MALTE WOYDT

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Möbel

“Sie sehen in meinem Zimmer kein Sofa; ich sitze immer in meinem alten, hölzernen Stuhl und habe erst seit einigen Wochen eine Art von Lehne für den Kopf anfügen lassen. Eine Umgebung von bequemen, geschmackvollen Möbeln hebt mein Denken auf und versetzt mich in einen behaglichen, passiven Zustand. Ausgenommen, daß man von Jugend auf daran gewöhnt sei, sind prächtige Zimmer und elegantes Hausgerät etwas für Leute, die keine Gedanken haben und haben mögen.”

Goethe, nach Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe, 25.3.1831, zit. nach Auswahl von Gerhard Merian, Berlin: Fritz Heyder 1911, S.204. Auch im Internet.

08/10/2007 (20:48) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Neue Mittelalterlichkeit

“In der Zweiten Moderne setzen sich … ironischerweise Formationen des Politischen durch, welche mittelalterliche Züge tragen. Transnational-staaten müssen sich die Loyalitäten ihrer Bürger teilen mit anderen regionalen und weltgesellschaftlichen Autoritäten auf der einen, substaatlichen, subnationalen Autoritäten auf der anderen Seite. Diese ‘neue Mittelalterlichkeit’ (H.Bull) heißt: Soziale und politische Bindungen und Identitäten müssen überlappend in Begriffen globaler, regionaler, nationaler Bezugspunkte und Handlungskonzepte gedacht werden.”

Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Frankfurt(Main): Suhrkamp 1997, S.191

08/10/2007 (20:48) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Service militaire

“Qu’est-ce, en effet, que le service militaire sinon la forme pure du quotidien, une longue année plane consacrée à rendre acceptable l’absence totale d’événements? Arraché à la vie civile, on est à la fois rejeté cent ans en arriére et projeté dans un espace d’anticipation, où se parachève le mouvement vers l’abstraction de l’existence, tendanciel dans le reste de la société. Cette étrange expérience de dédoublement temporel peut se résumer ainsi: un an d’armée, un an de science-fiction!

Même si on en souffre passagèrement, on peut refuser l’endoctrinement militaire. Mais comment résister au néant, à l’anesthésie des jours identiques? Plus que le bidasse, c’est le temps que la vie de caserne revêt d’un uniforme, et les parcours du combattant sont moins formateurs, au fond, que ce glissement machinal le long d’une durée vide. On ne s’ennuie pas à l’armée, on s’habitue à trouver l’ennui naturel. Son propre accablement met l’individu sous hypnose, en lui ôtant ses réflexes, en le rendant amorphe. Les brimades, les virées, les copains feront les souvenirs de régiment, mais ce dont le conscrit restera marqué, par-delà le discours et la mémoire, c’est de cette vie minimale, c’est de ce mariage d’ennui contracté, un an durant, avec le réel.

Bruckner, Pascal / Finkielkraut, Alain: Au coin de la rue, l’aventure. Paris: Seuil 1979, S.15

09/04

08/10/2007 (20:48) Schlagworte: FR,Lesebuch ::

Menschenblick

“In der trägen Abendheimkehr der Gasse
Die uns durch die Schläuche der Städte preßt,
Treiben wir ichlos in strudelnder Masse,
Leib mit Leibern, undurchscheinlich und fest.

Doch da weckt aus dem Schlaf des Menschengeschickes
Jäh uns ein Antlitz, berückenden Sinnes schwer,
Und aus dem Wolkenriß eines träumenden Blickes
Starrt eine Ewigkeit, größer als Sonne und Meer.”

aus: Franz Werfel: Menschenblick. In: Thalia-Treffpunkt: Szenen einer Stadt. Programmheft.

Abb.: Koroush Namazi: Sunday in the City, 2020, im Internet.

03/92

08/10/2007 (20:47) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Meinungsumfragen (Deutschland)

“… Statistiken haben in der Tat einen Wert, weil die Deutschen ganz und gar aufrichtig antworten, wie Luther es sie gelehrt hat. Keine Tricks all’italiana, auch keine Liebenswürdigkeiten dem Interviewer gegenüber. Man antwortet nicht, wie man denkt, daß es erwartet würde, so wie wir es tun, und auch nicht trotzig. … Dies erklärt, warum in Deutschland die Wahlergebnisse so genau berechnet werden können. … Die Deutschen sind ehrlich aus Pflichtbewußtsein und auch aus Unsicherheit. Ziel der Umfrage ist vor allem, zu wissen, ‘wer wir sind’ und wer ich bin in Bezug auf die anderen. Wenn ich mogle, verliert das ganze Spiel seinen Sinn.”

Roberto Giardina: Anleitung, die Deutschen zu lieben. München: Goldmann 1998 (Ital. Originalausg. 1994).

