Franz / Franciscus Anton
Brands

* 1801
+ 1876
Apollonia Frederique
Dehaut
* 02.06.1803 Kaiserslautern
+ 1889
[WEITER BEI RUPERTUS]

Franz Joseph
Brandts

Textilfabrikant, Sozialreformer, Gründer des Volksvereins für das katholische Deutschland, Mitglied in der Mönchengladbacher Stadtverordnetenversammlung (Zentrum)

* 12.11.1834 Mönchengladbach
+ 05.10.1914 Mönchengladbach


Kinder mit: Maria Franzisca Jacobina Roosen (* 1838 + 1918) (oo 28.05.1867 Niederkrüchten):

Rudolf
Brandts
* 1868 Mönchengladbach
+ 02.08.1889 Mönchengladbach
Elisabeth
Brandts
* 1875
+ ?
Ordensfrau von Sacre Coeur in Blumenthal
[6 weitere Kinder, davon drei weitere frueh gestorben]

Quellen:
- Seine Seite bei Geni: "Franz Joseph Brandts Birthdate: November 12, 1834 Birthplace: Munchengladbach, North Rhine-Westphalia, Germany Death: Died 1916 Immediate Family: Son of Franz Anton and Apollonia FREDERIQUE Brandt Husband of Maria Fransizca Jacobina Roosen Father of Rudolf Brandts and Dr Rudolf Brandts Brother of Karl Brandts; Johann Emil; Elisa Theresia Brandts and Johanna Wilhelmina Brandt Managed by: Private User Last Updated: January 1, 2015 ... 1863 1863 Age 28 Traveled to England to study the mechanical weaving Franz went to England to learn about mechanical weaving. With firm resolve to transform his father's business of hand-weaving into mechanical weaving, he returned to his homeland. His brothers Karl and Emil would soon learn from his ideas, but his father would not give his consent to purchase the machinery. His mother gave him the money to finance the conversion. This led to the industrialization of the textile industry in Monchangladbach. 1867 May 28, 1867 Age 32 Marriage of Franz and Maria Roosen Niederkrüchten, North Rhine-Westphalia, Germany ... "
- Seine Seite bei Wikipedia: "Franz Brandts (* 12. November 1834 in Mönchengladbach; † 5. Oktober 1914) war ein Industrieller, katholischer Aktivist und Lokalpolitiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 Einzelnachweise Leben Er wurde geboren als Sohn des Textilverlegers Franz Anton Brandts (1801–1876) und dessen Gattin Appolonia geb. Dehaut (1807–1889). Franz Brandts war zunächst von 1849 bis 1872 im Textilbetrieb seines Vaters tätig. 1872 gründete er eine eigene Firma, die sich sehr erfolgreich entwickelte. Er initiierte dort einen Arbeiterausschuss. Die 1885 erlassene Fabrikordnung garantierte den Arbeitern in betrieblichen Dingen Mitverwaltung, war also eine Vorstufe eines Betriebsrats im heutigen Sinne. Die Fabrik von Franz Brandts verfügte über eine eigene Krankenversicherung, Darlehnskasse, Bücherei, Betriebsküche, Kindergarten und Nähschule. Brandts baute Wohnungen, die seine Arbeiter günstig erwerben konnten. Für die damalige Zeit war das soziale Engagement wegweisend. Franz Brandts führte in der Textilstadt Mönchengladbach 1865 als erster den mechanischen Webstuhl ein, den er in England kennengelernt hatte. 1880 wurde Brandts Vorsitzender des mit Georg von Hertling gegründeten Verbandes katholischer Industrieller und Arbeiterfreunde namens "Arbeiterwohl", der die soziale Verantwortung der Arbeitgeber und die Partnerschaft zu den Arbeitern stärken sollte.[1] Daraus entwickelte sich dann 1890 der Volksverein für das katholische Deutschland, den Brandts zusammen mit Franz Hitze, Ludwig Windthorst und anderen gründete und dessen Vorsitz er ebenfalls übernahm. Die Zentrale dieses Vereins war deswegen auch Mönchengladbach. Überdies wirkte Brandts von 1871 bis 1904 als Sprecher (Vorsitzender) der Zentrumsfraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Er ließ die Kath. Kapelle St. Aloysius (heute Kath. Brandtskapelle St. Aloysius) in Mönchengladbach-Waldhausen erbauen, die man 1896 einweihte. Der Entwurf stammte von Regierungsbaumeister a.D. Anton Peter Neu. Franz Brandts unterstützte auch die sozialstudentischen Bestrebungen von Carl Sonnenschein und wurde 1905 Ehrenmitglied des "Akademischen Vereins Suevia" im KV an der Kölner Handelshochschule. 1912 fungierte er als Ehrenpräsident des Deutschen Katholikentags in Aachen. Nach seinem Tode erschien in den Akademischen Monatsblättern des KV ein drei Seiten langer Nachruf, verfasst von Carl Sonnenschein. Der KV-Ortszirkel Mönchengladbach trägt auch jetzt noch den Namen "Franz Brandts". Literatur Kurt Apelt: Brandts, Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 534 (Digitalisat). Vera Bücker: Franz Brandts, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who’s Who der sozialen Arbeit. Freiburg i. Br. 1998, S. 104f. Christoph Waldecker: Brandts, Franz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 166–173. Weblinks Commons: Franz Brandts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Literatur von und über Franz Brandts im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Einzelnachweise Zur Gründung vgl. Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, I. Abteilung: Von der Reichsgründungszeit bis zur kaiserlichen Sozialbotschaft (1867-1881), 8. Band: Grundfragen der Sozialpolitik in der öffentlichen Diskussion: Kirchen, Parteien, Vereine und Verbände, bearbeitet von Ralf Stremmel, Florian Tennstedt und Gisela Fleckenstein, Darmstadt 2006, Nr. 155 und Nr. 159."
