufmerksamkeit auf der Welt und unter Menschen gewandelt ich habe viel Achtungswerthes und Vorzügliches gesehen ich habe mich oft der Tugend in ihrer Verherrlichung an dem Menschen gefreut aber ich habe und was ich nun sage ist nicht die Sprache partheiischer Freund schaft sondern hehre lautre Wahrheit ich habe seines Gleichen nie nie seines Gleichen an Weis heit Güte und unwandelbarem Streben nach den würdigsten menschlichen Zwecken gesehen Merkwürdig war er schon durch die seltenen Geistesgaben womit ihn Gott von seiner Geburt an beschenkt hatte merkwürdig durch die mannigfaltigen reisen Eütsichten und Erfahrungen die er sich auf seinem weiten Lebenswege zu erwerben Gelegenheit fand aber ehrwürdiger uoch im höchsten Maaß ehrwürdig ward er durch die Art und Weise wie er zum letzten Augenblick seines Lebens ujcht uur die erworbenen Vorzüge bewahrte und anwendete sondern auch sie zu vermehren und fruchtbringend zu machen strebte Er hatte viele Stürme des Lebens bestanden war durch durch viel Getümmel durchgewandert war mit den Begebnissen des Lebens von den Thronen der Könige bis zu den Hütten der Armen wohl bekannt stand im Sonnenstrahl de3 Glücks und ward wieder von der Nacht des Verhängnisses bedeckt und was brachte er nach so vielen Erfahrungen und Schicksalen nach so vielen Genüssen und Erstrebungen zu uns herüber was verwahrte er was pries er als das kostbarste höchste Erdengut als den einzigen erstrebenswerthen menschlichen Vorzug was meinte er das im Schiff bruch des Lebens vorzugsweise zu retten sey Es war Einfalt der Sitten Reinheit des Herzens Demuth und Wohlwollen Sein Sarg steht wenig Schritte entfernt von der Stelle wo vor 92 Jahren seine Wiege stand Nachdem er viele Reiche und Länder durchwandert hatte nach dem er in vielen großen Städten in bedeutenden Aemtern sich viel Freuudschaft und Achtung erworben hatte sehnte er sich in Eure Mitte in dieses Land der Genügsamkeit und treuen Anhänglichkeit zurück um hier zum letzten Mal die Sonne untergehn zu sehen um hier bei den Stammvätern zu ruhen Es sind noch die unter Euch die seine männliche Wirksamkeit beobachtet haben alle habt Ihr es Euch von Euren Eltern erzählen lassen was er als Richter als Mensch als Christ und Nachbar war Ihr seid alle Zeugen mit welchen Segnungen er beglei begleitet ward als er vor 40 Jahren von hier abge rufen ward mit welcher Liebe wir ihn begrüßt wie er vor 10 Jahren als Greis wieder zu uns zurück kehrte Ihr wißt mit welcher unwandelbaren Au hänglichkeit er in der Ferne seinem Vaterlande treu ergeben blieb mit welchem regen Eifer er vielfältig Euch nützlich zu werden strebte O wie manchem Jüngling hat er den bessern Weg durchs Leben ge wiesen wie manchem Erwerblosen Verdienst verschafft wie manchem Bedrängten gerettet Und wie nun allmälig seine Körperkräfte schwanden wie seine Sinne ermatteten wie das Licht seiner Augen verlosch da wißt Ihr es auch wie sein Geist gewissermaßen nur dadurch heller und freier ward sich leichter und höher hob das Wahre und Gute klarer sah Je mehr sich seine Leiden mehrten desto sanfter milder demüthiger und gütiger ward er desto theilnehmender bei andern Leiden Besonders war seine schöne Seele bis zum letzten Lebenshauch mit Liebesgedanken für Euch und dieses unsre Land erfüllt Nicht sage ich das daß Ihr m Z um seinen Tod trauren sollt ist nicht dem Alter das er erreicht hat Sterben wahrer Gewinn Aber das sage ich daß Ihr mit mir Gott