MALTE WOYDT

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Antifascisme

(DE; NL)

“Incontestablement, j’étais contre Hitler – dès le début et sans réserves du genre psychologique, pacifiste ou diaboliquement paradoxal. … C’est déjà ça, un argument qui parle pour mon instinct moral et ma capacité de juger la politique. Mais ce n’est pas assez.

Oui, peut-être c’est juste ce manque total de contact avec la mentalité nazi qui le me rendait difficile ou impossible de combattre cette mentalité même. … On ne combat pas – ou au moins pas avec toutes ces forces – ce qu’on méprise. Est-ce que ça vaut la peine de réfuter das absurdités évidentes ? On se contente de lever les épaules d’une manière dégoutée.

Ces nazis, je ne les comprenais pas. Leurs journaux … auraient pu paraître en langue chinoise : Je n’en comprenais pas un mot. … Peut-être faillait-il avoir abandonné la raison complétement et à toujours pour être initié dans les mystères de l’âme nazie et de leur langage ? …

J’étais angoissé, mais pas assez angoissé – juste parce que je ne voulais pas comprendre que la majorité de mes concitoyens avait tué la raison en eux depuis longtemps. … On veut croire à l’impossibilité des choses pareilles le plus longtemps possible. … Il ne me rentrait pas dans la tête que la plupart des Allemands voyaient vraiment un grand homme en Hitler, même le messie. Celui-là et grand ? Il suffisait de le regarder ! … J’avais plusieurs fois l’occasion d’étudier sa physionomie. Une fois de tout près, pour une demi-heure, … 1932, [au] salon de thé Carlton à Munique. Là, il était assis et goutait une tartelette aux fraises. Je me suis installé à la table à côté, à un mètre de distance. Il avalait encore une tartelette aux fraises avec crème chantilly …; et encore une troisième – si ce n’était pas déjà la quatrième. J’aime manger des sucreries moi-même, mais l’image de sa gourmandise mi-infantile, mi-rapace, m’enlevait l’appétit. …

Ces allemands, je ne les comprenais pas. … Malgré toute admiration pour les grands faits de l’esprit allemand, malgré toute sympathie pour certains traits et capacités du caractère allemand, je ne pouvais pas m’en enthousiasmer de la nation, de la façon dans laquelle elle s’était développée et elle allait sûrement continuer de se développer. Je ne me sentais pas adhérant à cette nation….

Est-ce que les représentants de ce nationalisme – les nazis et leurs amis – est-ce qu’ils n’avaient pas raison de traiter mon genre “déraciné” ? Je n’avais pas des racines, je n’en voulais pas …”

Klaus Mann: Der Wendepunkt. o.O.: Fischer 1952 (version originale anglophone 1942), S.268-272, ma propre traduction vers le français)

Abb.: John Heartfield: Mit seinen Phrasen will er die Welt vergasen, Arbeiter-Illustrierte Zeitung, 1933, im Internet.

22/10/2007 (13:16) Schlagworte: FR,Lesebuch ::

Arbeit

“Nach Auskunft der Bibel ist die Arbeit Strafe für den Sündenfall … Das Bemerkenswerte an diesem Mythos, in dem sich die traumatische Erfahrung der neolithischen Revolution, des Übergangs von der Gesellschaft der Jäger und Sammler zu der der Ackerbauern und Viehzüchter spiegelt, ist, daß darin die Arbeit als Fluch und Arbeitslosigkeit als paradiesischer Zustand dargestellt wird.

Heute ist es gerade umgekehrt: Arbeit haben gilt als Segen, Arbeitslosigkeit dagegen als Fluch. … Arbeit ist so sehr der Inbegriff menschlicher Aktivität geworden, daß wir heute sogar von Trauer- und Liebesarbeit sprechen, womit wir der Trauer und der Liebe erst ihre wahre Würde zu geben meinen. …

Erst das aufkommende Bürgertum bewertete die Arbeit im Ganzen positiv. Nun hieß es: Arbeit adelt, und Müßiggang ist aller Laster Anfang.”