- Seine Seite bei der Neuen Deutschen Biographie: "Brandts, Franz Kaufmann und Fabrikant, * 12.11.1834 Mönchengladbach, † 5.10.1914 Mönchengladbach. (katholisch) Genealogie Leben Literatur Portraits Autor Zitierweise RDF PDF Vorlage Genealogie V Franz Anton (1801–73), Textilunternehmer in Mönchengladbach, S des Ludwig, Brauer und Landwirt; M Appollonia, T des Thom. Déhaut, Brauer und Posthalter; ? Maria, T des Heinrich Reiner Roosen, Notar, und der Ther. Henr. Mühlen; 1 S, 3 T. Leben B. widmete sich von Jugend an dem Textilgeschäft, besonders der Weberei. Auf seine 1860 in England erworbenen Fachkenntnisse gestützt, stellte er als erster im Rheinland 1862 in seiner Fabrik einen englischen Spezialwebstuhl für baumwoll- und wollgemischte Stoffe auf und leitete damit die Entwicklung der Halbwoll- und Tuchindustrie des Gladbacher Bezirks ein, die in der Folge weltmarktbeherrschend geworden ist. Noch viel bedeutsamer wurde seine soziale Tätigkeit, die ihn zu einem führenden Sozialpolitiker werden ließ. Seine Fabrik wurde schon in den 70er Jahren Musterbetrieb für soziale Einrichtungen. Zur Unterstützung und Bildung seiner Arbeiter gründete er (mit seinem Sekretär Hitze, später Professor in Münster) 1880 den „Verband für Arbeiterwohl“ und 1890 den „Volksverein für das katholische Deutschland“, der (bis 1933 bestehend) eine auch von nichtkatholischen Kreisen hoch anerkannte, segensreiche Wirksamkeit ausgeübt hat. Bei beiden Organisationen wurde er erster Vorsitzender. Ebenso wirkte er an maßgebender Stelle bei einer Reihe gleichgerichteter Verbände und Einrichtungen mit, wie auch die Zentrumspartei, der er seit ihrer Gründung angehörte, ihn bei sozialpolitischen Fragen oft zu Rate zog. Sein vorbildliches soziales Schaffen erweckte bald die Aufmerksamkeit der Regierung, die beim Aufbau der Reichsversicherungsgesetze 1880-85 häufige Erkundigungen und Besichtigungen bei ihm vornahm. Er war auch - neben Krupp, Bodelschwingh, Freiherr von Stumm - eine der vier führenden Persönlichkeiten der westdeutschen Industrie, zu denen 1890 Kaiser Wilhelm II. seinen Vertrauensmann Hinzpeter sandte, um sich über die Auswirkung der sozialen Gesetzgebung zu orientieren. So gehörte er dann auch zu den ersten Sieben, die mit dem 1896 für soziale Verdienste gestifteten Wilhelmsorden ausgezeichnet wurden. Literatur Festartikel z. 70. Geburtstag F. B.s, in: Cöln. Volksztg., 1904, Nr. 937; J. H. Schütz, in: Prakt. Sozialpolitik in allen Ständen, 1906, S. 520-22 (Porträt); W. Hohn, F. B., Führer d. Volks, Slg. v. Zeit- u. Lb., Bd. 12, 21920 (Porträt); ders., in: Staatslex. I, 51926, Sp. 1029-31 (Werke, Literatur, Porträt); Werden u. Wachsen eines Wirtschaftsgebiets am linken Niederrhein, 1937, = Festschr. d. Industrie- u. Handelskammer M.-Gladbach, S. 92 f. Portraits im Besitz d. S F. B. Autor Kurt Apelt Empfohlene Zitierweise Apelt, Kurt, "Brandts, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 534 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118659847.html "
- Sein Eintrag in der Rheinischen Geschichte: "Franz Brandts (1834-1914), Unternehmer Franz Brandts zählt zu jenen rheinischen Unternehmern, die eine Antwort auf die mit der Industrialisierung verbundenen sozialen Problemen suchten. In seiner Textilfirma begann er in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts mit vorbildlichen sozialen Einrichtungen. Der von ihm 1890 mitgegründete „Volksverein für das katholische Deutschland" wurde mit seiner Unterstützung mit schließlich 800.000 Mitgliedern zu einer Massenorganisation, deren Ziel es war, die Arbeiter mündig zu machen, ihre Rechte zu sichern und soziale Reformen durchzusetzen. Am 12.11.1834 wurde Brandts in Mönchengladbach (damals Gladbach genannt) als Sohn des Textilverlegers Franz Anton Brandts (1801-1876) und seiner Frau Apollonia Déhaut (1807-1889) geboren. Sein Vater beschäftigte Handweber, die bei sich zu Hause Mischgewebe aus Seide und Baumwolle herstellten, die er deutschlandweit vertrieb. Auf einer solchen Verkaufsreise in die Pfalz hatte er seine Frau kennen gelernt. Er selbst stammte aus einer alteingesessenen Gladbacher Schöffenfamilie. Nach dem Besuch der Höheren Stadtschule in seiner Heimatstadt von 1845 bis 1849 trat Franz Brandts wie seine beiden Brüder Karl (1833-1913) und Emil (1837-1916) in das väterliche Unternehmen ein und begleitete seinen Vater auf den Geschäftsreisen durch Deutschland. 