August Hermann
Niemeyer

* 01.09.1754 Halle
+ 07.07.1828 Glauchau
Agnes Christiane Wilhelmine
von Köpcken
* 15.02.1769 Magdeburg
+ 08.04.1847 Halle

Hermann Agathon
Niemeyer

Theologe, Direktor der Franckeschen Stiftung

* 05.01.1802 Halle a. S.
+ 06.12.1851 Halle


Kinder mit: Antoinette Pernice (* 10.01.1807 Halle + 27.04.1885 Halle) (oo 23.04.1828):


Wilhelmine
Niemeyer
* 20.03.1831 Halle
+ 15.07.1862
Anton
Niemeyer
* 11.04.1832 Halle
+ 20.11.1851
Elisabeth
Niemeyer
* 26.08.1835 Halle
+ 06.03.1836 Halle
Margarethe
Niemeyer
* 06.12.1837 Halle
+ 28.07.1838 Halle
Marianne
Niemeyer
* 15.07.1839 Halle
+ 29.04.1904
Maximilian David (Max)
Niemeyer

* 02.06.1841 Halle/Saale
+ 17.06.1911 Halle/Saale
Hermann
Niemeyer
* 05.05.1842 Halle
+ 14.09.1917
Caroline / Karoline
Niemeyer
* 10.07.1846 Halle
+ 05.09.1866
August
Niemeyer
* ?
+ ?
Wilhelm
Niemeyer
* ?
+ ?
Hans
Niemeyer
* ?
+ ?
?
Quellen:
- Eintrag der Gattin bei den Franckeschen Stiftungen: "Niemeyer, Antoinette Geburtsname: Pernice, Antoinette Wirkungszeit: 1828-1885 Geburtsdatum: 10.1.1807 Geburtsort: Halle Sterbedatum: 27.4.1885 Geschlecht: W Biographie: Vater: Pernice, Weinhändler in Halle. Nach dem Tod ihres Mannes erhielt sie eine Gnadenpension von Friedrich Wilhelm IV. 1. Heirat am 23.4.1828 Heirat mit Hermann Agathon Niemeyer. Söhne: August Niemeyer, Anton Niemeyer, Wilhelm Niemeyer, Maximilian David Niemeyer, Hermann Niemeyer, Hans Niemeyer. Töchter: Wilhelmine Niemeyer, Elisabeth Niemeyer, Margarete Niemeyer, Marianne Niemeyer, Caroline Niemeyer. Biografische Nachweise: Niemeyer, Kurt: Stammtafeln des Niemeyerschen Geschlechts, Halle 1915, Tafel 8; Familien- Nachrichten für das Geschlecht Niemeyer (Halle), Heft 12, 1930, S. 21-22."
- Seine Seite bei Ivanc: "Name Hermann Agathon VON NIEMAYER Beruf Protestantski teolog Ereignisse Art Datum Ort Quellenangaben Geburt 5. Januar 1802 Halle, Nemčija nach diesem Ort suchen Bestattung Halle, Nemčija nach diesem Ort suchen Tod 6. Dezember 1851 Halle, Nemčija nach diesem Ort suchen Heirat 23. April 1828 Eltern August Hermann Agathon VON NIEMAYER Agnes Wilhelmine Christiane VON KÖPCKEN Ehepartner und Kinder Heirat Ehepartner Kinder 23. April 1828 Antoniette Henriette PERNICE 20. März 1831 Wilhelmine VON NIEMAYER ♀ Tod 15. Juli 1862 11. April 1832 Anton VON NIEMAYER ♂ Tod 20. November 1851 26. August 1835 Elisabeth VON NIEMAYER ♀ Tod 6. März 1836 Halle, 6. Dezember 1837 Margarethe VON NIEMAYER ♀ Tod 28. Juli 1838 Halle, 15. Juli 1839 Marianne VON NIEMAYER ♀ Tod 29. April 1904 2. Juni 1841 Maximilian David (Max) VON NIEMEYER ♂ Tod 17. Juli 1911 Halle, Ehepartner Anna EYSSENHARDT 5. Mai 1842 Hermann VON NIEMAYER ♂ Tod 14. September 1917 10. Juli 1846 Karoline VON NIEMAYER ♀ Tod 5. September 1866 Notizen zu dieser Person Hermann Agathon Niemeyer Hermann Agathon Niemeyer (* 5. Januar 1802 in Halle † 6. Dezember 1851 in Halle) war ein protestantischer Theologe. Hermann Agathon Niemeyer, jüngster Sohn des August HermannNiemeyer, habilitierte sich 1825 in Halle und wurde 1826 als außerordentlicher Professor der Theologie nach Jena berufen, kehrte aber bereits 1829 als Professor und Direktor der Franckesc hen Stiftungen nach Halle zurück, in welch letzterer Stellung er sich durch Gründung einer Realschule und einer höhern Tochterschule, durch Reorganisation des Pädagogiums etc. verdient machte. Nachdemer 1848 der Preußischen Nationalversammlung a ngehört hatte, starb er am 6. Dezember 1851. Werke (Auswahl) Bearbeiten Collectio confessionum in ecclesiisreformatis publicatarum (Leipzig 1840) Kritische Ausgabe der lutherischen Bibelübersetzung (Halle 1840 ff.), von ihm begonnen Literatur Bearbeiten Otto Nasemann: Niemeyer, Hermann Agathon. