Kulturkampf
“Was gescheitert ist, ist Klimapolitik als Nischen- und business as usual-Politik. Die Idee ist aufgeflogen, dass man einen Sondertopf zusammenschustert, mit dem man ein bisschen grüne Wirtschaftsförderung macht. Die Idee ist aufgeflogen, man könne eine Gesellschaft transformieren, ohne dass die etwas davon weiß. Das ist dramatisch, weil uns die Zeit fehlt, aber wir haben immerhin in aller Klarheit gesehen, wie es nicht funktioniert. …
Man darf sich nicht für eine Sekunde einbilden, dass wir schlicht in einem technokratischen Transformationsprozess sind. Wir sind in einem Kulturkampf am Ende der fossilen Ära. Die fossilen Zyniker, ob in der Politik, in der Gesellschaft oder in der Wirtschaft, die Klimaziele boykottieren, die Angst vor Wärmepumpen statt vor Klimakrisen verbreiten, die mit jedem Schnitzel einen Freiheitskampf führen, haben in diesem Jahr deutlich gemacht, dass wir eben nicht in einem kleinen Umbau sind, von fossilem Stahl zu grünem Stahl und drumherum ein bisschen Fahrradstraße. Die haben sehr deutlich gemacht, dass sie ihr Widerstandsprojekt darin sehen, jede einzelne fossile Maschine zu beschützen, als ginge es um alles. Ist das rational: Nein. Ist das verantwortungslos: Ja. Wir müssen anerkennen, dass wir nicht in einem WG-Ökoprojekt sind, sondern in einen Rocky-Modus reinmüssen.”
aus: Luisa Neubauer: Wir sind in einem Kulturkampf, interviewt durch Peter Unfried, taz online 24.11.23, im Internet.
Abb.: Bran Kuypers: Model for a Windmill with Withered Blades, 2020, im Internet.
11/23