MALTE WOYDT

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Erziehung

“ZEITmagazin: Verraten Sie uns bitte zum Schluss noch, was man aus der Hundeerziehung, über die Sie ein Buch geschrieben haben, über den Umgang mit Kindern lernen kann.

Halbrock: Ich bin durch Fernsehsendungen auf das Thema gestoßen. Mich hat fasziniert, wie feinfühlig Menschen geworden sind, um sich in Hundeseelen hineinzuversetzen, und wie das frühere Dominanzgebaren der Menschen den Tieren gegenüber durch respektvolle Kommunikationsmethoden abgelöst worden ist. Dann habe ich einige aktuelle Bücher über Hundeerziehung gelesen und festgestellt, dass man oft nur aus dem ‘Hund’ das Wort ‘Kind’ machen muss. Schon würden viele Leute viele scheinbare Unarten ihres Kindes besser verstehen und Anregungen für sinnvolle Erziehungsmethoden erhalten.”

aus: Gudrun Halbrock: Sehr viele Eltern haben keine Ahnung, was Kinder benötigen. Interview durch Oliver Geyer, Zeit online, 29.9.21, im Internet (hinter Paywall).

Abb.: Dominic Wilcox: World’s First Art Exhibition for Dogs, 19th-20th August 2016, Ugly Duck Gallery, London, im Internet.

03/22

05/03/2022 (14:27) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Speaking

“If I don’t say them, it will put me in an even more dangerous situation. But if I say them, change may occur. To speak is better than not to speak: if everyone spoke, this society would have transformed itself long ago. Change happens when every citizen says what he or she wants to say; one person’s silence exposes another to danger.”

aus: Ai Weiwei: 1000 years of joys and sorrows. London: Bodley Head 2021, S.264.

Abb.: Ai Weiwei: Remembering. She lived happily in this world for seven years. 2009, im Internet.

03/22

04/03/2022 (2:55) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Art 2

“Dumpsters are everywhere in the streets of New York City, and you could probably find a number of masterpieces in them. I must have moved about ten times during my years in New York, and artworks were the first things I threw away. I had pride in these works, of course, but once I’d finished them, my friendship with them had ended. I didn’t owe them, and they didn’t owe me, and I would have been more embarrassed to see them again than I would have been to run into an old lover. If they were not going to be hanging on someone else’s wall, they didn’t count as anything at all. …

[Back in Beijing] young artists often came to me for counseling and like a traditional Chinese physician dispensing cures, I would … offer a prescription …: they should make no effort to please other people and just concentrate on preserving their vital energy. To conventional culture, I said, art should be a nail in the eye, a spike in the flesh, gravel in the shoe: the reason why art cannot be ignored is that it destabilizes what seems settled and secure. Change is an objective fact, and whether you like it or not, only by confronting challenges can you be sure you have enough kindling to keep the fire in your spirit burning. Don’t try to dream other people’s dreams. …

Art should be recognized, yes, but not in the form of expensive collectibles to be deposited in MoMA storage to molder – that’s simply a waste. … To me, art is a dynamic relationship with reality, with our way of life and attitude to life, and it should not be placed in a separate compartment. I have no interest in art that tries to keep itself distinct from reality.”

aus: Ai Weiwei: 1000 years of joys and sorrows. London: Bodley Head 2021, S.189, 201 und 234.

Abb.: Ai Weiwei: Hanging Man, 1985, im Internet.

03/22

04/03/2022 (0:14) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Putin 2

“Die ganze Weisheit des freien Westens reicht nicht, einen Kremlchef auf dem Kriegspfad zu dechiffrieren. …

Alle politischen Bemühungen, den Konflikt um die Ukraine wenigstens einzuhegen, sind dunkel durchwirkt von einem fundamentalen Nicht-Verstehen dessen, was der Kremlchef bezweckt, warum er tut, was er tut, und wie das Ganze für ihn nutzbringend enden soll. Wobei: Womöglich führt schon das Wort ‘Nutzen‘ in die falsche Richtung, weil es für Wladimir Putin um nichts geht, dem man im westlichen Denken einen messbaren ‘Nutzen’ zuordnen würde.