Aus: Johano Strasser: Leben oder Überleben. Wider die Zurichtung des Menschen zu einem Element des Marktes., Zürich/München: Pendo 2001, S.170-172.

Abb.: Alkuin-Bibel, ca. 840, Staatsbibliothek Bamberg Msc.Bibl.1, folio 7v, im Internet.

10/07

14/10/2007 (20:41) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Fortschritt 1

“[Nach der auch heute noch weit verbreiteten klassischen Vorstellung bedeutet] Fortschritt … mehr Wohlstand und mehr Freiheit für jeden. Darüber legt sich zunehmend eine andere: Wir müssen mit dem Fortschritt mithalten, weil alle anderen es auch tun und es gefährlich wäre, zurückzufallen. Die Bedeutungsverschiebung ist schleichend erfolgt, aber sie ist gravierend: Fortschritt ist nicht mehr eindeutig positiv, nicht mehr das große Füllhorn, eher so etwas wie ein Zug mit unbekanntem, möglicherweise unerwünschtem Ziel, den wir nicht anhalten und von dem wir erst recht nicht abspringen können, weil wir sonst unser Leben riskieren würden. …

Das die meisten Unternehmer und Politiker heute einerseits den alten naiven Fortschrittsglauben predigen und gleichzeitig … von Arbeitnehmern, Rentnern, Sozialhilfeempfängern verlangen, sie sollten den Gürtel enger schnallen und sich darauf einstellen, daß die fetten Jahre vorbei seien, belegt die Ambivalenz der Rede vom Fortschritt. …

Für die Technokraten in den Konzernzentralen und Ministerien ist Fortschritt ein Prozeß, der sich an abstrakten Parametern wie Wirtschaftswachstum, Aktienindex, Exportrate, Innovationsgeschwindigkeit etc. bemißt, die allesamt mit der sozialen Wirklichkeit der großen Mehrheit kaum etwas zu tun haben. …

Was dabei herauskommt, ist ein höchst seltsamer Fortschrittsglaube, der uns bei aller zur Schau getragenen Euphorie doch nicht mehr versprechen kann, als daß die Einkommen der Mehrheit sinken, die Freiheitsräume enger werden und die Anforderungen an jeden einzelnen weiter steigen.”

aus: Johano Strasser: Leben oder Überleben. Wider die Zurichtung des Menschen zu einem Element des Marktes. Zürich/München: Pendo 2001, S.57-59.

Abb.: Nurrachmat Widyasena “ito”: You Promised Me Flying Cars Instead I Got Hashtags, 2018, indoartnow, im Internet.

10/07

13/10/2007 (22:03) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Zeitungen

Zeitungen sind verführerische Zeitverschwendung. Zum ersten Mal bin ich diesem Gedanken bei Freunden begegnet. Karl las nur die ZEIT, Tageszeitungen lenkten zu sehr ab. Bei meinem letzten Besuch in der Familie vor Jahren war die ZEIT gegen ein Bielefelder Lokalblättchen ausgetauscht worden. Aber es ist bestimmt eine gute Idee, zu versuchen, mehr Bücher als Zeitungen zu lesen.

Was hilft einem Zeitungswissen? Man findet fast keinen Artikel, der korrekt berichtet. Die Journalisten hätten bei ihren niedrigen Löhnen schon nicht genug Zeit, alle Seiten zu beleuchten, wenn sie es denn überhaupt wollten. Was bringt es einem darüberhinaus, täglich politische Entwicklungen mitzuverfolgen, wenn man mit etwas zeitlichem Abstand die ganze Geschichte in einem Absatz zusammenfassen könnte?

Trotzdem kaufe ich in den letzten Monaten regelmäßig meine Tageszeitung. Riesenstapel zeugen von der Idee, sicher noch etwas ausschneiden zu wollen :-) Ich mach’ das auch ständig, ebenso wie ich ständig am Zeitungen wegwerfen bin. Trotzdem werden die Stapel meistens höher. Und in der Zeit, die ich über Tageszeitungen zubringe, hätte ich wichtige Bücher lesen sollen, oder?