1863 ging er nach England, um die dortige Textilindustrie näher zu studieren. Er kam mit der Überzeugung zurück, dass die Handweberei keine Zukunft mehr habe. Deshalb bestellte er trotz des Widerstands seines Vaters in England mechanische Webstühle. 1865 wandelte er den väterlichen Betrieb in ein mechanische Halbwollweberei um. Es war die erste in Mönchengladbach. 1872 eröffnete er seine eigene Firma. 1867 heiratete er Maria Roosen (1838-1918), Tochter eines Gladbacher Notars, mit der er acht Kinder haben sollte. 1866 hatte Brandts vergeblich versucht, in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt zu werden. 1871 erhielt er einen Sitz in der Gladbacher Stadtverordnetenversammlung, den er 33 Jahre wahrnahm, bis ihm 1904 Johannes Giesberts, der spätere Reichspostminister, als erster Gladbacher Ratsherr aus der Arbeiterschicht nachfolgte. Seine soziale Einstellung hatte er bereits 1867 unter Beweis gestellt, als er die Arbeitszeit in der väterlichen Firma auf täglich zwölf Stunden begrenzen wollte. In seinem eigenen Unternehmen richtete er 1872 eine Betriebskrankenkasse ein, zu der er einen Zuschuss von 50 Prozent der eingezahlten Beiträge leistete. Die Versicherten erhielten kostenfreie ärztliche Behandlung und Arzneimittelversorgung. Ein halbes Jahr lang wurde die Hälfte des Durchschnittslohns der letzten vier Wochen vor der Erkrankung gezahlt. Die Überschüsse verzinste Brandts mit 5 Prozent. Die Kasse wurde von den Betriebsangehörigen, die vier der sieben Sitze im Kassenvorstand hatten, weitgehend selbst verwaltet. Daraus entstand das Ältestenkollegium, das sich zum Sprachrohr der Belegschaft entwickelte und schließlich mit Brandts über die Löhne verhandelte. nach oben Neben der Krankenkasse gab es weitere soziale Einrichtungen, die von 1872 bis 1880 entstanden sind: eine Sparkasse, ein Sparverein, ein Instrumentalverein, eine Badeeinrichtung, ein Mittagstisch, eine Bücherei, Erholungsräume, Näh- und Kochunterricht für die Arbeiterinnen und ein Kindergarten. Brandts zahlte die höchsten Löhne in Gladbach. 1880 wurde Brandts in Aachen zum Vorsitzenden des Verbands „Arbeiterwohl" gewählt, der gemäß seines Statuts „auf dem Boden des Christenthums unter Ausschluß aller politischen Zwecke die Verbesserung des Arbeiterstandes" anstrebte und sich an „Arbeiterfreunde" wandte. Das Amt des Generalsekretärs übernahm der katholische Geistliche Franz Hitze (1851-1921), der in das von Brandts bewohnte Josephhaus in Gladbach einzog, in dem auch die meisten sozialen Einrichtungen der Firma untergebracht waren. Hitze hatte sich schon als Student mit der sozialen Frage beschäftigt und 1880 ein Buch mit dem Titel „Kapital und Arbeit und die Reorganisation der Gesellschaft" herausgebracht, das sich mit Karl Marx auseinander setzte. Zunächst war Brandts noch stark von der Idee geprägt, durch die Wiederherstellung der Moral, durch eine „Rechristianisierung der Gesellschaft" und durch sozial-caritative Einrichtungen die soziale Frage lösen zu können. Doch auch von Anfang an setzte er auf eine Mitwirkung der Arbeiter und wandte sich gegen ihre Bevormundung. Eine bloße Steigerung der Bildung der Arbeiter hielt er für nicht ausreichend. Den Arbeitgebern gab er eine Mitschuld an den sozialen Problemen. Brandts verstand seine Firma als eine erweiterte christliche Familie, deren Vater er war. Er feierte Feste mit seinen Betriebsangehörigen und hatte ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Persönlich litt er unter dem Kulturkampf: Einer seiner Töchter musste als Klosterschwester Deutschland verlassen. 