preißt der an ihm bewiesen hat welche Macht welche Vorzüge er den Menschen geben kann wenn er sie als seine Auserwählten verherrlichen will damit sie ein Ziel und Vorbild für Viele werden X Preißt Preißt Gott dann für die herrliche Vollendung des Ehrwürdigen er sank in die Arme der ewigen Liebe hin nachdem die sorgsamste aufmerksamste uner müdete willigste Kindesliebe ihm die letzten mühseligsten Tage so leicht und friedvoll gemacht hatte als es Kindern nur gegeben ist dem geliebten Vater zu gewähren Hört mir dem mit Liebe und Aufmerksamkeit zu wie Ihr es immer thut wenn ich Euch heute das Bild eines wahrhaft frommen und tugendhaften Mannes vor Angen stelle ich meine dabei immer den Ehrwürdigen aus unserer Gemeine dessen stilles in nerstes Geistesleben ich zu erforschen Gelegenheit fand Bezeugt dann Jemanden sein Herz bei dieser Vor stellung daß er noch weit von diesem Ziele entfernt sey so reiche sein Beispiel ihm Muth dar mit Zus versicht die Bahn zu betreten die er vorangegangen und unwandelbar sey es angelächelt vom Glück oder niedergedrückt vom Mißgeschick das Ziel vor Augen zu behalten bis auch er's errungen Unser keiner lebt ihm selber Unser keiner stirbt ihm selber Im Leben und im Tode sind wir Gotte Ich stelle Euch demnach ein Tugendmuster im Leben eines vollendeten Greises vor darin Ihr seht darin Die Die Freiheit und Selbstbeherrschung als erste Bedingung Achtung vor dem Heiligen und vor Gott als zweite Und das Gebot enre Liebe gegen die Brü der sey rein und wahr als die dritte so I Freiheit und Selbstbeherrschung ist der Tugend erste Bedingung Der Apostel Petrus stellt in nnserm Text die Behauptung auf daß niemand auf den Vorzug menschlicher Vollkom menheit Anspruch machen könne der nicht Herr und Meister seiner sinnlichen Lüste und Leidenschaften ge worden ist So wahr und einleuchtend dies ist so haben wir uns doch wohl vorzusehen daß wir bei Anpreisung dieses Vorzugs nicht hintergangen werden Es giebt eine Wissenschaft der erkünstelten Besie gung seiner Selbst und seiner Leidenschaften die in nichts weiterm besteht als in Anlegung einer äußern täuschenden Form wodurch die innere wahre Gestalt des Herzens bedeckt wird Da siehst du den Heuchler im Gewande der Freundlichkeit einhergehen während Groll und Rache in seinem Innern kocht Er schmeichelt Dir ins Angesicht Beifalt und Entzücken während seine Lästerzunge hinter Deinem Rücken Deine Ehre zerreißt er schwört Dir Wohl Wollel Uld Theiluahme in einer Stunde während EY A er in einer andern sich mit Deinen Feinden ver einigt und Dir die Grube gräbt Hüte Dich vor dieser Brut sie hat sich überall verbreitet aber an den Höfen der Großen und in reichen Städten ge deiht sie am meisten Klagen Seufzer selbst Thränen wagt sie als Deckmäntel zu mißbrauchen um ihres Herzens schwarze Tiefe zu verhüllen Nicht also der wahre Weise und Tugendhafte Die Welt ist ihm zu geringe um vor ihr Gott zu verleugnen Er will nie die Augen niederschlagen nie zittern Immer will er mit freien Blicken auf wärts schauen im Sturm des Lebens siegreich käm pfen darum muß er eins sein mit sich mit der Welt und mit Gott der die Herzen prüft Was er beschließt und vollführt muß aus einem reinen Trieb des Herzens wie die Silberquelle aus reinem Born hervorgehen Selbstsucht und Eitelkeit Hab gier und Stolz Haß und Bitterkeit sind Irrlichter die vom Wege des Rechts und der Wahrheit ab führen darum flieht der Tugendhafte sie wie er