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 682–687. Niemeyer: Hermann Agathon R. wurde am Januar1802 in Halle a. S. geboren. Er war der jüngste Sohn des Kanslers Aug. Herm. N. und einer geborenen v. Köpcken, der Tochter des aus der Klopstock- und Gleimzeit bekannten Magdeburger Litterators(s. A. D. B. )0’1, C75). Mit seinem wenig älteren Bruder Ma x erhielt er von dieser den ersten Unterricht, bis er Ostern 1810 als Scholar in das Pädagogium aufgenommen ward. Hier waren Johann August Jacobs, welcher nachmals sein Schwager ward, Mollweide und A. F. Näcke seine Lehrer, von welchen besonders der letztere großen Einfluß auf ihn ausübte, ihn namentlich in daß Verständnis der griechischen Tragiker rinführte. Toch beschränkte sich sein Interesse nicht auf die Alten, eine genauere Kenntniß der deutschen Litteratur brachte ihm daß elterli che Haus nahe.Als er sich Michaels 1819 der Maturitätsprüfung unter,zog, erhielt er ein scugniß unbedingter Tüchtigkeit, in welchem zugleich sein reiner Sinn und seine Bescheidenheit anerkannt wu1den. – Der Kanzler ließ seinen Söhnen in der Wahl des Berufes volle Freiheit, wie denn die Brüder Nien1esyer’s Aerzte oder Juristen gewesen sind dieser wird sich also zum Studium der Theologie aus eigener Neigung entschlossen haben. Allein wenngleich er mit seinem gewissenhaften Eifer alle Zwei ge dieser Wissenschaft betrieb, so ward er doch weniger von der speculativen Seite derselben angezogen seine Richtung war eine historische und exegetisch-ktitische, zu welcher ihn die tüchtige philologische Schulbildung Vorzugsweise zu befähigen schien. Auch ließ er die philologischen Studien mit nichten beiseite liegen seine Freundschaft mit Reisig, die ihn in der Folge auch in nähere Beziehung zu dessen bedeutendstem Schüler Ritschl brachte. erhielt daß alte Juteresse lebendig.So war er schon früh, mit 21 Jahren, am Ziele seines akademischen 683 Studienganges er wurde am 26. Juli 1823 zum Dr. pllj1. auf Grund einer Dissertation „äe 1)ooetis promovirt. Ganz von selbst fand sich nun der Entschluß, die Docentenlaufbahn einzusch lagen, in welchem ihn sein Vater begreiflicher Weise bestärkte. Nach einem halbjährlichen Aufenthalte in Göttingen, den er zurAnfertigung seiner Habilitationsschrift benutzte, vollendete er diese in Halle im Herbst1824 sie handelte „(ks lsi(tori 1’O1usj0ts 7jtA„ S0rjptjs er C100- trjnz-. Am 28. December desselben Jahres folgte die Licentiatenprüfung, am 8. Januar 1825 die Disputation. Im Sommer 1826 hielt er die erste Vorlesung. Seine Vorträge bezogen sich hauptsächlich auf die neutesta mentlichenSchriften, auf Apologetik und christliche Alterthümer. Aber außerdem ließ er sich auch als Lehrer an der lateinischen Hauptschule verwenden, beschritt mithin genau den Weg, den sein Eltervater Francke den angehenden wissenschaftlichen Theologen vorgeseichnet hatte. Und verhältnißmäßig rasch gelangte er zu einem Erfolge, den er einer Anzeige über ein Buch Augusti’s zuschrieb er erhielt einen Ruf nach Jena als l’1oi’. e:ct1–aorc1.