MALTE WOYDT

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Kindness

(DE)

“And yet we do know:
Even hatred of baseness
Contorts the features.
Even wrath against injustice
Makes the voice hoarse. Ah, we
Who wanted to prepare the ground for friendship
Were ourselves unable to be friendly.”

out of: Bertolt Brecht: To the Coming Generations. Complete version on the internet under lots of adresses, for example in Berkeley.

Abb.: Sophie Täuber-Arp: Dada-Kopf, 1920, im Internet.

08/10/2007 (10:17) Schlagworte: EN,Lesebuch ::

Freundlichkeit

(EN)

“Dabei wissen wir doch:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.”

aus: Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen. Vollständig im Internet unter vielen Adressen, beispielsweise in Berkeley.

Abb.: Sophie Täuber-Arp: Dada-Kopf, 1920, im Internet.

08/10/2007 (10:16) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Emanzipation 1

“Wie es so oft geschieht, wurde die Schlacht eher zufällig gewonnen – ohne gezielten Kampf oder ein Programm. Keine der alten Apostel der Frauenrechtsbewegung hätte einen so verschlafen-benommenen Siegeszug ihrer Ideale erträumt. Der große Zauberer, der diesen Wechsel vollbrachte, war die Inflation. …

Der Krieg zerstörte die konventionelle Sexualmoral … als die Männer aus dem Krieg zurückkehrten; in Berlin und später in allen großen Städten kam … [die Liquidation] in der Form von Kostümbällen an, in denen all das Begehren einer lange unterdrückten Vitalität mit orgiastischer Vehemenz ausbrach. In jenem Winter wurde die alte Moral von Konfettischlangen unter Begleitung von Geigen und Klarinetten erdrosselt. Die neuen Prinzipien waren einfach genug: wir wollen leben, und das Leben ist kurz …

Dann kamen die drei Jahre der Inflation, … sie enteignete die Schicht, die seit einem Jahrhundert der Träger der deutschen Zivilisation gewesen war und ihre ethischen Normen zu Gesetzen kristallisiert hatte. Vermögen zerbrachen zwischen Morgen und Abend. … Dann marschierte eine neue, erbärmliche Armee von Parvenüs auf diesem Ruin wie in eine eroberte Stadt und zog die Frauen aus den eroberten Häusern wie Marketenderinnen mit sich. Es gab einen nie dagewesenen Ausverkauf der gesammelten Moralvorstellungen eines Jahrhunderts. Gute, stabil verheiratete Frauen, die die Last tragen mußten, ihre Familie am Leben zu halten, verkauften sich für bare Münze, und ihre Ehemänner schauten weg, sofern sie nicht selbst das Management dieses Geschäftes übernahmen. Wohlbehütete Mädchen, in deren Gegenwart niemals ein unziemliches Wort gesprochen worden war, verkauften sich; ihre Eltern schwiegen, sofern sie nicht zu Kupplern wurden. …

Heute hat sich der neue Status etabliert. Frauen sind ein inniger Bestandteil des industriellen Lebens und selbst jene, die es nicht nötig hätten, suchen sich einen Beruf. Das gute, nichtstuende Heimchen, das herumgeführt wurde von der heiligen Allianz der Tanten und Verwandten und auf einen Ehemann nach Wahl ihrer Eltern warten mußte, ist gänzlich verschwunden. Die Zahl der Ehefrauen, die so von ihren Ehemännern abhängig sind, daß sie deren üble Launen aushalten müssen, ist deutlich zurückgegangen. Einen außerordentlich großen Zuwachs gab es bei der Zahl der freien Verbindungen, die ohne große äußerliche Schwierigkeiten gelöst werden können. Der Trend zu erotischer Selbstbestimmung hat bei den Frauen den Sieg davongetragen…”

Carl von Ossietzky, Die Revolte der deutschen Frauen, ursprünglich auf englisch erschienen in The Nation, 7.1.1928. Hier übersetzt durch Dirk Grathoff, in: Carl von Ossietzky Lesebuch, Reinbek: Rowohlt, 1994, S.174/175.

Abb.: Frans Masereel: Die Stadt. 1925.