12/05

08/10/2007 (20:47) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Meinung 1

(FR)

“Zwischen denen die Mitglied einer Partei sind, weil sie deren Ideale teilen und denen, die diese Ideale teilen, weil sie Mitglied der Partei sind, gibt es alle Schattierungen. … Im Allgemeinen glauben wir, der Beitritt zu einer Partei sei in zuallererst eine programmatische Entscheidung. … Diese Art und Weise die Dinge zu sehen, ist eine enorme Fehleinschätzung: Sie setzt voraus, daß der Bürger seine Überzeugungen gebildet habe, bevor er der Partei beitritt, was nur äußerst selten der Fall ist. Beitritt und Mitgliedschaft sind viel häufiger soziologisch als intellektuell motiviert, sie sind eine Sache der Werte, aber auch des Klassenbewußtseins, des Lebensstils, der Familientradition und sozialer Bindungen.”

Alain Eraly: Le pouvoir enchaîné. Être ministre en Belgique, Bruxelles: Labor 2002, S.101/102, Meine Übersetzung.

02/03

08/10/2007 (20:46) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Opinion 1

(DE)

“Entre ceux qui adhèrent à un parti parce qu’ils en partagent les idéaux et ceux qui partagent ces idéaux parce qu’ils appartiennent au parti, on trouve tous les degrés. … Le sens commun nous porte à croire que toute adhésion à un parti est d’abord idéologique … Cette manière de voir les choses présente une énorme faille: elle suppose que le citoyen ait arrêté ses convictions avant d’adhérer au parti, ce qui est loin d’être la règle. L’adhésion et l’appartenance sont sociologiques plus souvent qu’intellectuelles, elles sont affaire de valeurs, mais aussi de conscience de classe, de style de vie, de transmission familiale et communautaire, de liens sociaux.”

Alain Eraly: Le pouvoir enchaîné. Être ministre en Belgique, Bruxelles: Labor 2002, S.101/102.

02/03

08/10/2007 (20:46) Schlagworte: FR,Lesebuch ::

mehrheitsfähig

“… Vor allem aber ist Macht da, wo Bürger sich sammeln und ihre Rechte wahrnehmen. Mag ökonomische Macht leichter zu lokalisieren und ungestörter zu handhaben sein, politische Macht entsteht und verschiebt sich vor allem an der Basis, dort, wo Bewußtsein sich bildet und wandelt. Wo von der Basis her, durch verändertes Bewußtsein, etwas Neues mehrheitsfähig wird, finden sich früher oder später auch politische Kräfte, die sich dieser Mehrheit zunutze machen. Wenn man sich in der Politik auf eines verlassen kann, dann auf den Opportunismus.”

Erhard Eppler: Komplettes Stückwerk. Erfahrungen aus fünfzig Jahren Politik. Überarbeitete und aktualisierte Taschenbuchausgabe, Frankfurt(Main): Suhrkamp 2001, S.209.

01/03

08/10/2007 (20:45) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Medienrealität

“Es ist schwer und mühsam geworden, die Sachverhalte zu klären. Aber die Fakten haben sich im Medienschein nicht aufgelöst. … Einen anderen Zugang zur Welt im ganzen als den durch die Medien haben wir nicht. … Das Großbild läßt sich im ganzen und in vielen seiner Teile an den Mikro-Bildern von der Welt messen, die wir selbst doppelt erfahren, als Teilnehmer der Ereignisse und als Medienkonsumenten. Wer zum Beispiel gelegentlich längeren Debatten selbst beiwohnte, bevor er dann die Fernseh- oder Zeitungsausschnitte über sie sah, wer selber einige Zeit in Tansania, Indien oder Niederschelden lebte, in einer Partei, Bürgerinitiative oder Hausbesetzergruppe mitgemacht hat und gleichzeitig die gewöhnlichen Medienbilder von ihnen empfing, lebt nie mehr ganz in der Welt, die in den Medien entsteht.”

aus: Thomas Meyer: Die Inszenierung des Scheins. Frankfurt(Main): Suhrkamp 1992, S.116/117

Abb.: Wilchar: Leur culture, o.J., in: Wilchar Superstar, Austellungskatalog Gent 2001, S.43

08/10/2007 (20:45) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Marxisme

(DE FR EN)

“Al waren dus de oorspronkelijke ontwerpers van deze systemen in menig opzicht revolutionair, hun leerlingen vormen telkens reactionaire sekten. Zij handhaven de oude zienswijzen van de meesters tegenover de historische ontwikkeling van het proletariaat. …

Allengs komen zij terecht in de kategorie van de hierboven geschilderde reactionaire of conservatieve socialisten en onderscheiden zij zich van deze alleen nog maar door meer systematische eigenwijsheid, door het fanatieke bijgeloof in de wonderbaarlijke werking van hun sociale wetenschap.”

Karl Marx / Friedrich Engels: Manifest van de Communistische Partij, Brussel 1848, in het internet.

Abb.: Florin Mitroi: V, 1992, im Internet.

08/10/2007 (20:45) Schlagworte: Lesebuch,NL ::
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