1890 gehörte er mit Hitze und dem Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst (1812-1891) zu den Gründern des „Volksvereins für das katholische Deutschland", da sie, um die religiösen Gegensätze nicht zu verschärfen, eine geplante, die katholischen Belange verteidigende „Katholische Liga" ablehnten. Stattdessen gründeten sie einen Massenverein, der soziale Reformen propagieren sollte. Unter dem Einfluss der führenden Köpfe des „Volksvereins" wurde Brandts immer mehr zu einem Wegbereiter einer auf Partnerschaft beruhenden modernen Wirtschaft. Staatliches Eingreifen hielt er für erforderlich, um Reformen durchzusetzen. Die Bildung von Gewerkschaften bejahte er als Möglichkeit der Arbeitnehmer, ihre Rechte durchzusetzen. Während des Gewerkschaftsstreits im deutschen Katholizismus von 1900 bis 1914 setze er sich für christlich-interkonfessionelle Gewerkschaften ein. Er bekannte sich zu einer kapitalistisch-industriellen Wirtschaftsordnung und stand auf der Seite Carl Muths (1867-1944), dem Herausgeber der katholischen Monatszeitschrift „Hochland", als er versuchte, die Katholiken aus kirchlicher und bürgerlicher Enge herauszuführen. Die Idee des Klassenkampfs lehnte Brandts ab. Das Dreiklassenwahlrecht hielt er für falsch, weil es die Arbeitnehmer von der politischen Mitwirkung ausschloss. In der Stadtverordnetenversammlung gehörte er der Zentrumsminderheit an, die sich gegen die Mehrheit der Liberalen bis 1912 nicht durchsetzen konnte. Trotz seiner großen wirtschaftlichen Erfolge wurde er von Preußen bewusst nicht mit dem Titel eines Kommerzienrats geehrt. 1896 erhielt er als Ausgleich den selten verliehenen Wilhelmorden. Am 5.10.1914 starb Brandts in Mönchengladbach. Begraben wurde er neben der Aloysiuskapelle, die er 1889 mitten in seiner Arbeitersiedlung für seinen mit 18 Jahren an Lungentuberkulose verstorbenen ersten Sohn hatte errichten lassen. nach oben Quellen Hohn, Wilhelm, Franz Brandts (Führer des Volkes 12), 2. Aufllage, Mönchengladbach 1920 [Biographie Brandts, darin eine Sammlung seiner Reden]. Löhr, Wolfgang (Hg.), Die Fabrikordnung der Firma F. Brandts zu Mönchengladbach, Mönchengladbach 1974. Literatur Klein, Gotthard, Der Volksverein für das katholische Deutschland, Paderborn u.a. 1996. Löhr, Wolfgang, Die Fabrikordnung der Firma Franz Brandts in Mönchengladbach, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 178 (1976), S. 145-157. Löhr, Wolfgang, Franz Brandts, in: Zeitgeschichte in Lebensbilder, Band 3, Mainz 1979, S. 91-105, 286. Online Apelt, Kurt, Artikel "Brandts, Franz", in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 534. 6.3.2013 Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an. Wolfgang Löhr (Mönchengladbach) "
- Sein Artikel bei der KAS: "Franz Brandts Textilunternehmer, Vorsitzender des Volksvereins für das katholische Deutschland * 12. Nov. 1834 Mönchengladbach, † 5. Okt. 1914 Mönchengladbach, katholisch Von Markus Lingen ... „So sehr ich ein warmer Anhänger der Versicherung der Arbeiter bin gegen Krankheit, Unfall, Invalidität und Alter, gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit sowie der Fürsorge für Witwen und Waisen, so bin ich dennoch der Meinung, dass alle diese Gesetze nahezu wirkungslos sind gegenüber der Verbreitung der sozialdemokratischen Anschauungen, wenn nicht die Beziehungen zwischen den Unternehmern und deren Beauftragten einerseits und den Arbeitern anderseits zu derartigen sich gestalten, wie sie von unserm Verband und manchen andern edelgesinnten Männern und von den meisten und besten Vertretern der heutigen Sozialwissenschaft angestrebt werden. … Das Ziel eines beiderseits ehrlich gemeinten solidarischen Zusammenarbeitens ist aber, ohne dass von beiden Seiten große Opfer gebracht werden, nicht zu erreichen.