10/02

08/10/2007 (10:16) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

FNL

*Nicht in meinen verwegensten Träumen habe ich daran geglaubt, daß diese Grenze, diese Mauer in Berlin in den nächsten 80 Jahren einmal fallen würden. Und nun stellt sich heraus, daß die Kosten für diese Grenze genauso immens waren, wie wir uns das ausgerechnet hatten. …

Zugegeben, es sah nicht danach aus, als ob wir uns darüber Gedanken gemacht hätten, wo Vorpommern eigentlich liegt, oder wer die Leute sind, die im Spreewald mit den langen Kähnen herumfahren. Das ganze Land war uns abhanden gekommen. Was wir am 17. Juni gefeiert haben? Was war das bloß? Himmelfahrt?

Aber das macht doch nichts. In jener Nacht, als der Widerstandskämpfer Schabowski aufgrund eines Mißverständnissens den Belagerungszustnd für beendet erklärte …, in jener Nacht ist uns blitzartig wieder eingefallen, daß es diese Leute da drüben wirklich gibt. Gerade noch rechtzeitig. …

… Kolumbus hat auch nicht recht gehabt. Wenn der damals gewußt hätte, was wir heute über ihn wissen! Gold bekam er von den wilden Völkern, und was ließ er ihnen dafür da? Die Grippe. Dafür nahm er die Syphilis mit. So schlimm wird es für die Fünf Neuen Länder ja nicht werden.
Aber entdeckt haben wir sie, soviel steht fest.”

aus: Dieter Hildebrandt: Denkzettel. Frankfurt(Main)/Wien: Büchergilde Gutenberg o.J., (Orig.Ausg. 1992), S.46 u. 79.

11/06

08/10/2007 (10:15) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Flaneur

“Den Typus des Flaneurs schuf Paris. Daß es nicht Rom war, ist das sonderbare. Und der Grund? … Paris haben nicht die Fremden sondern sie selber, die Pariser zum gelobten Land des Flaneurs, zu der ‘Landschaft aus lauter Leben gebaut’, wie Hofmannsthal sie einmal nannte, gemacht. … [Die Stadt] eröffnet sich … [dem Flaneur] als Landschaft, sie umschließt ihn als Stube. …

[Die] Kategorie des illustrativen Sehens [ist] grundlegend für den Flaneur. Er schreibt … seine Träumerei als Text zu den Bildern. … 1839 war es elegant, beim Promenieren eine Schildkröte mit sich zu führen. Das gibt einen Begriff vom Tempo des Flanierens in den Passagen. …

‘Ging … [E.T.A. Hofmann] im Sommer spazieren, was bei schönem Wetter täglich gegen Abend geschah, so … fand sich nicht leicht ein Weinhaus, ein Conditorladen, wo er nicht eingesprochen, um zu sehen, ob und welche Menschen da seyen.’ …

Der flânerie liegt neben anderem die Vorstellung zu Grunde, daß der Ertrag des Müßigganges wertvoller … sei als der der Arbeit. Der flâneur macht bekanntlich ‘Studien‘. Der Larousse du XIX siècle läßt sich darüber folgendermaßen aus: ‘Son oeil ouvert, son oreille tendue, cherchent tout autre chose que ce que la foule vient voir. …’ …

Bahnhöfe, Ausstellungshallen, Warenhäuser … Von diesen … fühlt sich der Flaneur angezogen. In ihnen ist das Auftreten großer Massen auf dem Schauplatz der Geschichte schon vorgesehen. Sie bilden den exzentrischen Rahmen, in dem die letzten Privatiers sich so gern zur Schau stellen.”

aus: Walter Benjamin: Das Passagenwerk, Herausgeben von Rolf Tiedemann, 1.Bd., Frankfurt(Main): Suhrkamp 1983, S.525-569

Bild: Tina Saum von der Flanerie folgt Esmeralda, der Schildkröte, Stuttgarter Nachrichten, 10.6.14, im Internet

?

08/10/2007 (10:15) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Vlaams nationalisme

[DE]

“Ik heb geprobeerd mijn gedachten te ordenen. Ik besef dat dit niet altijd mijn sterkste kant is.”

aus: Luc Van den Branden: Ongewone tijden. Lanoo 1996. zit. in: Benno Barnard: Door God bij Europa verwerkt. Amsterdam/Antwerpen: Atlas, 1996, S.202.

Abb.: Originalquelle nicht gefunden.

