Wunder
“… Budenzauber meinte Großvater allerdings nicht, als er sich in seinen Erinnerungen gegen die neue Mode wandte, die Wunder, mit denen Gott seine Propheten versah, mit einer wissenschaftlichen Erklärung, gar einem Beweis zu versehen. Es genüge doch, die Schöpfung zu betrachten, die Einzigartigkeit eines jeden Menschen und Tieres, einer jeden Pflanze, um Wunder genug zu entdecken, die Wunder der Zivilisation, der Sinne, des Genusses, die Wunder der Liebe: ‘Wie kann die Wissenschaft erklären, daß nicht einmal die Handflächen zweier Menschen sich je gleichen? Wie kann sie erklären, was ein einzelner Mensch zu erschaffen und welch überwältigende Gefühle er für einen zweiten Menschen zu hegen vermag?’
aus: Navid Kermani: Ungläubiges Staunen. Über das Christentum. München: Beck Paperback 2017 (geb. 2015), S. 220.
08/17