“ (Franz Brandts: Arbeitgeber und Sozialreform) Franz Brandts kommt am 12. November 1834 in Mönchengladbach als zweites von drei Kindern des Textilverlegers Franz Anton Brandts und dessen Frau Apollonia geb. Dehaut auf die Welt. Er entstammt einer alten Mönchengladbacher Schöffenfamilie. Von 1845 bis 1849 besucht Brandts das Mönchengladbacher siebenklassige Progymnasium. Direkt nach der Schulzeit ist er von 1849 bis 1872 im väterlichen Textilbetrieb tätig. 1863 unternimmt er eine Weiterbildungsreise in das industriell führende England, um die Fertigungsmethoden in der dortigen Textilindustrie kennenzulernen. Seine Eindrücke führen 1865 zur Aufstellung mechanischer Webstühle in der Fabrik des Vaters. Brandts markiert damit den Beginn der mechanischen Halbwollweberei in Mönchengladbach, dem später so genannten „Rheinischen Manchester“. Von 1871 bis 1904 ist Brandts Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Mönchengladbach, wo er für die Zentrumsfraktion als Sprecher fungiert. In der Zeit des Kulturkampfes widersetzt er sich in der Stadtverordnetenversammlung 1875 kämpferisch der staatlich verordneten Schließung der katholischen Höheren Töchterschule und engagiert sich privat für deren spätere Wiedereröffnung. Sein soziales Interesse gilt Arbeitern und Bürgern gleichermaßen. Brandts kämpft für ein Gesellschaftskonzept der Ständeharmonie. Soziale Tätigkeit Die Anfänge der sozialen Tätigkeit von Brandts gehen auf seine Mitarbeit in den Vinzenzkonferenzen zurück. Sie sind in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts nach französischem Vorbild gegründet worden. In Mönchengladbach steht an seiner Spitze der Gymnasiallehrer Johannes Kirtzer, der seit 1843 am Gladbacher Progymnasium lehrt. Er glaubt, mit Hilfe eines religiös-caritativen Vereins das drängende Problem der Zeit, die Arbeiterfrage, lösen zu können, und versucht durch ein umfangreiches, betont seelsorgerisches Programm (Unterstützung der Arbeitslosen bei der Arbeitssuche, Sorge um regelmäßigen Schul- und Kirchenbesuch, Mitwirkung bei der Kindererziehung), die Armen „wieder mit dem Christentum und ihrer Lage zu versöhnen“ (Norbert Klinkenberg). Für ihn hat die Spaltung der Gesellschaft in Arme und Reiche ihre Ursache in der Vernachlässigung der christlichen Grundsätze. Brandts denkt zunächst ebenso. 1867 wird Franz Brandts einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, er gehört zu sechs Gladbacher Textilindustriellen, die freiwillig die Arbeitszeit in ihren Betrieben auf höchstens 12 Stunden pro Tag senken wollen. Bei den anderen Unternehmen wird zu jener Zeit noch bis zu 15 Stunden täglich gearbeitet. Im darauffolgenden Jahr tritt Brandts erneut hervor, als er zu einem Kreis Gladbacher Fabrikanten und Kaufleuten zählt, die zu einer Spende für die Gründung eines Arbeiterinnen Hospizes aufrufen. Dort können junge Arbeiterinnen, die teilweise von weit her nach Mönchengladbach kommen und ohne familiäre Bindungen sind, günstig wohnen. Sie sollen „zu guten Verwalterinnen des Hauswesens ausgebildet“ werden. Hinter dem Projekt steht der Gladbacher Kaplan Heinrich Liesen, ein Freund des „Gesellenvaters“ Adolf Kolping. Ein Jahr später, 1869, gehört Brandts zu einer kleinen Gruppe Gladbacher Unternehmer, die die gemeinnützige „Gladbacher Aktien-Baugesellschaft“ ins Leben rufen, um Häuser für die Arbeiter zu bauen, die „luftiger, gesünder und wohnlicher“ als die bisherigen Wohnungen seien und die „Arbeiterwohnungsfrage“ lösen sollen. Fabrikordnung für die Fabrik von Franz Brandts Als Brandts 1872 seine eigene Firma eröffnet, beginnt er sofort, eine Krankenkasse für seine Arbeiter zu schaffen, der jeder beitreten muss. Brandts zahlt, wie