- welchen er ohne weiteres annahm. Michaelis 182 6 siedelte er dorthin über. Die kurze Zeit, welche er in der kleinen Stadt verweilte, hater immer als den erfreulichsten Abschnitt seines Lebens bezeichnet. Wie er mit frischer Kraft und harmlOseinfachem Sinne kam, so fand er auch bald Menschen, die ihn verstanden und ihm nahe traten mitGöttling, Credner, Baumgarten-Crusius, Schwarz und vor allen mit Henke ist er, so lange sie und er lebten, in enger Freundschaft verbunden gewesen. Während des Jenenfer Aufenthaltes feierte sein Vater da s 50jährige Jubiläum, das der Göttinger Faculätverat1lassung gab, ihm die theologische Doctorwürde zu verleihen. Hier in Jena gründete er auch einen eigenen Hauesstand, indemer sich mit der Schwester seines Schwagers, des bekannten Juristen Pern ice, verheirathete. Inzwischen starb der Kanzler am 7. Juli 1828. Nachfolger desselben war sein Schwiegerfohn August Jacobs, welcher bereits seit dem Tode des jüngeren Knapp als Condirector an der Verwaltung des Waisenhauses theilgenommen hatte. Indessen Jacobs war schon lange kränklich und nicht fähig die Lastdes schweren Amtes allein zu tragen er beantragte sofort dieErnennung Nien1eyer’szum Condirector. Es ist nicht zu übersehen, weshalb man an entscheidender Stelle in Berlin mit de r Bestätigung zögerte, wenn man auch weiß, daß sich die verschiedensten Einflüsse dort kreu„zten und das sich viele bedeutende Leute u1u die Stelle bewarben, seltsam genug die Antipoden Gefenius und Tholuck. Erst am 8. Juni1829 erfolgte die Geneh migung und zwar auf directe Weisung Friedrich Wilhelms III., der das Anrecht der Familie auf daß Amt respectirte. Seinetseits hatten. lange geschwankt, ob er demRufe an das Erbe seiner Ahnen entsprechen sollte. Indem er dem Wunsche seiner Mutter nachgab, gab er zugleich dieIdeale seines Lebens auf denn wenn er in Jena blieb, so durfte er aufeine ebe1tmäßige Entwickrlung seiner wissenschaftlichen Betreibungen und auf Erfolge als akademischer Lehrer hoffen, wogegen in Halle vor dem Amte als Verwalter mit den unaufhötlichen, vielseitigen Ansprüchen die Wissenschaft zurücktreten mußte. So ist er ungern gegangen und sein Vorgefühl hat ihn nur insofern getäuscht, als noch viel schwerere Sorgen und Enttäuschungen über ihngekommen s ind, wie der Anfang erwarten ließ. Als er im August 1829 in Halle eintraf, fand er diestiftungen in einem kritischen Zustande. Die alten Einrichtungen, auf welcheFrancke sein Werk aufgebaut hatte, trugen den Bestand nicht mehr und waren selbst nicht zu ertragen das Pädagogium, de ssen Erhaltung Staatömänner wie L. v. Vincke, v. Vassewitz, v. Merckel,v. Bodelschwingh, die selbst auf der Schule ihre Bildung genossen hatten, für eine Nothwendigkeit erklärten, und das zu Lebzeiten des Kanzlers als die erste Schule Deutschlan ds angesehen wurde, war zurückgegangen die Einkünfte, 684 welche ehedem aus den erwerbenden Instituten, der Buchhandlung, der Apotheke geflossen waren, versiegten mehr und mehr. Eine Neubelebung mußte auf allen Gebieten eintreten. Zudem hatte sic h die Krankheit des Directors Jacobs so verschlimmert, daß sofort die gesammte Last der Administration dem 27jährigen Condirector zufiel. Er ging mit voller Einsicht in die zahllosen Schwierigkeiten, mit dem festen Entschlusse, durchgreifend umzu gestalten, und mit demüthigem Gottvertrauen zugleich an die Arbeit. – Sein erstes öffentliches Auftreten war ein Act der Pietät gegen seinen Ahnherrn Francke, dessen Statue, ein Werk Rauch’s, er mit einer Weiherede zu übernehmen hatte,. 