Spieler
“Spieler sind häufig Wirrköpfe, sie leben in einer etwas anderen Welt und kommen nicht immer damit klar, daß sie eigentlich erwachsen sein sollten. Glücklicherweise nimmt man sie nicht sonderlich ernst und hält sie für ungefährlich. …
Wir braven Spieler von Gesellschaftsspielen sind harmlos krank: Wir sind nur von der Freiheit infiziert, stundenlang beschäftigt sein zu können, ohne daß das Geringste dabei herauskommen muß. Nicht der Ruin droht uns, sondern schlimmstenfalls eine Niederlage. Dann fordern wir Revanche. Eins geht noch. …
Es gibt im Leben des Spielers, grob gerechnet, drei Arten von Menschen. Erstens jene, die nicht spielen mögen, aber dennoch Freunde oder wenigstens gute Bekannte sein können – obwohl ich im Verlauf noch so angenehmer Abende bei noch so guten Gesprächen nie das gelegentliche Gefühl einer gewissen Verschwendung ganz unterdrücken kann, wenn ich an die Spiele denke, die wenigstens zwischendurch theoretisch gespielt werden könnten. Bei der zweiten Art verhält es sich umgekehrt – wunderbare Spieler sind das, allzeit und zu allem bereit, leidenschaftlich, ganz bei der Sache; doch wehe, wenn es zu einer Pause kommt, wenn es ein wenig dauert bis zum ersten Spiel oder nach dem letzten. Wir haben uns wenig zu sagen, unser einziges Kommunikationsmittel ist das Spiel. Die dritte Kategorie schließlich ist die seltenste: spielende Freunde. Solche Menschen könnte man sich ohne weiteres als Dauergäste in die Wohnung holen.”
aus: Michael Knopf: Spielen. München: dtv, 1999, S. 10 und 105.
Abb.: Werbung, im Internet.
08/03