in Mönchengladbach durch Ortsstatut vorgeschrieben, 50% der von seinen Beschäftigten aufgebrachten Beiträge hinzu. Mit der Krankenkasse ist auch eine Sterbekasse verbunden. Die Leistungen seiner Kasse bleiben in dem in Mönchengladbach üblichen Rahmen. Im Jahr 1881 liegt erstmals schriftlich die Fassung der „Fabrikordnung für die Fabrik von F. Brandts in M. Gladbach“ vor. Das sozialpolitisch Fortschrittlichste in der Fabrikordnung ist das Ältestenkollegium, ein von den Arbeiterinnen und Arbeitern selbst gewähltes Gremium, das nach und nach immer mehr betriebsinternes Mitspracherecht erhält. Das Ältestenkollegium ist aus der Selbstverwaltung der Krankenkasse durch die Belegschaft hervorgegangen. Ihr Vorstand übernimmt schrittweise die Verwaltung anderer von Brandts geschaffener sozialer Einrichtungen, wie die der Arbeiterkasse, der Familienkrankenkasse und weitgehend die des Spar- und Konsumvereins. 1880 wird festgelegt, dass nunmehr dem Kollegium sechs Arbeiter und zwei Arbeiterinnen angehören sollen, die von den Betriebsangehörigen demokratisch gewählt werden. 1885 ist die Zusammensetzung geändert worden, der Vorstand besteht jetzt aus vier ernannten Vertretern der Firma und acht „ohne Mitwirkung der Firma aus der Mitte der stimmberechtigten Kassenmitglieder auf die Dauer von 2 Jahren gewählten Beisitzern.“ Der Arbeiterausschuss (Ältestenkollegium) in seiner Firma wirkt mit bei den Wohlfahrtseinrichtungen der Fabrik (Krankenversicherung, Darlehenskasse, Bücherei, Kindergarten, Betriebsküche, Nähschule u.a.) sowie bei der Beaufsichtigung der Arbeitsordnung und aus dem sich nach und nach eine Vorstufe eines Betriebsrats entwickelt. Die 1885 erlassene Fabrikordnung garantiert den Arbeitern Selbstverantwortung und innerbetriebliche Mitverwaltung. Die Brandts'sche Fabrikordnung ist noch deutlich von einer patriarchalischen Grundhaltung geprägt. Doch bleibt ebenso unverkennbar, dass der Unternehmer die Arbeiter als Gleichberechtigte ansieht. Der wirtschaftliche Effekt – zufriedene Arbeiter sind gute Arbeiter – ist für ihn nur ein Nebenprodukt. Durch Sozialpartnerschaft den Klassenkampf zu überwinden, steht bei ihm im Vordergrund seiner Überlegungen. Verband Arbeiterwohl „Die sozialen Missstände zu heben und zu mildern, ist erste Aufgabe zur Lösung der sozialen Frage. Diese Aufgabe ist notwendig und ist möglich. Sie kann und muss auch von dem einzelnen in Angriff genommen werden – vom Fabrikanten, vom Seelsorger, vom Arbeiterfreunde. Der Staat kann zunächst nur im allgemeinen vorbeugend, als positiv fördernd sich betätigen; der Kirche liegt es ob, auf die Gesinnung zu wirken: konkret und direkt ist es vor allem das persönliche Eingreifen, das einen Erfolg sichert. Dieses umso mehr, als die Kirche in ihrem segensreichen Wirken vielfach gehemmt erscheint und der Staat es zu einer energischen arbeiterfreundlichen Politik noch nicht gebracht hat. Das ist der Grundgedanke des ,Arbeiterwohls‘: Jeden, der Sinn und Herz für die Gebrechen des Arbeiterstandes hat, zu bewegen und in Stand zu setzen, in seinem Kreise, für seine Verhältnisse diejenigen Einrichtungen zu treffen resp. zu fördern, die erfahrungsmäßig doch wenigstens geeignet sind, die sich herausbildenden Übelstande zu beheben oder doch wenigstens zu erleichtern. ‚Auf der ganzen Linie‘ – ‚Mit vereinten Kräften!‘ das ist die Losung, die wir in das katholische Deutschland hinausrufen möchten.