Malte Woydt

Abb.: Gusmen Heriadi: News #6, 2012, indoartnow, im Internet.

11/02

09/10/2007 (10:04) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Waffenexporte

(FR)

… und jetzt jammern sie wieder, die Egoisten die vom Tod leben. Es gab einmal eine Zeit, da waren alle schockiert über einen gewissen Herrn Dutroux. Aber jener Herr hat noch nicht einmal zehn kleine Kinder getötet. Lächerlich. Seine Freunde von der FN (Fabrique National) sind da effizienter – sie leben vom Tod tausender Kinder, in Nepal und anderswo. Bleibt Euch treu, liebe Freunde! Entweder Ihr exportiert fröhlich Waffen in die großen Konfliktherde dieser Welt und Ihr setzt Dutroux auf freien Fuß oder Ihr hört mit dem einen auf und macht dem anderen den Prozeß. Mir sind Eure Arbeitsplätze in Herstal stinkegal, wie mir auch die Arbeitsplätze von Herrn Nihoul oder Frau Martin stinkegal sind. Zuerst das Leben, danach die Beschäftigung.

Malte Woydt, aus Anlaß der Diskussion über den Export von 5500 Maschinengewehren der FN nach Nepal.

08/02

09/10/2007 (10:04) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Exportation d’armes

(DE)

… et on les entend à nouveau ces égoistes qui vivent de la mort. Il fut un jour, tout le monde était choqué sur un certain M. Dutroux. Mais ce monsieur n’a même pas tué plus qu’une dizaine des enfants. Ridicule. Ces âmes soeur à la FN font mieux – ils vivent de la mort des milliers d’enfants, au Nepal et ailleurs. Restez cohérent chers amis! Soit vous exportez des armes dans les grands conflits du monde et vous mettez M.Dutroux en liberté toute suite – soit vous arrêtez les deux. Moi, je m’en fiche de votre emploi à Herstal, comme je m’en fiche de l’emploi de M. Nihoul ou Mme. Martin. D’abord la vie, après l’emploi.

Malte Woydt, à l’occasion du débat sur l’exportation de 5500 mitrailleuses de la FN en Népal.

08/02

09/10/2007 (10:03) Schlagworte: FR,Notizbuch ::

Tabu

“Tabu” nennen wir, was sich nach allgemeiner Ansicht in jahrelanger Erprobung bewährt hat, was Ausdruck reinster Vernunft ist, aber unseren eigenen egoistischen Interessen zuwiderläuft, die ihrerseits allgemeiner Vernunft Hohn sprechen.

Alle Welt sähe, daß unsere Forderungen dem Allgemeininteresse diametral entgegenstehen, daß sie völlig absurd sind. Wenn, ja wenn wir es nicht geschafft hätten, der Sache den Begriff “Tabu” aufzukleben. Mit dem Begriff “Tabu” mystifizieren wir die Sache, denn, was ein richtiges Tabu ist, kann ja nicht sein, was es scheint. Bei “Tabus” muß man die verborgene Wahrheit anderswo suchen als wo sie zu Tage liegt. Das kleine Wort “Tabu” zwingt uns zum Einreißen vernünftiger Einrichtungen, auch dann, wenn wir die versteckte Wahrheit hinter dem Schein gar nicht gefunden haben (weil sie nicht existiert). Niemand verstünde, warum die Sache irrational und unvernünftig sein soll – das braucht auch niemand mehr, die Etikettierung als “Tabu” reicht aus als Grund an sich…

Malte Woydt

Abb.: Julius Klinger: TABU (Tabu Antinicotin Cigarettenhülsen Cigarettenpapier, cigarette papers and filters company), 1919, Wikimedia, im Internet.

