Mickey Mouse
“Wie groß die Angst des Durchschnittsmenschen in Amerika ist und wie stark er vom Gefühl seiner Bedeutungslosigkeit erfüllt ist, geht deutlich aus der Beliebtheit der Mickey-Mouse-Filme hervor, die alle … das gleiche Thema haben: Etwas Kleines wird von etwas überwältigend Großem verfolgt und in Gefahr gebracht, vom ihm getötet oder verschlungen zu werden. Das kleine Ding läuft weg und schließlich gelingt es ihm, dem bösen Feind zu entrinnen oder ihm sogar einen Schaden zuzufügen. …
Der Zuschauer … durchlebt … alle seine eigenen Ängste und das beklemmende Gefühl seiner Kleinheit und hat zum Schluß das tröstliche Gefühl, daß er trotz allem gerettet werden, da sogar den starken Feind besiegen wird. Das Traurige und Bedeutsame an diesem ‘Happy End’ ist nur, daß er meist dadurch gerettet wird, daß er die Flucht ergreift und daß zufällig Umstände eintreten, die es dem Ungeheuer unmöglich machen, ihn zu erwischen …”
aus: Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt 1980 (US-amerik. Originalausgabe 1947), S. 109/110.
Abb.: Arkiv Vilmansa: Libertine, 2015, indoartnow, im Internet.
02/18