“ (Gründungsaufruf des Verbandes Arbeiterwohl) Als am 20. Mai 1880 in Aachen auf Anregung des Aachener Juristen Josef Lingens zusammen mit Georg Freiherr von Hertling sowie der dort erscheinenden „Christlich-Sozialen Blätter“ der „Verband katholischer Industrieller und Arbeiterfreunde Arbeiterwohl“ gegründet wird, wählt man Franz Brandts zum Vorsitzenden. Schwerpunkt der Verbandsarbeit „die Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes“ sein. Der Verband wird Urzelle des 1890 gegründeten Volksvereins für das katholische Deutschland, dessen Gründungsvorsitzender Brandts ebenfalls wird. Im Jahr 1888 ist von den 99 Mitgliedern der Zentrumsfraktion im Reichstag fast die Hälfte (40) Mitglieder im Verein Arbeiterwohl. Dazu gehören Ludwig Windthorst, der Führer des Zentrums im Reichstag, August Reichensperger, Mitbegründer der Partei, Felix Porsch, der spätere Fraktionsvorsitzende im Preußischen Abgeordnetenhaus, Ernst Lieber, nach dem Tode Windthorsts Vorsitzender seiner Partei, die Sozialpolitiker Christoph Moufang aus dem Mainzer Kettelerkreis und Ferdinand von Galen, der im Jahre 1877 den ersten sozialpolitischen Antrag des Zentrums einbringt, schließlich Julius Bachem, einer der leitenden Redakteure der Kölnischen Volkszeitung. Zum Sekretär des Verbandes wird der junge Kaplan Franz Hitze bestellt, der sich bereits seit seiner Studienzeit mit der sozialen Frage befasst hat und 1880 von Rom nach Mönchengladbach berufen wird. Einem breiten Publikum wird der Verband 1881 durch sein Haushaltungs- und Lebenskundebuch „Das häusliche Glück“ bekannt, das innerhalb von sechs Jahren eine Auflage von über 200.000 Exemplaren erlebt und in mehrere Sprachen übersetzt wird. Auf den jährlichen Generalversammlungen des Verbandes „Arbeiterwohl“ hält Brandts jeweils ein Referat, das Einblick in seine sozialpolitischen Vorstellungen gibt. Er glaubt zunächst, man könne mit sozial-caritativen Einrichtungen und einer Rückkehr zur vorindustriellen „Sittlichkeit“ die sozialen Probleme lösen. Doch Brandts betont die Mitwirkung der Arbeiter, deren Bevormundung er ablehnt. Er ruft stattdessen auf, „ihre Freiheit und Selbständigkeit“ zu achten. Er bestreitet ferner nicht, dass neben die „sittliche Hebung“ gleichzeitig eine „materielle“ treten müsse, da die soziale Frage eng mit wirtschaftlichen Veränderungen, ja auch mit dem Verschulden der Unternehmer, zusammenhängt. Mit mehr Bildung der Arbeiter sei dem Probleme jedenfalls nicht beizukommen. Volksverein für das katholische Deutschland Während der Verband „Arbeiterwohl“ nie viele Mitglieder um sich scharen kann, schafft dies der zweite Verband, an dessen Spitze Brandts 1890 tritt, nämlich der „Volksverein für das katholische Deutschland“. Wegen des Wirkens von Brandts und Hitze im Verband „Arbeiterwohl“ errichtet der Volksverein seine Zentrale in Mönchengladbach und macht die Stadt zu einem Synonym für christliche Sozialreform. Brandts unterstützt als Vorsitzender die Ziele des Volksvereins ohne Vorbehalt und erträgt auch, dass er von integralistischen katholischen Kreisen, die einer Laienorganisation misstrauen, öffentlich angegriffen wird. Auch im Kulturkampf nimmt er kein Blatt vor den Mund. Eine Anzeige wegen eines antipreußischen Flugblattes bringt ihn in Düsseldorf vor Gericht, doch er wird freigesprochen. Brandts' Firma ist in dieser Zeit sehr erfolgreich und zahlt Spitzenlöhne. Seine Arbeiter verehren ihn als Fabrikvater. Der Volksverein wächst in Brandts' Zeit auf über 800 000 Mitglieder an – ein Beweis dafür, wie erfolgreich seine Idee einer Partnerschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gewesen ist. Als Papst Leo XIII. im Jahr 1891 die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum“, die sich mit der Arbeiterfrage befasst, verkündet, fühlt sich Brandts bestätigt. Er findet dort in der Ablehnung der Sozialdemokratie und der Zulässigkeit einer staatlichen Sozialpolitik seine eigenen Anschauungen wieder. Er will deshalb die Grundsätze, die „der hl. Vater in der Arbeiterfrage aufgestellt“ hat, als „Leitstern“ des „Denkens und Handelns in den wichtigsten Fragen des privaten wie des öffentlichen Lebens“ betrachten. Brandts fördert Carl Sonnenschein, dessen sozialstudentische Bestrebungen er vehement verteidigt. Der Nicht-Akademiker Brandts hat über seinen Sohn Franz Brandts jr. Beziehungen zu der 1901 gegründeten Kölner Handelshochschule, Vorgängerin der Kölner Universität von 1919. Der Junior wird 1904 Gründungs-Senior des Akademischen Vereins Suevia im Kartellverband (KV). 