02/05

09/10/2007 (10:02) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Wie bekämpft man Rechtsextremismus?

Das intelligenteste Zitat zum Thema las ich bei Klaus Mann, der beschreibt (siehe hier), daß er Hitler widerlich und lächerlich gefunden hatte, Sprache und Inhalt der Nazi-Publikationen ihm hermetisch verschlossen gewesen waren, er demnach auch nicht im Geringsten hatte nachvollziehen können, was jemand an den Nazis finden konnte.

Das alles machte ihn völlig hilf- und wertlos als Antifaschisten. Wie will jemand, der sich in potentielle Nazis nicht hineindenken kann, jene davon überzeugen, sich den Nazis nicht anzuschließen?

Weitverbreitet ist die Methode, heutige Rechtsextreme als Nazis zu brandmarken. Das mag unter gefestigten Demokraten einen mobilisierenden Effekt haben (“nie wieder!”). Aber wie wirkt das auf potentielle Anhänger rechtsextremistischer Bewegungen und Ideen? Entweder sie sehen sich selber dem Nationalsozialismus nahe, dann können sie sich bestätigt fühlen, die richtige Partei gefunden zu haben. Oder die Verbrechen der Nazis lassen sie als historischen Plunder kalt, dann kann die “Nazi”-Etikettierung der netten rechtsextremen Politiker von nebenan sogar dazu führen, dieses positive Urteil gleich auch auf das Dritte Reich zu übertragen… Oder sie sehen die Etikettierung als Verleumdung eines unbequemen politischen Gegners, dem aus seiner Opferrolle geholfen werden muß. Alles keine wünschenswerten Ergebnisse :-)

Dasselbe gilt auch für Versuche, rechtsextreme Organisationen als “undemokratisch” zu brandmarken. Das kann nur Menschen schocken, die sich mit “Demokratie” identifizieren. Wie steht es aber mit Menschen, die den sich selbst “demokratisch” nennenden Parteien nun gerade frustriert den Rücken zudrehen? “Demokratie“, daß ist für sie identisch mit den verhaßten “demokratischen” Parteien. “Undemokratisch” wird zum Gütesiegel, wenn es verspricht, denen “etwas Neues” gegenüberzustellen!

Wir müßten lernen, uns in die Betroffenen hineinzudenken, nur das kann uns helfen, Gegenmittel zu finden. Nur daß Klaus Mann schon beschrieben hat, wie ihm genau das unmöglich war.

Was macht Rechtsextreme attraktiv?

Ihr Eintreten für Sauberkeit und Ordnung – auf der Straße wie in der Politik? Dann müßte man sie als korrupt, kriminell und dreckig entlarven. Nur daß das ja bereits das Bild ist, das ihre Anhänger von den anderen Parteien haben, muß man sie deshalb als noch korrupter, krimineller und dreckiger darstellen? Wo kommt man mit einer solchen Argumentation hin?

Ihr Engagement gegen Ausländer? Oft geht Antifaschismus gepaart mit Sympathiewerbung für Ausländer. Das kann zu Ergebnissen führen wie “Alle Türken sind soundso, nur Du nicht, Du bist ja mein Kumpel Ali!”. Ausländer sind weder per se schlechter noch besser als Einheimische. Diese Erfahrung muß aber jeder selber machen. Natürlich müssen die Leute auf andere (freundliche) Weise mit Ausländern in Kontakt kommen. Aber bis das über die “Du bist anders”-Schiene hinauskommt, kann es lange dauern.