5. Novemb er. Am 21. December starb dann Jacobs. Da schleunig ein Vertreter des Geschäftskreises desselben bestellt werden mußte, so gingen die Behörden auf das Auß- kunftsmittel ein, den Professor Karl Thilo, welcher der Schwiegersohn Knapp’s war und von seinem Lehramte im Pädagogium die Anstalten genau kannte, zum Director zu ernennen. Allein auch jetzt wieder ward die Entscheidung verzögert und Thilo schied unwillig am 5. October 1830 aus. Erst im November desselben Jahres ward die Cabinetsord re, welche N. als Director und außerordentlichen Professor der Theologie sowie als Leiter des pädagogischen Seminars bestätigte,vollzogen er hatte bisher für seine Arbeit die Summe von 400 Thaler erhalten. – von den zahlreichen Aufgaben, die er nunmehr zu erledigen hatte, waren folgende die wichtigsten. Es handelte sich eben jetzt um die Ordnung der Ressortverhältnisse der Stiftungen, welche aus der unmittelbaren Veaufsichtigung des Ministeriums ausscheiden, an das Provinzialschulcolle gium übergehen sollten N. wußte mit Entschiedenheit und doch auch mit Geschick die Selbständigkeit der Anstalten einigermaßen zu wahren. Die lateinische Hauptschule war neu zu organisiren, mit jüngeren Lehrern auszustatten auch hier gelang es ihm , einen Ausgleich zwischen den allgemeinen staatlichen Verordnungen und dem eigenartigen Charakter der Schule herbeizuführen. Nun erst konnte er daran denken, derselben auch einen neuen Leiter zu setzen er ernannte den bisherigen Inspector des Pä dagogiums, M. Schmidt, zum Rector und Condirector, er selbst übernahm die Sorge für das Pädagogium. Dochauch hier war ein Bruch mit der Vergangenheit unumgänglich nöthig. Sollte – wie es von oben verlangt ward – das Fachsystem abgeschafft, daß C lassensystem eingeführt werden, so war dergesammte Lehrplan zu ändern und unter den Lehrern mußte einWe–chsel eintreten. N. zog die besten Kräfte aus der Reisig’schen Schule heran, A. Stahr, K. Peter, Th. Echtermeyer, Mor. Seyffert, Herm. Daniel wurden gewonnen, auch Ruge hat es damals nicht verschmäht, Schulmeister zu sein. Die Frequenz wuchs von Jahr zu Jahr, zuletzt bis auf 70 Hausscholaren, während er mit 17 begonnen hatte. Vergegenwärtigt man sich nun, daß um dieselbe Zeit die Real schule neu gegründet ward, daß eine höhere Töchterschule entstand, daß die Elementarschulen erweitert wurden und einePräparandenanstalt für künftige Volkesschullehrer neben dieselben trat, daß das Mifsionswesen reorganisirt ward, daß überdem Vorl esungen auf der Universität gehalten und Lectionen in den Schulclassen ertheilt wurden und daß doch der Director noch Zeit fand auf dem Turnplatze oder auf der Schlittenbahn mit den Schülern zu verkeh1en, so muß man staunen über die Elasticität s einer Natur und den Umfang seiner Arbeitskraft, hat ihn aber nicht nur als den treuen Erhalter der Institute anzusehen, sondern ihm auch die Neuschöpfung von Institutionen zu danken. Zu diesen Geschäften trat noch eine ganz abweichendeseite der Wirksamkeit, als er 1839 zum Stadtverordneten gewählt ward. Daß seine Mitbürger ihre Augen auj ihn wandten, war ja bei seiner Erfahrung und Gewandtheit in dem Administrationsfache begr ei?lich ein Beweis aber des hohen Vertrauens und der Achtung dieser Körperschaft war es, daß er wiederholt zum Vorsteher der Versammlung 685oder, wenn er diesen Platz einzunehmen sich weigerte, regelmäßig zum Stellvertreter