die Oerter mit Sorgfalt meidet wo sie sich entzünden Soll er sich auf der Ehrenstufe der irrdischen Größe so wie im Thal der Vergessenheit und des Verraths gleich bleiben so muß es in seinem Innern fest und wohlbegründet seyn Denn nur wer mit freudigem Geist und freiem Gewissen unter dem verpesteten Ge schlecht schlecht wandelt ist vor ihrem tödtlichen Gift gesichert Nicht Liebe noch Haß nicht Furcht noch Hoffnung nicht Reichthum noch Armuth dürfen ihn hindern festen Schrittes auf der Bahn die ihn Vernunft und Gewissen bezeichnen fortzuwandeln Darum darf er nicht ruhn er kann nicht ruhn bis er sich selbst bis er die Welt besiegt hat bis weder die reizendsten Anerbiethungen noch die schreckendsten Drohungen ihn wanken zu machen vermögen in dem was die heilige Pflicht gebeut Heil unserm Vollendeten der diese Höhe des Selbstbewußtseyns und der Selbstbeherrschung erreichte Er ist siegreich aus dem Kampf herausgegangen er hat dort wo ihn die Liebe verklärt hat seine Welt gefunden für welche der Allmächtige ihn erschaffen und gebildet hatte Was kein Aug auf Erden sah eine Herrlichkeit die keine Zunge ausredet will Gott geben denen die reines Herzens zu seyn sich bemüheten O meine Freunde wünscht Ihr daß Euer Alter und Ende gleich sey dem Alter und Ende dieses Gerechten so laßt Euch die Beherrschung Eurer Sinnenlust die Beherrschung Eures Herzens und Eurer Leidenschaft die ernstlichste Angelegenheit seyn Lernt früh und lernts im ganzen Leben daß nicht auf weichem Pflaum nicht im Arm der Freude nicht unter reichen Schätzen nur in der freien fro frohen Ueberzeugung treu und redlich seine Pflicht er füllt zu haben sich ruhig schlummern lasse Nur der ist ein Herr der Welt und des Schicksals der sich selbst zu beherrschen versteht nur der ist frei der keine Fessel seines Eigenwillens trägt nur der ist weise der nie mehr seyn und wissen will als die ewige Weisheit ihn seyn und wissen läßt II Wenn Du aber noch so weise noch so ein sichtsvoll noch so vorsichtig bist so werden Dir doch Lagen und Verhältnisse kommen wo Du mit eigenem Rath und Trost nicht ausreichst wo Du eine höhere Stärkung bedarfst als Du Dir selber geben kannst Darum sag ich zweitens es läßt sich keine Tugend keine unenschliche Vollkommenheit ohne Religion denken Ja Achtung aufrichtige Verehrung des Heiligsten und Gottes möchte leicht der Hauptzug im Bilde eines Weisen und Tugendhaften seyn Nicht jene Reli giosität aber die auf Förmlichkeit und Gebräuche ruht und der freien Folgsamkeit mangelt nicht jene Frömmelei und Scheinheiligkeit die wohl das Herr Herr rufen aber nicht das Herz dem Herrn zu ergeben versteht ist des wahren Weisen Bedarf und Vertangen Die anbetende Seele will einen Blick hinauf über die Erde in den unendlichen Raum dahinauf wo die Sinne ihre Gränze finden will sie L einen Leitstern zu dem welcher war ehe die Berge wurden Da wo Zeit und Ewigkeit sich scheiden wo die Himmel ihr Kleid verwandeln und die Sterne in Nacht versinken bedarf die liebende Seele des Glaubens an Gott Dieser Glaube an eine ewigwaltende Weisheit und Allmacht an eine ewige Liebe und Erbarmung geht bei allen Erfahrungen und Veränderung der Welt dem Weisen und Tugend haften wie ein leitender Engel zur Seite wird ihm hier Warnung und dort Ermunterung hier Trost dort Stärke Dieser Glaube verbindet ihn schon hier so nahe mit der ewigen Weisheit daß er gleichsam vor ihren Augen wandelt ihre Weisungen höret ihre Freuden