Rechtsextreme haben sich eine eigene “Gegenöffentlichkeit” organisiert. Wer einmal in ihren Fängen ist, bekommt regelmäßig Post. Hier in Brüssel wird die Vlaams Blok-Propaganda sogar jahraus, jahrein an ALLE Haushalte verteilt. Die dort gemachten Behauptungen und Stellungnahmen müßten ebenso regelmäßig, ernsthaft, ausführlich und mit konkreten Beweisen widerlegt werden. Wir bräuchten eine Art “Schwarzen Kanal”…

Menschen formen sich ihre Meinungen im persönlichen Umfeld. Familiäre und Kollegenkontakte sind ausschlaggebend für die Art und Weise, wie Informationen, etwa aus dem Fernsehen, verarbeitet werden. Das heißt, daß es für Antifaschisten wichtig ist, im Gespräch mit Bekannten die Lieblingsthemen der Rechtsextremen ernsthaft und fundiert (!) zu diskutieren. Immer größer wird allerdings die Zahl der Menschen, die gar kein persönliches Umfeld mehr haben. Viele insbesondere ältere Menschen sitzen nur noch vor dem Fernseher. Dort bekommen sie ein von Kriminalität und Gewalt bestimmtes Bild der Wirklichkeit außerhalb ihrer vier Wände. Sie haben keine Bekannten (mehr), die das Bild abfedern könnten. Genau diese armen Menschen werden zur leichten Beute der Rechtsextremen. Das Problem ist noch gar nicht, sie mit Ausländern zusammenzubringen, sondern mit irgendjemand. Bei Leuten, die ihr Weltbild komplett aus der Dose beziehen, wird die Angst jeden Tag größer.

Siehe auch “Cordon sanitaire

Malte Woydt

06/04

09/10/2007 (10:02) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Parteigründungen

Na, das ist ja ulkig. Da sitze ich hier fröhlich in meinem gemütlichen kleinen Belgien, ignoriere monatelang, was da drüben in Deutschland geschieht, schaue zufällig mal wieder über die Grenze, und siehe da: Da sind die doch tatsächlich alle am Parteien gründen! (Siehe: www.initiative-asg.de, www.wahlalternative.de, www.elew.de…)

Geschähe das in einem Land ohne Fünfprozenthürde, könnte ich mir das ja als intellektuelle Fingerübung noch ganz amüsant vorstellen, aber in Deutschland? Fünf Prozent, das heißt 2-3 Millionen WählerInnen… Und schlußendlich wollen wir doch Mehrheiten gewinnen!

Ich habe den Eindruck, daß viele dieser Parteigründer ziemlich seltsame Vorstellungen von der Natur einer politischen Partei haben. Natürlich braucht man ein interessantes Programm (wer sich darunter ein typisch deutsch-linkes Theoriepapier von 80 Seiten vorstellt, hat von vorneherein verloren :-)), aber viel wichtiger ist doch erst einmal die soziale Basis: Welche soziale(n) Gruppe(n) soll(en) für die Partei stimmen, weil sie ihre Interessen durch diese Partei vertreten sieht/sehen?

Ich lese da von Gewerkschaftern, die sich angeblich massenweise nach einer Partei links von der SPD sehnen – wie das? Wo kommen die denn plötzlich her? Die Gewerkschafter saßen in der SPD doch immer am rechten Rand? Stichwort Kanalarbeiter? Vermutlich handelt es sich bei diesen “Gewerkschaftern” doch wohl nur wieder um die üblichen Verdächtigen der Achtziger Jahre: GEW + Betriebszellenarbeit leistende Altkommunisten? Seit wann stehen deutsche Gewerkschafter links?

Und wer erhofft, von den Grünen 5 Prozent zu erhaschen (was soll von den Grünen nach einer solchen Operation noch übrigbleiben? Wo kommt der Optimismus her, von außen das zu erreichen, was man von innen nicht hinbekommt: Den Kuhns, Fischers und Bütikofers einen neoliberalismuskritischen Dämpfer zu verpassen?), sollte sich doch zunächst einmal fragen, warum die Grünen eigentlich so weit nach rechts gewandert sind (womit es dann nur ein kleiner Schritt zu der Frage wäre, warum eigentlich das gesamte Parteiensystem so weit nach rechts gewandert ist, aber zu der Frage kommen wir später noch)? Die Grünen sind im Kern eine Generationenpartei, die Partei einer einzigen Generation von Akademikern, die links waren, als sie als Studenten mit wenig Geld auskommen mußten, und die genau in dem Tempo weiter nach rechts wandern, wie sich ihre Gehälter von Durchschnitt entfernen. Wer sagte da noch so schön “bei 2000 DM netto im Monat beginnt die Gegenaufklärung“? Die Grünen wandern politisch nach rechts, weil ihre Wähler das so wollen, weil ihre Wähler objektive Gründe dafür haben, sich zunehmend für die Probleme von Aktionären zu interessieren… :-)