Misst man … dennoch mit dem politisch-ökonomischen Maß von Kosten und Nutzen, schadet Wladimir Putin sich selbst …: USA und Europäer sind in der Nato so vereint wie lange nicht. Eine eroberte Ukraine ist nicht zu befrieden und erst recht wieder auf dem Weg in den Westen, der zugleich seine Bemühungen verzehnfacht, der Gasabhängigkeit zu entkommen und Russland wirtschaftlich in den Ruin treibt. Das alles stimmt – vorausgesetzt, dass Putin tatsächlich etwas bezweckt, was zu bezwecken der Westen ihm unterstellt. Die Wahrheit ist aber: ob dem so ist, wissen wir nicht, weshalb das Verstörende ja bleibt: Man kann einfach nicht glauben, dass Putin wirklich losschlägt. Aber genauso wenig kann man glauben, dass er einfach kehrtmacht und nicht losschlägt.

Wie sehr Wladimir Putins Forderungen aus dem Rahmen des westlich Denkbaren fallen, ergibt sich, wenn man ein paar Gegenforderungen desselben Kalibers formuliert: sofortige Einführung der Pressefreiheit, eine funktionierende Gewaltenteilung, unabhängige Strafgerichtsbarkeit in Russland – nichts davon kann Putin zugestehen, weil er andernfalls implodiert. … Umgekehrt würde die Nato genauso implodieren, wenn sie die militärischen und politischen Forderungen Putins erfüllt. Sie sind schlicht nicht zumutbar … Aber was, wenn sogar ‘Zumutbarkeit’ zu jenen rationalen Kategorien gehört, die der Kremlchef fortan ignorieren will? Um die nukleare Abschreckung könnte es dann übrigens ebenso geschehen sein. Auch sie ist ein zutiefst rationales Konzept.

… Keiner spricht Putin … Ältere wie junge Kulturtechniken des Westens versagen …, archaisch ist der Geist der Stunde: ein Mann, ein Wille, ein Kommando. …

Die US-Regierung … kommentiert, was sie nicht versteht, laut und live. Damit zieht man augenscheinlich eine Lehre aus dem Jahr 2014: Damals ahnte man wohl auch, was Putin mit der Krim vorhabe, aber schwieg, bis es wirklich passiert war. … Immerhin sichern die USA damit das Narrativ von Schuld und Verantwortlichkeiten ab, doch hilft das naturgemäß erst nach vollzogener Tat. Ob es den Kreml auch von der Tat abzuschrecken hilft, weiß niemand. Q.e.d.

Kurzum: Der Westen scheint nicht mehr die Kraft zu haben, in Sachen Krieg und Frieden Russland Regeln des rationalen Denkens aufzuzwingen. Da geht womöglich etwas zu Ende, und wir alle werden zu Zeugen, ganz gleich, ob es zum Krieg kommt oder nicht. Wer nun insgeheim frohlockt, weil der Westen jahrhundertelang mit dieser Kraft auch viel Böses angestellt hat in der Welt, der möge bedenken: Es gibt kein anderes Konzept, global zu kommunizieren, mithin auch kein Besseres.

Vielleicht sind, was der Himmel verhüten möge, die Chinesen in ein paar Jahren oder Jahrzehnten so weit, ein anderes Konzept in der Welt durchsetzen zu können. Doch in der Zwischenzeit, in diesem sprachverwirrten Zwischenreich, da scheint Wladimir Putin machen zu können, was ihm in den Sinn kommt. Ist dieser Befund kulturpessimistisch? Vielleicht. Der Westen ist jedenfalls dabei, einen Offenbarungseid zu liefern.”

aus: Nikolaus Blome: Niemand spricht Putin, Spiegel Online, 21.02.2022, im Internet.

Abb.: Daria Marchenko: Face of War, 2015, im Internet.

02/22

21/02/2022 (23:15) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Ökologie

“Die Maxime der größtmöglichen Produktion zu den geringsten finanziellen Kosten ist nicht mehr gültig. An ihre Stelle tritt der Grundsatz: Nur lebensnotwendige Produktion zu geringsten ökologischen Kosten. Oberste Leitlinien sind dabei:

1. Vollständige Wiederverwertung (Recycling) ohne Rücksicht auf die Kosten
2. Weitestgehende Energieeinsparung
3. Weitestgehende Rohstoffschonung
4. Ökologie geht vor Ökonomie.”

aus: Herbert Gruhl: Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik. Frankfurt/Main: S.Fischer 1975, S.293.

