MALTE WOYDT

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Ökologischer Fußabdruck 3

“Nach über einem Jahr Ampel wird sichtbar, auf was grüne Politik im Bund abzielt, wenn sie Gestaltungsspielraum erhält: auf den Lebensstil der Mittelschicht. Ihr gehören all jene an, die sich von ihrem Gehalt gerade so eine schöne Wohnung, ein- bis zweimal im Jahr einen Urlaub und vielleicht ein Auto leisten können, bis zu solchen, die es zu einem Eigenheim und Fernreisen bringen.

Sie machen noch immer deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Im Vergleich zu ihren Vorfahren und zu Zeitgenossen in vielen Teilen der Welt leben sie ein Leben in Luxus. Denn eine durchschnittliche Wohnfläche von rund 48 Quadratmetern pro Kopf, ein unüberschaubares Angebot an Lebensmitteln jeden Tag und jährlich 11.000 gefahrene Kilometer im Auto sind genau das: ressourcenfressender Luxus. So kann das nicht bleiben.

Was bedeutet das? Wer das Privileg hat, im eigenen Haus zu wohnen, wird sich in den nächsten Jahren Geld für eine klimaneutrale Heizung zurücklegen müssen – auch wenn dies Urlaub in der Eifel oder im Garten bedeutet. Statt in Reisen oder Elektronik wird Einkommen in Energieeffizienz und umweltfreundliche Produktion fließen. Die Armen leben schon heute gezwungenermaßen umweltfreundlich, die richtig Reichen können sich Klimaschutz ohne Einbußen leisten. Verzichten muss die Mittelschicht. Das ist nicht schön, aber notwendig.”

aus: Heike Holdinghausen: Nervöse Mittelschicht, taz online, 15.5.23, im Internet Externer link-symbol

Abb.: World Inequality Report 2022, im Internet Externer link-symbol

05/23

16/05/2023 (11:08) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Ankleben

“Ankleben an Straßen und Gegenständen … reicht zwar nicht für eine Wende, aber für den Märtyrer. Den brauchen wir aber gerade nicht. Moral ist eben nicht Moralisieren. Moral ist Charakter, also Selbstverantwortung. …”

aus: Wiolf Lotter: Hört auf zu heulen!, futurzwei, taz online, 14.3.23, im Internet.

Abb.: Klimakleber, Seiffener Volkskunst Erzgebiurge, im Internet.

05/23

15/05/2023 (12:21) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Asianism

Abb.: Text von mir, Foto aus dem Internet.

05/23

14/05/2023 (23:20) Schlagworte: EN,Notizbuch ::

Aufstieg

“… Wir haben Millionen von Lebensläufen ausgewertet, indem wir Zensusdaten der US-Bevölkerung analysiert und sie mit anonymen Informationen der Steuerbehörde abgeglichen haben. Dadurch wussten wir über die Hautfarbe der Menschen Bescheid, wo sie aufgewachsen sind und was die Eltern verdient haben – und wie diese Leute in ihren Dreißigern selbst finanziell dastehen. …

Sowohl die Hautfarbe als auch der Ort, an dem ein ärmeres Kind aufwächst, sind für seine Aufstiegschancen absolut entscheidend. Schwarze Kinder haben auch heute noch viel schlechtere Chancen als weiße. Wobei es hier einen erstaunlichen Kniff gibt: Das stimmt nur für Männer. Schwarze Frauen haben die gleichen Chancen wie weiße Frauen mit dem gleichen Hintergrund. Man könnte jetzt über Ungerechtigkeiten im Justizsystem oder andere Formen der Diskriminierung nachdenken, die besonders schwarze Männer treffen. Und davon unabhängig haben wir festgestellt, dass auch der Wohnort extrem wichtig ist, die Gemeinschaft, die Umgebung, in der jemand aufwächst. Wenn man ein bestimmtes Kind von einem Ort an einen besseren umziehen lässt, dann hat dieses Kind als Erwachsener ein ganz anderes Leben. …