Na, und die paar Hanseln, die die PDS im Westen abzugeben hätte, machen den Kohl auch nicht fett – zur Ost-PDS fragen sich die Parteigründer natürlich zu recht, was an denen links sein soll… Abgesehen davon, daß man mit K-Gruppen-Rhetorik nun wirklich keine deutschen Kleinbürger hinter ihrem Ofen hervorlockt. :-)

Schließlich sollte das Schicksal des Hamburger “Regenbogens” (Siehe www.regenbogen-hamburg.de) zu denken geben: Wenn eine linke Bewegung eine Chance hat durchzubrechen, dann in den Großstädten. Und wenn das in Hamburg schon so schlecht läuft…

Nach dieser kleinen Umfelderkundung die Preisfrage: Welche sozialen Gruppen, die zusammen fünf Prozent ausmachen, könnten für eine neue “globalisierungskritische” Partei gewonnen werden? Arbeitnehmer, die hoffen, daß nicht sie es sind, die von der nächsten Umstrukturierung getroffen werden? Kleinunternehmer, denen die Weltmarktkonkurrenz abhold ist (Chapeau gegenüber demjenigen, der es schaffte, deutschen Kleinunternehmern oder Landwirten so etwas wie eine Underdogidentität nach französischen Vorbild einzuimpfen!)? Arbeitslose, die sich nicht mehr einreden ließen, sie persönlich seien für ihre Lage verantwortlich (bisher haben Arbeitslose meines Wissens noch nie eine entscheidende Rolle bei gesellschaftlichen Veränderungen gespielt, die neigen eher zur Apathie)?

Ich halte diese ganze Parteigründerei für verlorene Liebesmüh und gigantische Energieverschwendung – allein schon sich selbst den Zwang aufzuerlegen, alle “globalisierungskritischen” Positionen unter einen Hut zu bringen!

Da halte ich es für viel sinnvoller, das Problem dort anzupacken, wo es steckt: Wir haben ein Parteienspektrum, das ausreichend von links nach rechts aufgefächert ist. Das Problem liegt nicht in einer fehlenden Partei im Angebot, sondern in der Bewegung nach rechts, die das gesamte Parteiensystem in den letzten 15-30 Jahren vollzogen hat.

So, und das rührt wiederum von der unheimlichen Anziehungskraft des neoliberalen Virus her. Der Neoliberalismus hat es geschafft, zuerst die Liberalen, dann die Christdemokraten, dann die Sozis und schließlich auch die Grünen zu infizieren. Was wir da brauchen, ist ein Gegengift samt Impfstoff. Und das darf nicht einfach nur neutralisieren, das muß echte Perspektiven und Alternativen aufzeigen. Attac und Konsorten sind doch bereits dabei. Sie müssen so oder so neue Bevölkerungsschichten für ihre Ideen gewinnen, und das geht mit den Altparteien vermutlich einfacher, als mit neuen. Statt sich endlos mit dem Aufbau von Parteistrukturen zu verzetteln (jaja, ich kenne meine linken Pappenheimer, die gar nichts anderes können, als Organisationsstrukturen zu erdenken, aber auf die sollte man gesellschaftliche Veränderungen nun wirklich nicht aufbauen wollen :-)), sollte weiterhin alle Kraft auf das Suchen von Alternativen und die dazugehörige Überzeugungsarbeit gesteckt werden. Was viele Menschen wollen, wird von populistischen Politikern à la Schröder doch sofort übernommen…

Malte Woydt

04/04

09/10/2007 (10:01) Schlagworte: DE,Notizbuch ::

Kinderwagens

Goeien Dag,

De lange reeks van lezersbrieven in uw en andere kranten over kinderwagens in het openbaar vervoer maken mij meer en meer woedend. Sinds 18 maanden ben ik nu vader en loop in Brussel en andere steden met zo’n ding rond.