erndtet den Vorschmack ihres Himmels fühlt Am Tage der Verheißung und Hoffnung wenn er vor Gott betet in jenen schönen Tageu des Erdenlebens wenn Gegenliebe Vertrauen und Dank barkeit seine Seele erfüllen Da verklären sich seinem Innern die Worte Jesu des Ewigen Unsichtbaren Name ist Vater Wo hat je ein Weiser auf Erden gelebt zu dessen Ohren und Herzen die Kunde von Jesu und seiner Lehre drang der nicht in ihr den Weg zur Wahrheit und zum Leben fand Nein der kann kein guter Mensch der kein Freund des Bessern sein der Jesu Reden niemals höret und in seinem Leben sich sich nicht gern spiegelt Willst Du heilig leben groß müthig lieben gewissenhaft arbeiten muthig kämpfen standhaft dulden geh nach Nazareth und Thabor geh nach Gethsemane und Golgatha und lerne da Auf ebnem Wege hin ein stilles und ruhiges Leben führen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit ohn Anfechtung und Kampf macht ehr und liebenswürdig schon aber doppelt ehrwürdig erscheint der der in Verhältnisse geführt ward wo es den Gewinn und Verlust des Kleinods der Seelen galt wo der Glaube an die Menschheit erschüttert ward wo Ge rechtigkeit Liebe Hoffnung verschwunden schienen der noch dann umgürtet mit Wahrheit und angethan mit dem Helm des Heils fest stand und den Sieg errang Ein solcher Ehrwürdiger war der Greis dessen Andenken wir feiern Er war viel in der Welt gewesen in der leichtsinnigsten gefährlichsten Welt war es zu einer Zeit und nnter Verhältnissen wo es einem menschlichen Gemüth fast unmöglich ge macht ward sich vor dem Andrang des Unglaubens und der Sinnlichkeit zu retten aber nie bemächtigten Zeit und Umstände sich seiner in dem Maaß daß er die ernste Richtung seines Geistes auf das Heiligste und Ewige verlor nie bis zum letzten Athemzug schämte er sich des Evangelii von Jesu das auch ihm eine Kraft Gottes war aufzurichten das das geschlagene Herz zu stärken den heiligen Sinn zu bewahren den irrenden Verstand Ja er war es der tausendfältig über sein Leben ausrufen konnte wäre dein Wort nicht meines Fußes Leuchte gewesen ich wäre vergangen in meinem Elende III Aber der Glaube ohne Werk ist todt sagt derselbe Apostel der uns die Selbstbeherrschung als ersten Vorzug des menschlichen Gemüths anpreißt und das Leben ohne fruchtbares Wirken meint er sey ein Traum Es tönt ein großes allmächtiges Wort durch die Himmel Himmel laut vernehmbar jedem sinnbegabten Wesen vom Seraph bis zum Kinde des Staubes Kennst du das Wort Du kennst es Glaubender aber beschreiben umfassen erklären kannst Du es nicht Dies Wort heißt Liebe Es ist des Glaubens Kraft und Leben der Hoffnung Ziel und Stütze ein Vorgefühl der höhern Wonne die jene Welt uns vorbehalten hat Aber mißdeutet den Begriff der christlichen Liebe der Gottes und Menschenliebe nicht Sie ist keine Mitgift Eurer sinnlichen Natur Jener schöne Lichtfunke des Mitleides der im Herzen des Barmher zigen sich leicht entzündet und leicht verlischt jenes leicht erregbare Gefühl das dem in Wehmuth Fle henden nie eine Gabe versagen kann selbst die Thräne Y nicht nicht die als letztes Opfer wenn keine Rettung unehr ist dem Verzweifelnden fließt ist noch keine Meuschenliebe im großen apostolischen Sinne des Worts Es ist der Boden worauf sie wohl gegründet werden mag die Liebe selber ist es nicht Viel weniger ist jene Fügsamkeit in äußerer Ordnung die willig den Zehnten von allem was sie hat spendet oder jene Schlußfolge des Gesetzgelehrten