Pflicht
“Ich verhielt mich jedenfalls wie ein Kind, das unverhofft ein riesiges Spielzimmer geschenkt bekommen hat. Dieses Spielzimmer mit einem turmhohen Haufen erlesener und erregender Spielsachen in jeder Ecke war die Welt. Beim Spielen – das Reisen, der Umgang mit Menschen, dies alles enthielt für mich etwas Spielerisches – beschlich mich zuweilen ein sonderbares, fast schmerzliches Verantwortungsgefühl. Ich war in einer Angst befangen, als ließe ich mir absichtlich einen lebenswichtigen Auftrag entgehen. Ich hatte unheimlich viel zu tun, nur wußte ich nicht, wo ich den Anfang machen sollte. Es dauert lange, bis man lernt, daß man eigentlich nichts zu tun hat; und dann fängt man meistens endlich irgendwo an.”
aus: Sándor Márai: Bekenntnisse eines Bürgers. Aus dem Ungarischen von Hans Skirecki. München: Piper 2000, (ungarische Originalausgabe 1934), S. 235.
12/11