Abb.: Surya Darma: I Want My Beautiful Forest Come Back, 2016, indoartnow, im Internet.

ca. 85

06/02/2022 (3:17) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Wachstumsgrenzen

“Jetzt … sieht sich die Menschheit gezwungen, die Begrenztheit des von ihr bewohnten Planeten zur Kenntnis zu nehmen und bei ihrem Wirken auf ihm zu berücksichtigen. Zum erstenmal ist es lebensnotwendig, nach dem Preis unbeschränkten materiellen Wachstums zu fragen und Alternativen zu suchen, die dieses Wachstum nicht endlos fortsetzen. …

Wir vertreten die Ansicht, daß ein weltweiter Gleichgewichtszustand nur erreicht werden kann, wenn sich die Verhältnisse in den sogenannten Entwicklungsländern grundsätzlich verbessern … Das kann aber nur durch weltweite Maßnahmen erreicht werden.

Diese [aber] gibt es nicht: die bereits heutzutage gefährlich großen … Ungleichheiten werden vertieft werden. … Unser Weltsystem ist … nicht dazu geschaffen, derart egozentrische und zu Konflikten führende Verhaltensweisen der Erdbewohner noch länger zu gestatten. …

Ganz neue Verhaltensweisen sind erforderlich, um die Menschheit auf Ziele auszurichten, die anstelle weiteren Wachstums auf Gleichgewichtszustände führen …

Diese große Aufgabe ist eine Herausforderung unserer Generation. Sie darf nicht der nächsten überlassen werden. …

Die Hauptverantwortung liegt dabei bei den industriell entwickelten Nationen. … Sie … müssen … erkennen, daß … ihr hoher Entwicklungsstand nur dann gerechtfertigt ist und toleriert wird, wenn er nicht als Sprungbrett für eine noch raschere Entwicklung, sondern als Ausgangslage einer gleichmäßigeren Verteilung von Wohlstand und Einkommen auf der ganzen Erde benutzt wird. …

Wir können von einem praktischen Beginn überhaupt erst dann ernsthaft reden, wenn die Botschaft der Grenzen des Wachstums … wirklich akzeptiert und als äußerst dringlich anerkannt ist. Die Übergangsphase wird in jedem Fall schmerzhaft sein, sie verlangt ein außergewöhnliches Maß an menschlichem Scharfsinn und an Entschlußkraft. …

Wir glauben, daß eine große Zahl von Menschen jeden Alters und aus den unterschiedlichsten Lebensverhältnissen diese Herausforderung aufnehmen wird. …

Schließlich steht der Mensch nicht nur vor der Frage, ob er als biologische Spezies überleben wird, sondern ob er wird überleben können, ohne den Rückfall in eine Existenzform, die nicht lebenswert erscheint.”

aus: Club of Rome: Kritische Würdigung. In: Dennis Meadows: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart: dva 1972, S.170-176.

Abb.: Klaus Staeck: Mietsache, Edition Staeck 1983, im Internet.

ca. 85

06/02/2022 (2:54) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Triggerwarnung

“Die Karriere der Triggerwarnung ist eine bemerkenswerte. Ursprünglich nutzten Psychologen den Begriff Trigger, um Reize zu bezeichnen, die eine traumatisierte Person spontan an die betreffende Erfahrung erinnern und Stresssymptome auslösen. …

Die Triggerwarnung existierte also lange Zeit nur in dem begrenzten Umfeld der Individualpsychologie, der Kreis der Menschen, für die sie ausgegeben wurde, war vergleichsweise klein. Mit dem Vietnam- und später dem Zweiten Golfkrieg und der wachsenden Zahl von Heimkehrern wuchs ihre Zahl in den USA an, ihre Leiden wurden breiter diskutiert

Anfang der 2000er-Jahre griffen schließlich Feministinnen den Begriff Triggerwarnung auf … Der Kontext … weitete sich … rasch aus und schwappte gut ein Jahrzehnt später auf amerikanische Campus … Der Begriff Triggerwarnung triggerte dort einige. …

Die Philosophin Kate Manne wies zu Recht darauf hin, dass Menschen, die durch bestimmte Inhalte in posttraumatische Angstzustände versetzt würden, ganz gewiss nicht vernünftig lernen können … Allerdings vergaß sie dabei die Relation. Nur in Menschen mit einer PTBS können Inhalte starke Stresssymptome hervorrufen. Bei den meisten, die in ihrem Leben ein Trauma erlebt haben, klingen die Symptome glücklicherweise ab und verschwinden. Sie werden nicht mehr getriggert. …

Wissenschaftler wie Payton Jones, Benjamin Bellet und Richard McNally … untersuchten die Wirkung von Triggerwarnungen … und kamen zu dem Schluss, dass sie wenig hilfreich sind. 2020 schrieben sie gar: ‘Wir fanden substanzielle Belege dafür, dass Triggerwarnungen die Sichtweise der Überlebenden auf ihr Trauma als zentral für ihre Identität gegentherapeutisch verstärken.’ …

Es bedeutete jedoch nicht das Ende der Triggerwarnung, denn da war sie der akademischen Debatte schon entflohen, und … breitet … sich im Rest der Welt munter aus. …”

aus: Wenke Husmann: Die unwahrscheinliche Karriere der Triggerwarnung, Zeit Online, 2.2.22, im Internet.

