Öffentlichkeit
“… Darum: wir sind zu hoffnungshungrig. Wir überschätzen die Agitationswerte des gedruckten Wortes, das nicht Parteiphrase ist. Da hat Heinrich Mann ein radikales, mutiges, funkelndes Manifest ‘Geist und Tat‘ ins Land geschleudert. Wir atmen tief auf: dieses unerhörte Ereignis, ‘der Einbruch der Literatur in die Politik’ muß, hoffen wir, die Geister Deutschlands aufpeitschen. Die Zeitungen werden ihrer Informationspflicht genügen müssen und ihren Lesern diesen Aufsatz übermitteln, werden (einer der Größten unter den lebenden Dichtern hatte gesprochen!) diese Tatsache nicht totschweigen können. Sie konnten es. Heinrich Manns Worte verhallten wirkungslos, da unser Blätterwald nur echot, was der Parteischablone gleicht.
Das ist so trostlos, so unsagbar trostlos; und es ist so niederdrückend erbärmlich. Unsere Presse hat längst aufgehört, eine Macht zu sein. Sie ist eine Gewalt, eine Gewalttätigkeit.
… Unsere Wirkung beschränkt sich auf einen kleinen Kreis; mögen es auch einige Zehntausend sein: die Parteipapiere beherrschen das Land …”
aus: Franz Pfempert: Die Presse. (10.04.1912). In: Paul Raabe (Hg.): Ich schneide die Zeit aus. Expressionismus und Politik in Franz Pfemferts “Aktion”, München: dtv 1964, S.61.
Abb.: Francis Alijs: Camgun #84, 2008, EMST Athen.
09/13