MALTE WOYDT

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Universalität

“… wir [leben] gegenwärtig in einer unipolaren Welt, in der es keine legitimen Kanäle für den Widerstand gegen die Hegemonie der Vereinigten Staaten gibt. … [Es ist] dringend geboten, die Illusion von einer geeinten Welt aufzugeben und an der Gründung einer multipolaren Welt zu arbeiten. … In einer unipolaren Welt wird [Multilateralismus] immer eine Illusion sein. …

… Faktisch bezeugt der Aufstieg Chinas zur Supermacht, daß diese Dynamik der Pluralisierung, weit entfernt, unrealistisch zu sein, bereits in vollem Gange ist. …

… Die Verteidigung eines Gesellschaftsmodells, das sich von dem westlichen unterscheidet, sollte nicht als Ausdruck von Rückständigkeit und als Beweis für den Verbleib auf einer ‘vormodernen‘ Stufe gelten. Es ist höchste Zeit, sich von dem eurozentrischen Dogma zu verabschieden, daß unser Modell einen privilegierten Anspruch darauf hat, als vernünftig und moralisch angesehen zu werden. …

Im Verständnis der westlichen Kultur beinhalten die Menschenrechte die elementaren Kriterien für die Anerkennung der menschlichen Würde und die notwendige Voraussetzung für politische Ordnung. Wir müßten aber die Frage stellen, ob andere Kulturen nicht andere Antworten auf dieselbe Frage geben. Mit anderen Worten: Wir sollten nach funktionalen Äquivalenten der Menschenrechte suchen. … Eine Pluralität von Formulierungen der Idee der Menschenrechte zu akzeptieren, heißt, deren politischen Charakter in den Vordergrund zu stellen. …

Wenn Europa seine Identität bewahren woll, muß es die Idee des ‘Westens‘ selbst in Frage stellen, um eine Dynamik der Pluralisierung freizusetzen, die die Grundlage für den Widerstand gegen die neoliberale Hegemonie schaffen könnte. …

Wenn Europa eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer neuen Weltordnung spielen kann, dann nicht durch das Werben für ein kosmopolitisches Recht, dem sich die ganze ‘vernünftige’ Menschheit unterwerfen sollte, sondern durch einen Beitrag zur Herstellung eines Gleichgewichts zwischen regionalen Polen, deren besonderes Anliegen und Traditionen als wertvoll und deren Ansprüche auf einheimische Demokratiemodelle als berechtigt anerkannt werden.”

aus: Chantal Mouffe: Über das Politische. Wider die kosmopolitische Illusion. Frankfurt (Main): Suhrkamp 2007 (Engl. Orig.-Ausg. 2005), S. 151-169.

01/08

07/01/2008 (0:29) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

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