Die Orte mit den besten Aufstiegschancen liegen im ländlichen Mittleren Westen. In Staaten wie Iowa oder North Dakota, wo es viel Ackerland gibt. Dort kann man wirklich gut aufwachsen: Es gibt gute Schulen, die Umgebung ist eher integrativ, das heißt, man hat als ärmeres Kind auch Kontakt zu Menschen aus höheren Einkommensschichten. Das verändert die eigenen Erwartungen ans Leben. Und diese Kontakte können auch wichtige Informationen weitergeben …

Erstens haben Kinder aus gemischten Nachbarschaften eine bessere Perspektive als solche aus Gegenden, wo die Armut sehr konzentriert ist. Zweitens schafft offenbar eine Heimat mehr Möglichkeiten, in der die Familienstrukturen stabiler sind. Gute Schulen sind wichtig – und dann, ganz entscheidend: Unsere Forschung hat ergeben, dass Gegenden mit höherem Sozialkapital bessere Aufstiegschancen bieten. …

Bisher konnte niemand wirklich im großen Stil nachweisen, welche Rolle Kontakte spielen. Ich hatte die Idee, für unsere Forschung Daten aus sozialen Netzwerken zu nutzen. Also haben wir mit Facebook kooperiert. 85 Prozent der amerikanischen Bevölkerung zwischen 25 und 44 nutzt Facebook, das sind 72 Millionen Menschen, die untereinander 21 Milliarden Freundschaften unterhalten. Wir haben sie alle ausgewertet. Und wir haben herausgefunden, dass ‘ökonomische Vernetzung’ der entscheidende Faktor für wirtschaftlichen Aufstieg ist. Das heißt: Ein Kind aus ärmeren Verhältnissen hat viel bessere Chancen an Orten, wo es viele Kontakte zu einkommensstärkeren Schichten gibt. Kontakte zu Reicheren sind der entscheidende Faktor für den Aufstieg. …”

aus: »Kontakte zu Reicheren sind der entscheidende Faktor für den Aufstieg« Raj Chetty interviewt durch Nicola Abé, Spiegel Online, 16.04.2023, im Internet.

04/23

17/04/2023 (0:25) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Wissenschaftsfeindlichkeit

“Recep Tayyip Erdoğan hat eine Erklärung für alles, was am 6. Februar 2023 in der Türkei passiert ist. Schicksal. ‘Wir hätten uns nicht darauf vorbereiten können’, sagte er mehrfach in seinen Reden. ..

Klar ist, dass … etwa 6000 Gebäude eingestürzt sind. … Fast 300.000 Immobilien in den zehn betroffenen Provinzen, die nicht den Bauvorschriften entsprachen, wurden in den vergangenen Jahren legalisiert. … Magisch erdbebensicherer wurden sie dadurch nicht.

Das ist nicht Schicksal.

Es ist politisches Versagen mit vieltausendfacher Todesfolge. Es ist ein systemisches – mache sagen auch: ein Mentalitätsproblem. Dass die Beben die Auswirkungen haben, die jetzt sichtbar werden, ist das Resultat, wenn Wissenschaft … von Regierenden als das Böse schlechthin betrachtet [wird].

Katastrophen … passierten auch, weil in den Schulbüchern die Naturwissenschaften durch Schöpfungstheorien ausgetauscht würden, alles mit ‘Gottes Willen’ erklärt werde, so der Professor für Geologie … Celal Şengör im Nachrichtensender Fox. Er brach ab. Erschöpft, wütend, traurig. Wie der Rest des Landes.”

aus: Miray Caliskan: “Jahrhundertbeben” in der Türkei: Es wird geforscht, gewarnt und ignoriert. Tagesspiegel Online, 13.2.23, im Internet.

Abb.: Werbung, im Internet.