Ik ben erg verbaasd over al die kindervijandelijkheid die uit de lezersbrieven maar ook de stellingen van de MIVB-voorzitter klingen.

Al de mensen, die zeggen, zelf als kind altijd in de armen van hun ouders door de wereld gedragen worden te zijn en dat kinderwagen voor niks zijn! Ik weet niet, voor wie al die kinderwagen zijn verkocht in de jaren vijftig en zestig? Ik was er in zo’n kinderwagen, als ik kind was. Hoe willen jullie urenlang een kind van rond 10 kilo op jullie armen dragen? Hoe willen jullie dan nog boodschappen doen of enkel en busticketje kopen?

Kleine kinderen hebben ook veel slaap nodig, en in een kinderwagen slapen ze heel goed. Overal in die weinige Europese steden, waar je principieel of ‘s avonds vooraan moet instijgen (op zich al een absurd maatregel die voor ellendige vertragingen en heel wat agressiviteit zorgt), kan je met een kinderwagen of en rolstoel achteraan instappen: Antwerpen, Hamburg, Stockholm, Marseille… Enkel in Brussel is dit onmogelijk. En het Brusselse openbaar vervoer heeft nu uitgerekend die busmodellen gekocht met het smalste doorgang achter de bestuurder!

Ik vind, recht te hebben op het openbaar vervoer, en mijn dochtertje ook. Ik weiger een rijbewijs te vragen, een auto te kopen en dan ook nog de zebra- en voetpaden te blokkeren zoals al zo velen, zonder dat er iemand wat tegen doet – probeer maar eens de Poststraat van Schaarbeek naar de Kruidtuin met een kinderwagen op het voetpad te wandelen …

En ga maar eens met de tram. In de oude modellen zijn enkel de deuren voorn en achteraan breed genoeg voor de kinderwagens. Eens ben ik uitgestapt, om aan en Afrikaanse vader, die vergeeflijk probeerde door de middendeur met een poussette in te stappen, te helpen het via de achterdeur te doen, als de chauffeur van de tram 90 de deuren slot om los te rijden. Enkel het protest van mijn vrouw (samen met ons kinderwagen binnen de tram) heeft hun van kunnen overtuigen de deuren nog eens open te zetten. “Des cons qui ne savent pas qu’au milieu, ce n’est pas assez large pour des poussettes, n’ont rien à faire dans mon tram”. Letterlijk. Maar meestal werkt het wel met de trams.

Maar er is niet enkel het openbaar vervoer. De brasserie “L’An Vert” in Schaarbeek heeft sinds een jaar een plakkertje aan de deur “verboden voor kinderwagens”. Als ik mij bezwaarde, zei die cafébaas, dat het enkel tegen Marokkaanse en Turkse kinderwagens was, en mijn blond dochtertje natuurlijk welkom was! En heel opmerkelijke redenering: Iedereen bezwaart zich over missende integratiebereidschap van de allochtonen, en dan kommen Turkse (!) vrouwen (!) in een Belgisch (!) café (!) hun koffie drinken, en worden uitgesloten. Sorry, maar DIT is asociaal.

Maar de meeste mensen glimlachen nog altijd als ze kleine kinderen zien, zeker in de Brusselse bussen. En ik heb zelfs van een Duitse moeder gehoord, dat de Brusselaars vriendelijker tegen kinderen zouden zijn dan in Stuttgart waar ze vandaan komt.

Malte Woydt, Lezersbrief aan Brussel Deze Week

12/03

09/10/2007 (10:00) Schlagworte: NL,Notizbuch ::
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