12/02

08/10/2007 (10:14) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

Flämischer Nationalismus

[NL]

“Ich habe probiert, meine Gedanken zu ordnen. Ich weiß, daß das nicht immer meine Stärke ist.”

aus: Luc Van den Branden: Ongewone tijden. Lanoo 1996. zit. in: Benno Barnard: Door God bij Europa verwerkt. Amsterdam/Antwerpen: Atlas, 1996, S.202.

Abb.: Originalquelle nicht gefunden.

12/02

08/10/2007 (10:13) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Faulheit

“‘Bei Gott, Gevatter, jetzt erst werde ich eines Irrtums völlig los, in dem ich die lange Zeit hier lebte, seit ich Euch kenne, denn bisher hielt ich Euch immer in allen Euren Handlungen für verständig und besonnen. Aber jetzt sehe ich, daß Ihr so fern davon seid wie der Himmel von der Erde. Wie ist es möglich, daß Dinge von so geringer Bedeutung, und denen so leicht abzuhelfen ist, die Macht haben, einen so reifen Geist zu beirren und zu verwirren wie den Eurigen, der so dazu angetan ist, weit größere Schwierigkeiten zu bewältigen und aus dem Wege zu räumen? In Wahrheit, das kommt nicht vom Mangel an Geschick, sondern aus Überfluß an Trägheit und aus Denkfaulheit.'”

Miguel de Cervantes Saavedra: Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha. (Übersetzung von Braunfels 1848) München 1966: S.9.

Abb.: Picasso: Don Quichote, Les Lettres Françaises, 1.8.1955.

08/93

08/10/2007 (10:09) Schlagworte: DE,Lesebuch ::

Falsificatie

“… de falsificatie is aanzienlijk minder zeker dan Popper stelt. Als een theorie een falsificatietest ondergaat zonder een weerlegging, zal een wetenschapper haar beschouwen als gedeeltelijk bevestigd en zal haar een waarschijnlijkheid of een ruimere subjectieve probabiliteit toekennen. … Maar Popper weigert het zo te bekijken: hij is altijd een fervent tegenstander geweest van elk idee in de zin van de ‘bevestiging’ of zelfs van de ‘probabiliteit’ ervan …

Popper denkt dat hij dankzij de falsifieerbaarheid het probleem van Hume heeft opgelost, maar … [ook als] we zeker [kunnen] weten of bepaalde theorieën fout zijn, … kunnen [we] nooit zeker weten of ze juist of zelfs maar waarschijnlijk zijn. Vanuit wetenschappelijk oogpunt volstaat deze ‘oplossing’ geenszins. De wetenschap moet voorspellingen doen waarop anderen (ingenieurs, dokters …) hun activiteiten kunnen baseren en al deze voorspellingen steunen op de een of andere vorm van inductie.

Anderzijds toont de geschiedenis dat de aanvaarding van een wetenschappelijke theorie vooral berust op haar successen. … Het is onwaarschijnlijk dat een … eenvoudig theorie … nauwkeurig nooit geziene fenomenen kan voorspellen, als ze er niet op zijn minst bij benadering waar is.”

aus: Sokal, Alan / Bricmont, Jean: Intellectuel bedrog. Postmodernisme, wetenschap en antiwetenschap. Berchem: EPO 1999 (Orig.-Ausg.1997), S.62-63.

10/04

08/10/2007 (10:09) Schlagworte: Lesebuch,NL ::

Europa

“Europa ist kein geographischer, sondern ein imaginärer Raum. Auf die Frage, was die Identität Europas ausmacht, antwortet zum Beispiel Milan Kundera: die Weisheit des Romans. ‘Mir gefällt der Gedanke, daß die Kunst des Romans als Echo auf Gottes Lachen zur Welt kam. … Ein wunderbares jüdisches Sprichwort sagt: Der Mensch denkt, Gott lacht. Inspiriert von dieser Sentenz, stelle ich mir gern François Rabelais vor, wie er eines Tages Gottes Lachen hörte und so die Idee des ersten großen europäischen Romans geboren wurde.’ Europa heißt für Kundera: Die Welt als Ambiguität entdecken, sehen, leben. Weisheit des Romans meint die Weisheit der Ungewißheit, die Weisheit der Ironie.”

aus: Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Frankfurt(Main): Suhrkamp 1997, S.259.

Abb.: Panos Kokkinias: Arkadia, im Internet.

08/10/2007 (10:08) Schlagworte: DE,Lesebuch ::
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