der es als Opfer der Billigkeit einräumt den Hungrigen von diesem Ueberfluß sättigen zu müssen oder jene kluge Rechengabe die Dienst und Gegendienst im weitern Kreislauf der Geschäftigkeit menschlich abzuwiegen ver steht so zu nennen Die wahre Menschenliebe ist ein freier reiner Entschluß eines wohlwollenden Herzens der im Glauben seine Bewährung im Gebot Jest seine Verpflichtung im Himmel seine Wage hat Die Liebe des Menschenfreundes ist hellleuchtend wie die Sonne und rein wie des Himmels Firmament Wie der gute Vater dort obeu segnet bei Tag und bei Nacht und regnen lässet über Böse und Gute so ist auch der Meuschenfreuud in seiner Liebe ohne Maaß und Ziel Mögen sie ausgestoßen auf die Heerstraße an Zäunen oder in Palästen seufzen mögen ihre Namen auf die Tafel der Würdigen um die Welt Verdienten gezeichnet stehen oder mögeu sie in Banden und Kerkern die Schmach ihrer Frevelthat büßen mögen sie mit mir am Altar der Versöhnung knien Oder oder in ihres Herzens Hartigkeit kasterworte spre chen vor dem Allerheiligsten der Herr hat sie alle berufen für alle hat der Heiland gebetet gearbeitet und den Tod am Kreuz gelitten Und was Jesus gen Himmel berief das soll sein Jünger auf Erden sammlen und vollenden Wie so lieblich und doch so weise dieser Liebessinn sich ausspricht im Umgang mit seinen Freunden und Bekannten Der Menschenfreund erhebt sich uie über andere hebt andere aber gar zu sich herauf Jene Heiterkeit des Herzens das innere Frohseyn das ihm seine Tugend gewährt sucht er täglich in seinen Kreis zu verbreiten Gebeugte Gemüther zu erheitern unschuldig Gekränkte zu erfreuen Verzwei felnde zu ermuthigen ist seines Lebens Lust Er zürnt dem Irrthum und dem Verbrechen wohl dem Ir renden und dem Gefallenen nie der Herr vergiebt dem reuigen Sünder alle seine Schuld wie sollte er als Mensch es nicht Es ist ja alles gut erschaffen spricht er und es soll alles besser werden und damit hat er einen Kreis um seinen Lebensberuf ge schlossen in dessen Mitte in Feierstunden nicht selten der Himmel auf der Erden sich offenbart Er ist ein treuer Staatsbürger ein sorgfältiger Hausvater ein gewissenhafter Verwalter des anver trauten Gutes ein freundlicher Gatte ein zuver lässiger Hmwandelbarer Freund H Der Der Name Vaterland ist ihm ein hoher theurer Name es ist der Inbegriff aller seiner Freuden der große Tempel worin er mit allen seinen Lieben feiert die Bedingung seines Empfindens Seyns und Wirkens Darum opfert er gern auf diesem Altar und opfert wenn es seyn soll seine Kräfte seine Güter sein Leben Das Ges meinbeste ist ihm heilig wie die Offenbarung von Gott heilig sind ihm Gesetz und Obrigkeit Ord uung und Zucht im Lande Er übt Gehorsam und Unterthänigkeit nicht aus Furcht und Zwang son dern um Gottes und des Gewissens willen Der Beruf und Stand dem er sich widmete und früh schon schaute er um sich her und fragte was er werden konnte erfüllt er ganz Das Amt das ihm gegeben ward glaubt er nicht seinetwegen seiner Freude und seines Gewinnes wegen da er ist des Amtes Diener Aus dieser Ansicht enspringt sein Fleiß und seine Ordnungsliebe seine Herablassung und seine Genügsamkeit Ich bin nicht gekommen daß ich mir dienen lasse sprach Christus so sprichts der Menschenfreund ihm nach Sein Haus ist seine Welt im Kleinen der Schauplatz wo sich täglich seine Tugenden zwangslos enthüllen Alle seine Hausgenossen betrachtet er als seine Pflegbefohlnen und ihnen Friede und