MALTE WOYDT

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Denknormen

“der linke Diskurs [beruht] auf einer ganzen Reihe von Denknormen …, die wie Tabus gehandhabt werden. Dazu zählt, daß Frauen im Grunde die bessseren, kompetenteren Menschen sind; daß Kinder, … ‘an die Macht‘ gehören; daß Engagement Priorität vor Distanz genießt; daß, wo Rationalität sich nicht ganz vermeiden läßt, die Linken die Rechten ausstechen; daß es mit der Umwelt heute schlechter steht denn je; daß die Gewalt, die Erwachsene gegen die Heranwachsenden, Männer gegen Frauen üben, jedes bekannte Maß übersteigt; daß der öffentliche, berufliche Raum das ganz alltägliche Grauen beherbergt und man sich vor Nachstellungen und übler Nachrede kaum noch zu helfen weiß, daß Dritte-Welt– und Ökoläden zeitgemäße Ausdrücke des Gutseins bilden; daß ‘Zivilisation’ Terror und ‘KulturFreiheit bedeutet. … Im gemeinsamen Nenner dieser und weiterer Dogmen, die nichts an sich heranlassen, steht ‘Selbstgerechtigkeit’. …

[Sie äußert] sich hierzulande besonders penetrant … . Dies mag mit unser aller Neigung zusammenhängen, an den heiligen Ernst reiner Prinzipien zu glauben … Aber das ist nicht alles. Weiteres kommt hinzu. … Der westdeutschen Kulturrevolte vom Ende der sechziger Jahre fehlte etwas, was die anderen Protestler diesseits wie jenseits des Atlantiks nie aus dem Auge verloren – eine, und sei es auch nur minimale, Identifizierung mit dem eigenen Gemeinwesen. …”

Wolfgang Engler: Der freudlose Diskurs. Standbilder der deutschen Linken. In: Freibeuter 116, 1994, S. 128 u.132.

07/10/2007 (22:52) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

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