“Ich kenne niemanden, mich selbst eingeschlossen, der … [seine Jugendjahre] wiederholen möchte, die meisten Menschen empfinden das, was danach kommt, als befriedigender.”
“[Als Jugendlicher hat man] so viele Ängste. Man muss sich beweisen, man fürchtet, dass sich Möglichkeiten zerschlagen, von denen gesagt wurde, sie seien endlos. … Man hat noch nicht gelernt, dass man Fehler machen darf. Vor allem weiß man noch nicht, dass die anderen genauso unsicher sind wie man selbst.”
“Weshalb gibt es also in jeder westlichen Kultur, die ich kenne; den völlig unreflektierten Spruch ‘genieße die besten Jahre deines Lebens’. Wir machen diese Zeit für die jungen Leute noch schlimmer, wenn wir ständig betonen, dass ihnen noch viel Härteres bevorsteht. Ich denke, wir wollen junge Menschen so darauf vorbereiten, dass sie wenig vom Leben erwarten und verlangen sollen. Weil es uns nicht gelungen ist, Gesellschaften zu schaffen, in die unsere Jugend gerne hineinwachsen möchte, idealisieren wir die Phasen der Kindheit und der Jugend.”
“Erwachsensein … [stellen wir] als einen Prozess des Niedergangs dar …: Erwachsene haben resigniert, sie haben ihre Träume aufgegeben, sie erleben keine Abenteuer mehr, kurz: Sie sind todlangweilig – und da steckt ja auch schon das Wort Tod drin.”
“Indem man das Erwachsensein so grau und öde aussehen lässt, dass niemand da mitmachen will, der Elan und Lebendigkeit in sich hat, überzeugen wir die Leute davon, infantilisiert zu bleiben.”
“Das Problem ist, dass die Gesellschaft eigentlich keine Erwachsenen will. Erwachsene sind schwierig, sie denken für sich selbst.”
“Die Gesellschaft produziert Bedürfnisse, um uns von Strukturen abhängig zu machen, die unsere Freiheit unterminieren.”
“Je hebt als kind geen andere keuze dan alles te geloven. De adolescentie breekt aan als je ontdekt dat de wereld niet zo is als ze zou moeten zijn. Je wordt boos en verontwaardigd, denkt alles te kunnen ontmaskeren. Als volwassene vind je ten slotte een balans in beide houdingen.”
“Opgroeien betekent dat je leert leven met onzekerheden, maar dat je desondanks niet stopt met het streven naar zekerheden. Veel mensen blijven steken in het moeras van de adolescentie. Sluit de wereld niet aan bij hun idealen? Jammer dan voor die idealen.”
“Wer nicht auf irgendeine Weise das Gefühl hat, die Welt mitzugestalten, kann nicht erwachsen werden. Er wird sich immer unmündig fühlen.”
“Was es heute unter anderem schwierig macht, erwachsen zu werden, ist das Internet. … Erstens entfremdet uns die permanente Aufforderung zur Selbstdarstellung in den sozialen Medien vom eigenen Selbst. Statt um eine gesunde Selbstliebe geht es darum, sich zu verkaufen. Man muss sich permanent durch die Augen der anderen betrachten. … Es ist sehr schwer, sich dem Druck zu entziehen.
“Wir müssen Selbstliebe lernen, die nicht von den Augen anderer abhängt. Wer nicht weiss, wer er ist, kann auch nicht selbständig denken.”
“Das zweite Problem mit dem Internet sind die Möglichkeiten der Zerstreuung …”
aus: Wir Berufsjugendlichen. Susan Neiman interviewt durch Ulrike Frenkel, Stuttgarter Zeitung, 7.3.15 [im Scan auf der Webseite der Interviewten],
und aus: Muss Erwachsenwerden wehtun? (Eva Illouz und) Susan Neiman interviewt durch Caspar Shaller und Lars Weisbrod, Zeit 3.9.15, Zeit-Online 17.9.15 [bei Zeit-Online]
und aus: Wer will denn nochmal 18 sein! Susan Neiman imInterview mit Regula Freuler, Neue Züricher Zeitung, 24.2.15 [bei NZZ online]
und aus: De vijf beste volgens Susan Neiman. Befragt durch Toske Andreoli, De Groene Amsterdammer, 01.12.14 [online]
und aus: Je jeugd is zeker niet de beste tijd van je leven. Susan Neiman interviewt durch Mischa Cohen, Vrij Nederland, 20.11.14 [online]
hier von mir um- und zusammengestellt …
Abb.: Arman Jamparing: Grow Up, 2013, indoartnow, im Internet.
09/15