Freude zu bereiten indem er sie zur Weisheit und Tugend leitet a leitet achtet er eine freundliche Pflicht Als Hausvater und Haupt der Familie ist er der wachste der aufmerksamste der sorgsamste der ge duldigste der mildeste eines jeden Rath und Hoff nung Wie der Reisende auf der Schiffahrt dem Schiffe vertraut so hier dem weisen besten Vater Alles Klein und Groß Giebt Gott ihm Kinder so beherziget er es tief was es heißt vernünftige und unsterbliche Wesen für zwei Welten zu erziehen Mit weisem Ernst und warmer Zärtlichkeit neigt sich seine Seele zu ihnen hin und mit dem Forscherblick eines Propheten verweilt er täglich in dem Gedanken was fördere ich jetzt was wehre ich beim Wachs thum dieser Pflanzen Arbeiten entbehren dulden wird dem Edlen leicht für solche Zwecke denn ihm dünkt zöge er keine würdige Bürger dem Staat in seinen Kindern so ginge sein eigenes gemeinnütziges Leben verloren Und für den Abend seines Lebens hat er keine erfreulichere Gedanken keine süßere Hoffnung kein freundlicheres Bewußtseyn als dem Richter der Welt sagen zu können Hier sind sie die du mir gegeben hast sie sind eins mit mir und Du mit uns Und der Segen des Gerechten weicht nicht vom Haupte frommer Kinder wie sein Vorbild und sein Werk nicht aus ihrem Sinn Der Tugendfreund ist ein treuer Freund sei nes Freundes Alle Hindernisse der Liebe und 9 2 her A herzlichen Ergebung Selbstsucht Eitelkeit Anmaßung Stolz Ehrsucht die wie ein unübersteiglicher Damm sich zwischen menschliche Herzen aufwerfen sind seiner reinen Seele freund Er trägt sein offies treues Herz im offmen treuen Wort dem Freund entgegen und wenn er auch mit scharfen Blick den Winkel jedes Aug durchspät in welches er zum er sen Male steht so ist er doch von Argwohn und von Mißtrauen fern Und hat er dann ein edles seinem eigenen ähnliches Herz gefunden dann ist Freude im ganzen Hanse denn er meint dadurch einen Zuwachs an den edelsten Schätzen seines Lebens erhalten zu haben Wie er aber einen Freund für ein unschätzbares Geschenk hält so ist er nirgends zarter und vorsichtiger als im Umgang mit diesen damit er ihn nie durch eigne Schuld verliere Darum Macht er ihn zum Mitgenossen seiner Frende und seines Glücks er fesselt ihn mit unauflößlichem Ver trauen an seines Herzens Freude und Würde Wind schließt mit ihm hier schon den höhern Bund zu dem die Liebenden auf Erden reifen sollen Dies war das Musterbild der Tugend das in dem Leben unsers alten Freundes bis auf das Wort wie ich es gesprochen habe bis auf den letzten Zug wie ich es dargestellt habe sich offenbarte So fest war er sich seiner Kraft bewußt so Gott ergeben so herzlich unwandelbar liebend O dankt der Schen kung fung Gottes der uns ein solches Beispiel Uns vor Augen stellte ihm der diesen frommen Greis unter uns geboren werden leben und sterben ließ Zwei und neunzig Jahre flossen in das Meer der Zeit seit er auf dieser Insel des Tages Licht erblickte Er war der Sohn des damaligen Land vogts der letzte Sproß einer zahlreichen Reihe von Brüdern und Schwestern die alle ihm vorangegangen sind Er wuchs als ein hoffnungsvoller Jüngling unter elterlicher Obhut im elterlichen Hause heran und sammelte die ersten Elemente seiner reichen Einsichten in unsern Schulen Was hier angefangen ward vollendete er auf höhern Lehranstalten Noch in seinem höchsten Alter bezeugte er es mit Freuden wie fleißig und gewissenhaft er die Vorbereitungsjahre angewandt hatte Frühzeitig