Abb.: Artvinatee, im Internet.

02/22

02/02/2022 (19:25) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Scheindissidententum

Corona hat Menschen darin bestärkt, Scheindissidententum als Geschäftsmodell zu betreiben … Neu ist dabei nicht, was sich Einzelne davon versprechen (im Zweifel Aufmerksamkeit und schnellen Ruhm als ‘unbequeme Stimme’ in einem falsch balancierten Diskurs). Neu ist eher das Wissen, dass man wenig zu befürchten hat, wenn man willkürlich Unsinn erzählt. …

Die permanent veränderten Sachstände … helfen bei der Tarnung der eigenen Inkompetenz und Skrupellosigkeit. … [Es] lässt sich irgendwann nicht mehr nachvollziehen, vor dem Hintergrund welches Kenntnisstands etwas gesagt wurde und ob es zu diesem Zeitpunkt sinnvoll war. Letztlich kann jeder die Entwicklung bis genau zu dem Punkt zurückerzählen, der ihm gerade nützlich erscheint. Das sind traumhafte Lehr- und Wanderjahre für die Demagogen von morgen. …

Entscheidend ist der für alle Seiten erkennbar gewordene Nachteil, den Menschen mit intellektuellen und argumentativen Restskrupeln in dynamischen gesellschaftlichen Lagen haben. Während sie an einer Stelle noch zu vermitteln versuchen, haben andere an anderer Stelle schon bestmöglich neu polarisiert und werden damit zu Taktgebern des Gesprächs. …

Zu den Eigenschaften eines sehr dynamischen Geschehens gehört auch, dass es kaum noch jemand richtig überblickt. … Die Pandemie hat auch gezeigt, wie öffentliche Kommunikatoren sich das zunutze machen können: Framing ist umso mehr jene Zaubertechnik, mit der Fakten und Sachstände je nach Belieben aus- und eingeblendet werden, tatsächliche Widersprüche übermalt und scheinbare herausgestellt werden können. …

In den brutalisierten Debattenverhältnissen erweist sich immer deutlicher: Wer Schwäche zeigt, ist verloren. Wer Fehler zugibt, Unsicherheiten eingesteht und Dinge neu bewertet, der kann sich des Triumphgeheuls seiner Gegner sicher sein. …

[Es] braucht … eine neue Messgröße der Menschenverachtung, um destruktive Gespräche begründet zurückweisen zu können. In der ausgehenden Corona-Pandemie lässt sich die Grenze vielleicht dort ziehen, wo über Todesopfer argumentativ hinweggegangen wird, als handele es sich dabei um ein vernachlässigbares Vorzeichen. Das gebietet die Moral, wo sie noch ist: Wer für ein Prinzip maximaler individueller Freiheit argumentiert, ohne anzuerkennen, dass jeweiliges Handeln oder Nichthandeln Leid für andere Menschen bedeutet, ist nicht satisfaktionsfähig. Punkt. …”

aus: Johannes Schneider: Die Deutungsschlacht hat erst begonnen. Zeit Online, 29.1.22, im Internet.

Abb.: Ai Weiwei: Handcuffs from the Free Speech Series from the collection Ai Weiwei MASK, 2020 Moma, im Internet.

01/22

30/01/2022 (22:58) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Opinion research (USA)

“Fortunately for all of us, … we are not living in a ‘post-truth‘ world. We are not on the brink of a civil war. The perception that we are is almost purely an artifact of people taking poll and survey data at face value

For instance, in the wake of the 2016 election, Trump claimed to have had higher turnout at his inauguration than Barack Obama did. … Respondents knew perfectly well what the correct answer was. However, they also had a sense of how that answer would be used in the media (‘Even Trump’s supporters don’t believe his nonsense!’), so they simply declined to give pollsters the response they seemed to be looking for.