erwählt ward. Bis zu seinem Tode ist er Stadtverordneter ges wesen. Dazu kamen dann noch die Arbeiten, welche er als einer der Gründer des Hallischen Hauptvereins der Gustav-Adolph-Stiftung zu übernehmen hatte, die ihm die Beaufsichtigung des Provinzial-Blindeninfti iutes brachte – und gerade diese waren sehr lästige – Mühen, die man ihm, ohne Rücksicht zu nehmen, auflud. Wer die Last einer so vielverzweigten Thätigkeit zu wägen weiß, wird kaum erwarten, daß N. noch Muße für wissenschaftliche Unternehmungen fand. Und doch hatte er schon 1834 die neunte Auflage von seines Vaters „Grundsätzen der Erziehung und des U nterrichts “ besorgt, in welchemBuche er den historischen Theil fast ganz neu gufbaute. Als 1836 die bekannte Lorinfer’sche Frage über die Gesundheitspflege der Schüler die Pädagogen zu beschäftigen anfing, war er einer der ersten, welche sich d arüber vernehmen ließen. Die von seinem Studienfreunde Mot. Rödiger begonnene c011e(:tio conkesjonum in ecc:1esjis rekor111e1ljs pub1jc:1tm–um ließ er 1840 im Truck erscheinen. ,Im folgenden Jahre, zur Jubelfeiet der Einführung der Reformation in Halle, veröffentlichte er eine Probe der kritischen Ausgabe der lutherischen Bibelübersetzung von 1545, von welcher in der Folge wenigstens die Bücher des Alten Testaments aus der Hand Bindseil’s “ erschienen sind. Außerdem hat er wiederholt die Abhandlungen für daß. Schulprogramm des Pädagogiumz verfaßt und in denselben zuerst nachdrücklich auf die Bedeutung Ratich’s aufmerksam gemacht, – Studien, zu denen er als Dirigent des pädagogischen Seminars geführt wurde. Crwähnen wir endlich, daß er 1844 in die Redaction der Allgemeinen Litteraturzeitung eintrat und dem sinkenden Blatte durch Werbung von jüngeren Mitarbeitern aufzuhelfen suchte, so wäre im Großen und Ganzender Umkreis seiner wissenschaftlichen Thätigkeit gezogen, we nn wir nicht noch von einem Buche zu reden hätten, das für sein Verhältniß zu den Vorgesetzten Behörden entscheidend wurde. �� Er gab 1843 die 18. Auflage des „Lehrbuches für die oberen Religionsclassen in gelehrten Schulen von A. H. Niemeyer“ her aus. Wie tief mußte es ihn verletzen, als der Minister Eichhorn die Benutzung des Buches in den Anstalten, in denen es entstanden und für welche es geschrieben war, verbot. Er hat in langen Verhandlungen die Unterdrückung rückgängig zu machen ges ucht, doch vergebens. Wenn Eckstein in der unten anzugebenden Lebens skizze von diesem rohen Eingreifen der Regierung, das zu der Menge von persönlichen Kränkungen gehörte, durch die es Eichhorn mit allerWelt verdarb, bemerkt, daß es N. tief bet rübt, doch nicht erbittert hätte, so ist dies gewiß richtig, nur freilich ward er dadurch auch persönlich belehrt, daß das System, nach welchem Eichhorn verfuhr oder zu verfahren gedrängt wurde, eine freie und selbständige kirchliche Entwickelung nicht leiden würde. Wenn er zu den protestantischen Freunden gehörte, so zählte er dochzu den Gemäßigten, ging weder soweit wie Uhlich einerseits, noch andererseits Ruge ihm kam es auf die Herstellung einer kirchlichen Vertretung an, weshalb er sich 1846 von seinem Bruder Anton, welcher Mitglied der damaligen Generalsynode war, über den Gang der Verhandlungen stets Bericht erstatten ließ. Ueberhaupt wäre es falsch, N. zu den Nationalisten gewöhnlichen Schrotes zu rechnen er hatte einen so reichen Schatz schlichter Gemüthstiefe und eine so reine Innigkeit