trat er in die Welt und unter die Menschen hinaus Sein Schicksal führte ihn in viele Länder öffnete ihn den Weg zu vielen edlen und bedeutenden Männern sogar zu Königs thronen Da lernte er die Menschen in ihrer größ ten Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit in ihrer Würde und ihrer Verworfenheit kennen lernte sie zu lieben und zu verachten aber alle zu schonen und zu tragen und so weit seine Kräfte reichten zu bet glücken Er blieb sich in allen Verbindungen und La gen gleich gleich weise und gut verständig und recht rechtschaffen Ueberall in Paris wie in Copenhagen in Altona wie auf Föhr wo er als Knabe als Mann und als Greis gelebt und gearbeitet hat war er der beste Mensch der verständigste Mitbürger der thätigste Menschenfreund Als nun das Alter sich nahete als seine Kräfte schwanden die Sinne ab stumpften und er sich unfähig fühlte zu seyn und zu leisten dem Vaterlande was er immer gewesen war und geleistet hatte da verlangte er seinen Abschied aus dem Staatsdienst und kam zu uns ins Land seiner Vorfahren um hier den Abend seines Lebens zu feiern um zu ruhen wo die Väter und Ge schwister ruhen Da war es daß wir in einer Reihe Jahren das Glück hatten an ihm das Beis spiel der musterhaften Geduld und Ruhe der Heiter keit und Freundlichkeit zu sehen Alles erstarb Q ihm nur nicht sein heller Geist noch weniger seine unbegränzte Herzensgüte die mit jedem Jahre zuzunehmen schien Es war als wenn sein letztes Daseyn in lauter Liebe und Wohlwollen sich auflößte Meine Zuhörer Selbst die Heiden priesen Gott als es an den Tag kam welche gute Werke wahre Christen vollbrachten und wir sollten Gott nicht preisen für den edelsten und besten Mitbürger der beinahe in einem ganzen Jahrhundert im weitesten Kreise der Erste und Ehrwürdigste genannt worden ist ist der unter uns gelebt hat nun bei ansern Todten ruht Aber nicht das Andenken an die verflossenen Tage darf und soll die Hauptsache seyn am Fest womit wir unsern hingeschiedenen Patriarchen ehren Ich denke es mir als möglich daß sein verklärter Geist unsichtbar uns in dieser feyerlichen Stunde umschwebet und mich und Euch und jeden unter uns auffordert zu allen den Tugenden wodurch er sich ein so ruhiges Alter und einen so sanften Meber gang in die Ewigkeit bereitete als rief er uns mit Geisterstimme und im Geleit von Engeln die Worte Jesu an seinen schwachen Freund Joh 21 v 11 zu Folget mir nach Wie ists tönt dieser Ruf in Euer Aller Herzen nach erhebet er Euer tiefstes innigstes Gefühl zum herrlichen Bewußtsein eigener Kraft und Würde so hört mich an und würdiget meinen Vorschlag Hier an dieser heiligen Stätte wo die Gebeine unsers Tugend freundes ruhn vereinigen wir nns zu dem feierlichen Entschluß ihm nachzuahmen in allen den Vorzügen die ihn zum Freund der Menschen zum Liebling Gottes hinauf heben mochten O meine Freunde ich kann es Euch nicht verbürgen daß Euer Alter so leicht und Ener Sterben so sanft seyn wird als das Alter und das Sterben dieses Greises war kann Euch nicht versprechen daß solche theure dankbare Kinder ihren äußert äußersten Fleiß anwenden werden um sd Euer Altee Eure Schwäche Etier Sterben euch zu erleichtern Aber das kann ich versprechen und verbürgen daß Unschuld des Lebens Reinheit der Seele Gottes furcht und Gewissenhaftigkeit auch Euch die Lasten des Alters die Schmerzen des Todes erleichtern werden Amen "



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