MALTE WOYDT

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Schreiben

“Unser ganzes Bildungssystem lebt letztlich davon, Gelegenheiten zu schaffen … alle die etwas lernen sollen, mit Selbstgeschriebenem zu konfrontieren, weil sie nur so auf die Ordnung stoßen, die in ihrem Kopf herrscht – wobei diese Ordnung nur ein Effekt des Schreibens ist und nicht das Schreiben ein Effekt der Ordnung …

Was wir derzeit an Bildungsreform an Schulen und Universitäten machen, ist eine groß angelegte Vermeidungsstrategie des Schreibens. Weder in den Schulen noch in den Hochschulen bleibt Zeit zum Schreiben – mit der idiotischen Begründung, dass man dann mehr Zeit fürs Lernen hätte. Das Bücher … Kulturspeicher  sind, ist ja nur die halbe Wahrheit. Man denkt dabei nur an die Rezeption – dabei ist die Produktion der Ort, an dem die Ordnung entsteht, die da gespeichert wird. Die Linearität der Kommunikation diszipliniert unser Bewusstsein, weil nicht alles sofort, nicht alles gleichzeitig geschehen kann – und vor allem nicht alles, was möglich gewesen wäre. Schreiben bringt Ordnung in die Welt – dabei dachten wir, im Geschriebenen werde ihre Ordnung nur gespeichert.”

aus: Armin Nassehi: Die Macht der Unterscheidung. Kursbuch 173 (März 2013), S. 10/11.

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03/02/2015 (21:39) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

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