Brüssel für Menschen mit wenig Geld
letzte Änderung: 18.3.2
Kultur
Für Gratis-Kulturangebote und viele weiteren Tips lohnt sich ein Blick auf die super ausführlichen Webseiten “Bruxelles Gratos” die versuchen aufzulisten, was es alles gratis gibt in der Stadt. Viele Museen haben am ersten Mittwoch des Monats gratis geöffnet. Im Sommer gibt es eine ganze Reihe von Open-Air-Festivals, die Gratiskonzerte veranstalten: Klinkende Munt, Brussels Jazz Marathon, Boterhammen in de Stad… Open-Air-Kino ist unterentwickelt, das NOVA-Kino veranstaltet etwa vier pro Jahr. Für alle von der Flämischen Gemeinschaft subventionierten Kulturangebote (Filmfestival, Beursschowburg, flämische Theater, Ancienne Belgique usw. usf.) kann jeder Einwohner von Brüssel pro Jahr 3 “Cultuurwaardebons“ im Werte von je 250 BEF bekommen, Formular auf der Webseite ausfüllen genügt. Das einfach unglaubliche Filmmuseum im Palais de Beaux Arts, bringt jeden Abend 2 Stummfilme mit Life-Klavierbegleitung und 3 Tonfilme aus der Weltfilmgeschichte – und das ganze für 2 € pro Film!! Jeden Monat laufen so vier bis fünf Themenserien parallel: ein Regisseur, ein Schauspieler, ein Land, ein Genre, ein Thema… Das reicht schon, um so einige Abende zu füllen.
Einkaufen
Beim Umzug in neue Städte erscheint zunächst alles wahnsinnig teuer. Das liegt zuallererst daran, daß man einfach noch nicht weiß, wo die günstigsten Geschäfte sind. Wenn man dann auch noch ins Ausland umgezogen ist, kommt erschwerend hinzu, daß manche bekannten Strukturen, die man sucht, gar nicht existieren. So kann man in Belgien lange nach Kaufhäusern suchen. Es gibt hier weder Karstadt, noch Kaufhof oder auch nur etwas entfernt Vergleichbares. Die einzige Kaufhauskette des Landes heißt “Inno” (früher “Innovation”) und ist systematisch teurer als die kleinen Geschäfte von nebenan. Außerhalb der Stadt, vorzugsweise in Autobahnnähe sind große Supermärkte, die auch über normales Supermarktangebot hinaus viel Zeugs verkaufen, Cora und Carrefour – aber ebenfalls nicht gerade günstig. Lange Zeit wurde ich überschwemmt mit Werbung vom Cora und auf keinem einzigen Faltblatt fand sich eine Adresse!
Diese konkurrenzarme Struktur des belgischen Einzelhandels sorgt für hohe Preise, die Mehrwertsteuer von 22% tut ihr Übriges. Ganz so teuer wie sie auf den ersten Blick aussehen, sind die Geschäfte aber dennoch nicht. Die Belgier sind Rabattjäger. Supermarktketten und viele große und kleinere Läden haben Rabattkartensysteme, Carte Happy Days, Carte Delhaize, Carte de Fidelité, die einem zwischen 1% und 15% Rabatt einbringen, manche sofort, manche erst nach einer Mindesteinkaufssumme über einen bestimmten Zeitraum. Ich besitze solche Karten z.B. von der Buchhandlung Tropismes und von diversen Sandwichketten. Gaëtane hat eine von der FNAC und eine vom Baumarkt “Au Clou”. Es lohnt sich prinzipiell, überall und immer nach Rabatten zu fragen. Meine Druckerpatronen kaufe ich in einer Papeterie am Place Meiser, die mir nach Tageslaune zwischen 10 und 15% Rabatt geben. Die Supermarktkarten sind eine egalitäre Einrichtung, die Rabatte der kleinen Läden nicht. Da hängt viel davon ab, ob man dem Verkäufer gerade gefällt, für Araber ist es bestimmt schwieriger, in einem kleinen belgischen Laden einen Rabatt zu bekommen.
Dann gibt es aber natürlich auch Orte, wo es billiger ist als anderswo. Klamotten findet man bei dod am Anfang der Chaussée de Louvain, beim Place Madou. Hinter mehreren unscheinbaren Fassaden verbergen sich (getrennt voneinander) die Herren-, Damen-, Kinder- und Ramschabteilung des größten Brüsseler Texttilkaufhauses. Die Läden haben im Laufe der vergangenen Jahre einen ganzen Häuserblock durchgefressen. Die Ware ist nach Marken sortiert, aber aufgepaßt, Ware mit kleinen Mängeln hängt durcheinander mit tiptop Klamotten. Wer es noch billiger sucht: Nicht weit davon in der Rue de Liedekerke findet jeden Sonntag ein Lagerverkauf statt.
Wie in Deutschland findet man günstige Klamotten auch auf den Wochenmärkten. Kleinere Wochenmärkte gibt es in allen Ecken von Brüssel, die größten Samstag und Sonntag in den Halles de Cureghem (direkt an der Metro Clemenceau, direkt nebenan die Schlachthöfe, wo Flamen äußerst günstig frisches Fleisch und Geflügel an Afrikaner verkaufen) und Sonntag am Südbahnhof (Metro Gare de Midi/Zuidstation).
Lebensmittel sind am günstigsten auf den Märkten, dann aber auch bei den unzähligen “ethnischen” Tante-Emma-Läden von Türken, Marrokkanern, Afrikanern, Pakistanis. Wenn man nicht gerade Schweinefleisch sucht, sind die marrokkanischen Schlachter auch konkurrenzlos günstig (und verkaufen hervorragende Qualität).
Second Hand Möbel gibt es bei unzähligen Antiquitätenhändlern, “Brocanteurs”, die mitnichten nur teure Stilmöbel verkaufen. Weit weg vom Sablon in den Wohnvierteln gibt es viele Kleinhändler, die günstige Möbel verkaufen. Am besten fährt man aber wohl bei den großen Wohlfahrtsorganisationen, die natürlich auch Hausrat, Kleidung, Bücher, Spielzeug usw. verkaufen: Oxfam, Emmaus, Les Petits Riens (Rue Américaine).
Haushalts- und Unterhaltungselektronik sowie Computer etc. kauft man laut “Test-Achats”/”Test-ankoop”, der belgischen Stiftung Warentest am besten in Deutschland…