des Glaubenslebens, daß er dies nicht sein konnte. Aber allerdings war er auch fern davon, an pielistischen Erweckungen oder an unfreier Bekenntnißgebundenheit, zumal wenn sie mit Herrschfucht gepaart auftrat, Gefallen zu finden und die wissenschaftliche Forschung mochte er sich um keinenPreisverkümmern lassen. Wie wäre es sonst möglich gewesen, daß er in seiner großen Familie mit seinem Hamburger Schwager Wolff, der energisch pietistisch gerichtet, aber von der höchsten Lauterkeit des Wesens war, am allerintimsten stand, daß er Wichern’s Person 686 und Wirksamkeit außerordentlich hoch stelltes Das Jahr 1848 bewies denn auch, daß er viel mehr positive Eigens chaften hatte als von seinen bisherigen Votgesetzten angenommen wurde, daß er sich durchs persönliche Anfechtungen nicht von dem Boden abziehen ließ, auf den ihn seine- ganze Natur stellte. Die StadtHalle sandte ihn als ihren Abgeordneten in die Berliner Nationalversammlung, nachdemHanse1nann, welcher in erster Linie gewählt worden war, abgelehnt hatte. Es verstand sich für ihn von selbst, daß er der rechten Seite angehörte, daß er unter den ersten auf Rückberufung des Prinzen von Preuß en drang, daß er in der Verfassungscommission den Theorien und Forderungen Waldecks mit Nachdruck entgegentrat. Allein seine Handlungsweise wurde von den Wählern nicht völlig gebilligt, so daß er sich entschloß. am 14. November, kurz nach der Ver legung der Versammlung nach Brandenburg, sein Mandat zurückzugeben. Für die Ordnung zu wirken, die königstreue Gesinnung zu beleben hörte er trotzdem nicht auf er hat in demselben Herbste verschiedene Gebiete der Provinz in den mühseligsten Reise n durchzogen. um die bevorstehenden Wahlen richtig zu leiten. Hatte das Jahr 1849 allmählich ruhigere Verhältnisse gebracht, so folgte bald daß Ministerium Manteuffel,in welchem Raumer die Unterrichtsangelegenl)ejten übernahm. Der Umschlag in de r Beurtheilung von Nien1rycr’s Stellung und Thätigkeit machte sich sehr bald bemerkbar. Ladenberg hatte noch bewirkt, daß er durch die Verleihung des Adlerordens 3. Classe ausgezeich1iet ward demselben dankte er es auch. daß 1849 Eckstein als Con dircctor bestätigt wurde, eine Erleichterung seiner Arbeitslast, deren er umfomehr bedurfte, da er nach dem Tode des –Oekonomiciuspectors auch der“Verwaltung der Finanzen allein vorgestanden hatte. Nunmehr ward eine Richtung mächtig, die zwar sei nem Schwager „ Pernice günstig war, nicht jedoch ihm selbst. Es wäre nicht zu verwundern gewesen, wenn er in dem Gefühle, daß ihm bei dem UebelwOllen der neuen Vorgesetzten eine selbständigeWirksamkeit unttrbunden sei, daß er für die Stiftungen e ine vorurtheilslose Theilnahme der Regierung nicht hoffen dürfe, verdrossen und müde die Dinge hätte gehen lassen. Nichts lag ihm ferner. Er hat nicht aufgehört in treuer Hingebung für das Erbe seiner Väter zu sorgen, wie er denn gerade jetzt ein e gewinntciche Umgestaltung der Hausökonomie herbe–iführte und mit der Stadt die Verhandlungen wegen der Rückgabe eines Stadtzwingettz, deu die Stiftungen in Erbpacht hatten, aufnahm. Allein seine Kraft war erschöpft. Ein Magenleiden, das er Jahr e lang getragen,dann zuerst durch eine Reise, später durch eine Badekur zu heben versucht hatte, trat immer lästiger auf. Im Herbst 1851 gönnte er es sich noch einmal, bei seinen Freunden in Jena zu Gaste zu sein,auch stellte er noch den Lehrga ng des Püdagogiums