02/23

13/02/2023 (18:57) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Islamogauchismus

“Die integristischen Bewegungen [bestritten] von Anfang an …, daß das Volk der Ursprung der politischen Entscheidung und der gesetzgeberischen Gewalt sein soll, denn Allah allein sei eine solche Entscheidung vorbehalten. … Nicht die Integristen sind in der heutigen Zeit fehl am Platze, sondern die muslimische Linke, die glaubt, sie könne existieren, ohne die fundamentale Frage nach dem Laizismus zu stellen, also der Übergabe der Macht vom Heiligen zum Menschlichen

Man stelle sich die Wirkung eines so harmlosen Satzes vor wie ‘Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren’ (Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte) in Gesellschaften, in denen die Ungleichheit der Geschlechter die politische Ungleichheit hervorbrachte, garantierte, vorbereitete und als Grundlage des kulturellen Seins, als Identität bestätigte! …

Die Rückwendung zur Vergangenheit und Tradition, die von den Männern gefordert wird, ist ein Mittel, die Dinge wieder in ihre alte ‘Ordnung’ zu bringen. Eine Ordnung, die nicht mehr allen paßt, vor allem nicht den Frauen, die sie niemals akzeptiert haben.”

aus: Fatema Mernissi: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen. Frankfurt: Dagyeli: 1989 (fzr. Orig.-Ausg. 1987), S.31-33.

Abb.: Mounir Fatmi: Casse-tête pour musulman modéré, 2004, im Internet.

02/23

10/02/2023 (16:25) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Vooruitgang 4

“Onderzoek wijst uit dat in de selfies van vandaag meer genderstereotypes verscholen zitten dan in de tijdschriftenadvertenties uit de jaren 70″.

aus: Dawn Woolley, zitiert durch Tom Peeters: Selfies die dieper graven. Bruzz, 1.2.23, im Internet.

02/23

10/02/2023 (0:46) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

SUV

Je me faisais récemment la réflexion autour d’un phénomène en apparence ridicule, mais tellement révélateur de note époque : le développement de voitures SUV qui portent des noms de tribus nomades : Touareg, Touran, Quahqai… L’idée que l’on puisse trouver son bonheur dans des choses aussi dérisoires me désole, m’intrigue et me fascine. En anglais, on dit ‘to add insult to injury’, ajouter l’insulte à la blessure : on donne le nom de peuples affectés par le changement climatique sans en être responsables aux objets qui y contribuent le plus.”

aus: Philippe Descola interviewt durch Hugues Dorzée: Comment refaire societé élargie? Imagine, Juni 2020, S. 74/75.

Abb.: Seamus Farrell: Spirale car doors, 2008

01/23

31/01/2023 (0:32) Schlagworte: FR,Lesebuch ::

Islamismus 4

 

“In ihrem Streben, von den Kolonialherren, die sie entmachtet hatten, anerkannt zu werden, drängten die neugeborenen muslimischen Staaten ins Weltgeschehen. Voller Enthusiasmus strömten sie in die Hallen der Vereinten Nationen, um die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu unterzeichnen und die Achtung der Grundrechte als Prinzip und geistige Grundlage der Verfassungen zu fordern. … Nach der Unabhängigkeit gab es bei den Muslimen keine Männer mehr, sondern nur noch geschlechtslose Bürger …”

aus: Fatema Mernissi: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen. Frankfurt: Dagyeli 1989 (frz. Orig.-Ausg. 1987), S.  30.

Abb.: Arwa Abouon: I’m Sorry / I Forgive You (Diptych), 2012, Islamic Arts Magazine, im Internet.

01/23

28/01/2023 (18:55) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Historismus 2

“Die Abendländer erleben die Vergangenheit als Hobby, als Zeitvertreib, um sich vom Streß der Gegenwart zu erholen. Wir versuchen beharrlich, sie als Beruf, Berufung und Horizont zu sehen. Indem wir ständig die Ahnen beschwören, erleben wir die Gegenwart als wenig erbauliches Zwischenspiel; bestenfalls als ärgerliche Störung. … ‘Der heutige arabische Leser leidet darunter, daß er sich der Gegenwart nicht stellen will. Die Gegenwart entgleitet uns. Um uns unserer Existenz sicher zu sein und unserer zahlreichen Probleme Herr zu werden, suchen wir Zuflucht in irrationalen Lösungen.’ [[Mohammed Jaberi)]”

aus: Fatema Mernissi: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen. Frankfurt: Dagyeli 1989 (frz. Orig.-Ausg. 1987), S.  27/28.

01/23

28/01/2023 (18:36) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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