As a matter of fact, respondents regularly troll researchers in polling and surveys – especially when they are asked whether or not they subscribe to absurd or fringe beliefs …

However, many academics and pundits do not seem to be in on the joke. Instead, post-2016, a consensus quickly emerged from credulous readings of polls and surveys that America is facing an epidemic of ‘fake news’, which was leading people to believe things that were obviously false …

Contrary to narratives that have grown especially ubiquitous in recent years, Americans are actually not very far apart in terms of most empirical facts. We do not live in separate realities. … Indeed, when respondents are provided with incentives to answer questions accurately (instead of engaging in partisan cheerleading), the difference between Democrats and Republicans on factual matters often collapses. …

There is strong evidence that many of the surveys and polls indicating support for, or openness towards, political violence hugely overstate actual levels of support in the American public. …

In general, behaviors are often a stronger indicator than attitudinal data for understanding how sincere or committed people are to a cause or idea. The number of people who are willing to rhetorically endorse some extraordinary belief tends to be much, much higher than the subset who meaningfully behave as if that claim is true. …

The big lie is no exception. … In a world where 74 million voted for Trump, and more than … than 50 million people … actually believed that the other party had illegally seized power and now plan to use that power to harm people like themselves, the events of January 6 would likely have played out much, much differently.

Indeed, had even the 2,500 people who assembled on the Capitol arrived armed to the hilt, with a plan to seize power by force, … things would have gone much, much differently. … Even when they breached the Capitol, most had no information about the layout of the building, little knowledge about the proceedings they were ostensibly striving to disrupt, and no clear agenda of what to do once they got inside.

There was a small number, dozens perhaps, who showed up to the Capitol with a clear intent to forcibly overturn the election … Yet, critically, even these actors were … motivated in part by frustration with the former president’s apparent inaction. In their telling, Trump himself wasn’t acting like he believed his own rhetoric. … The Oath Keepers hoped to engage in a radical act that would push the president to actually behave as if the election was stolen and the republic was on the line. …

Of course, even tiny numbers of genuine extremists like these can be extremely destabilizing under the right circumstances. Had Oath Keepers breached the Capitol instead of being repelled … January 6 could have played out much differently.

Nonetheless, there is a huge difference in talking about identifying and disrupting small numbers of highly committed individuals willing to engage in revolutionary political violence v tens of millions of Americans genuinely believing the election was fraudulent and being open to violence as a means of rectifying the situation. …

The good news is that the second problem, the tens-of-millions-of-Americans problem, is not real. It is an artifact of politicized polling design and survey responses, followed by overly credulous interpretations of those results by academics and pundits who are committed to a narrative that half the electorate is evil, ignorant, stupid, deranged and otherwise dangerous.

In fact, rather than January 6 serving as a prelude to a civil war, the US saw lower levels of death from political violence in 2021 than in any other year since the turn of the century. Even as violent crime approached record highs across much of the country, fatalities from political violence dropped. …

Indeed, far from giving up on elections, Republican voters are reveling in the prospect of taking back one or both chambers of Congress at the end of this year; they are eagerly awaiting the midterms (likely for good reason). …

In truth, most Republican voters likely don’t believe in the big lie. But many would nonetheless profess to believe it in polls and surveys … Within contemporary rightwing circles, a rhetorical embrace of the big lie is perceived as an act of defiance against prevailing elites. It is recognized as a surefire means to ‘trigger‘ people on the other team. …

For many reasons, this situation is also far from ideal. But it’s a very different (and much smaller) problem than partisans actually inhabiting different epistemic worlds and lurching towards a civil war. Glass half full.”

aus: Musa al-Gharbi: No, America is not on the brink of a civil war. It’s time to tell the truth about the big lie, The Guardian Online, 27.1.22, im Internet (mit massenweise Links zu Studien, die die aufgeführten Behauptungen belegen).

Abb.: Erika Rothenberg: American Statistics: The Sun and the Earth, 2021, im Internet.

01/22

28/01/2022 (13:12) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Stateless

“Nguyen Thi Thanh Mai is a young Vietnamese artist focusing on the plight of refugees of war and how displacement shapes a person’s identity and citizenship. Her projects worked directly with refugee communities in Tonle Sap Lake in Siem Reap province, Cambodia, and the border province of Long An, Vietnam whose populations are stateless and in the shadows of legitimacy; neither Vietnamese nor Cambodian. One of her interactive installations, ‘ID Card,’ is a collection of recycled fabric fashioned into identification cards for 340 refugees that have no official form of identification and therefore cannot secure employment, go to school, or establish residency.”

aus: Southeast Asia’s Activist Art Revolution, Asia-Society, New York, im Internet.

Abb.: Nguyễn Thị Thanh Mai, ‘ID Card’, 2014, im Internet.

01/22

24/01/2022 (13:15) Schlagworte: EN,Lesebuch ::
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