für das Winterhalbjahr fertig, ertheilte sogar im October und November noch Unterricht. Am 9. November jedoch mußte er dies aufgeben. Ob eres fühlte, daß er daß Krankenzimmet nicht wieder verlassen würdes zuweilen schien es so , aber daß Pflichtgefühl ließ ihn nicht ruhen, immer noch dachte er an neue Arbeiten und Aufgaben,biß sein zweiter, hoffnungsvoller Sohn, der eben von einer italienischen Reise zurückkehrte, von einem jäl)en Nervenfieber ergriffen ward und am 20 . Rovember starb. Zwar wich die Fassung und Gottergebenheit, die Freundlichkeit gegen seine Umgebung nicht von ihm allein er wußte nun sicher, daß er dem geliebten Kinde bald folgen müsse, ordnete seine persönlichen Angelegenheiten und die der St iftungen und verschied am 6. December 1851. Sein Begräbmß gab Zeugniß davon, wie sehr die Vorzüge seiner wahrhaft vornehmen und liebenswürdigen Persönlichkeitgewürdigtwi1rden. Ebenso haben die Lehrer, die mit und unter ihm wirkten und deren manch em er das Leben gestaltet hat, und nicht minder seine Schüler ihm ein treues, pietätsvolles Andenken bewahrt. Dagegen hat die Staatsregierung auch seine letzten Anordnungen unbeachtet gelassen und in der Wahl seiner Nachfolger nicht einmal daß An recht, welches den 687 Nachkommen des Stifters unfraglich zu gebühren schien, geehrt. Hätte er zehn Jahre länger gelebt, so würde er vielleicht nicht der letzte Director der großen Anstalten A. H. Francke’s aus dem Stamme desselben gewesen sein. auch würde wol manches Glied der Institute, namentlich das Pädagogium, dessen Eingehen von vielen Seiten beklagt ist, erhalten sein. Für den, welcher seinen Lebensgang für weitere Kreise und kommende Zeiten zu zeichnen hat, ist es darum doppelte Pflicht hervorzuheben, daß N. der Regenerator der Stiftungen geworden ist, und zum Schluß noch einmal zu wiederholen, daß er eine Persönlichkeit seltener Art war. Mit dem scharfen und schnellen Blicke für Personen wie Verhältnisse, mit reichem, vielseitigem Wissen und Feinheit des Geschmacks verband er eine unvergleichliche Geschäftsgewandtheit und eine selbstlose Freudigkeit des Arbeitens, zugleich aber eine Feinheit und einen Adel des Empfindenes und eine Hingebung für andere, die ke inen Dank und keine Anerkennung suchten,vielmehr dem Empfangenden durch die heitere Leichtigkeit des Gebens über die Verlegenheit des Annehmens hinweghalfen. Eckstein im Hallischen patriotischen Wochenblatt 1852, Nr. 47 und 48. – Hallischer Cour ier (Waisenhaus) 1852, Nr. 42. – Vgl. auch Wiese, Lebenserfahrungen und Amtserinnerungen, 1, 169 der jedoch die zuletzt berührte Frage und die ganze Persönlichkeit N.’s unrichtigund einseitig, nur von dem Standpunkte des Raumer’schen Ministerium s aus, beurtheilt und N. selbst fast gar nicht gekannt hat. Nafemann. Quellenangaben 1 6 - FamilySearch Family Tree FamilySearch Family Tree je objavil MyHeritage pod licenco FamilySearch International, največje rodoslovne organizacije na svetu. FamilySearch je neprofitna organizacija, ki jo podpira The Church ofJesus Christ of Latter-day Saints (Mormonska cerkev). 2 6 - FamilySearch Family Tree FamilySearch Family Tree je objavil MyHeritage pod licenco FamilySearch International, največje rodoslovne organizacije na svetu. FamilySearch je neprofitna organizacija, ki jo podpira The Church ofJesus Christ of Latter-day Saints (Mormonska cerkev)."



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