Maria
“Wenn ich recht sehe, stellen sich die Katholiken Maria fast immer jünger vor, als eine Frau sein könnte, deren Sohn vier- oder achtunddreißigjährig starb, die damalige Lebenserwartung einberechnet als reifer Mann. … – Wie soll man Gott einem Kind erklären, einem Mädchen, das seinen getöteten Vater im Arm hält? … Die meisten von uns … haben bereits oder werden einmal ihren toten Vater, ihre tote Mutter im Arm halten. Wenn etwas, dann ist dies der menschlichen Erfahrung eine Regel, daß die Eltern gehen und wir allein auf Erden zurückbleiben, sie kleiner werden, wir größer.”
aus: Navid Kermani: Ungläubiges Staunen. Über das Christentum. München: Beck Paperback 2017 (geb. 2015), S. 54-58.
08/17