MALTE WOYDT

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Deutsche 1

“Die deutsche Emigration unterschied sich von den anderen durch ihren schwerfälligen, langweiligen und zänkischen Charakter. Es gab bei ihr keinen Enthusiasmus wie bei den Italienern, es gab weder Hitzköpfe noch rasche Zungen wie bei den Franzosen. …

Die französische Frechheit hat nichts gemein mit der deutschen Grobheit. Der Mangel an allgemein üblicher weltmännischer Haltung, der schwerfällige schulmäßige Doktrinarismus, die übermäßige Vertraulichkeit, die überflüssige Offenherzigkeit bei den Deutschen erschweren für Leute, die daran nicht gewöhnt waren, den Umgang mit ihnen.

Aber auch die Deutschen selbst waren nicht sonderlich um Kontakt bemüht, da sie sich einerseits in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung für weit höher stehend als andere betrachteten, andererseits in Gegenwart der übrigen das peinliche Gefühl nicht los wurden, das Provinzler in einem großstädtischen Salon und Beamte in einem aristokratischen Kreise befällt.

Alexander Herzen: Die gescheiterte Revolution. (1867), ausgewählt von Hans Magnus Enzensberger, Frankfurt(Main): Suhrkamp 1977, S.270

07/10/2007 (22:53) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

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