1905 wird Brandts sen. zum Ehrenmitglied der Sueviae erklärt. Er hält zu Suevia mehr als nur ideellen Kontakt. 1906 und 1907 besucht der Verein auf Einladung Brandts' dessen Heim bzw. die Einrichtungen des Volksvereins in Mönchengladbach. August Pieper, Generaldirektor des Vereins, Heinrich Brauns und Carl Sonnenschein erläuterten den Studenten dabei Ziele und Bedeutung des Volksvereins. Von staatlicher Seite wird ausdrücklich abgelehnt, Brandts als Unternehmer, der katholisch ist, den Kommerzienrat-Titel zu verleihen. Stattdessen erhält er 1896 von Kaiser Wilhelm II. für seine sozialpolitischen Verdienste den selten verliehenen Wilhelmsorden. Von persönlichen Schicksalsschlägen ist Brandts nicht verschont geblieben. Drei Töchter sterben in einem Jahr an Scharlach. Der älteste Sohn Rudolf leidet drei Jahre an Tuberkulose und stirbt an den Folgen der Krankheit. Vier Kinder bleiben ihm, zwei Töchter treten in Klöster ein. Allen ist Brandts ein liebevoller Vater, der seine Familienpflichten trotz der vielen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten sehr ernst nimmt. Am 5. Oktober 1914, kurz nach den Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag und in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges stirbt Franz Brandts im Kreise seiner Familie. Er findet seine letzte Ruhestätte an der Aloysiuskapelle, die er zu Ehren seines früh verstorbenen Sohnes mitten in seiner Arbeitersiedlung als Grab hat bauen lassen. Lebenslauf 1849 Eintritt in die väterliche Textilfirma 1871–1904 Mitglied in der Mönchengladbacher Stadtverordnetenversammlung (Zentrum) 1872 selbständiger Textilunternehmer 1880 Vorsitzender des Vereins Arbeiterwohl 1890 Vorsitzender des Volksvereins für das katholische Deutschland. Literatur F. Doért, Carl Sonnenschein. Seelsorger, theologischer Publizist und sozialpolitischer Aktivist in einer kirchlichen und gesellschaftlichen Umbruchsituation, Münster 2012. H. Heitzer, Der Volksverein für das katholische Deutschland im Kaiserreich 1890-1918 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen; Bd. 26), Mainz 1979. W. Hohn, Franz Brandts (Führer des Volkes. Eine Sammlung von Zeit- und Lebensbildern, H. 12), Mönchengladbach 1914. G. Klein, Der Volksverein für das katholische Deutschland 1890-1933 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen; Bd. 75), Paderborn (u.a.) 1996. N. Klingenberg, Sozialer Katholizismus in Mönchengladbach (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen, Bd. 38), Mönchengladbach 1981. S. Koß, Franz Brandts und seine Bemühungen um katholische höhere Mädchenbildung in Mönchengladbach, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, 1988, S. 132-141. W. Löhr, Die Fabrikordnung der Firma F. Brandts zu Mönchengladbach. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1885 (Beiträge zur Geschichte von Stadt und Abtei Mönchengladbach, Bd. 6), Mönchengladbach 1974. Ders., Die Fabrikordnung der Firma Franz Brandts in Mönchengladbach, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, 1976, S. 145-157. Ders., Arbeiterwohl. Verband Katholischer Industrieller und Arbeiterfreunde. Mitglieder und Mitgliederstruktur des Vereins 1888, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 1977, S. 103-107. Ders., Franz Brandts (1834-1914), in: J. Aretz/R. Morsey/A. Rauscher (Hrsg.), Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 3, Mainz 1979, S. 91-105, 286. E. Ritter, Die katholisch-soziale Bewegung und der Volksverein, Köln 1954. G. Schoelen, Bibliographisches Handbuch des Volksvereins für das katholische Deutschland (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen; Bd. 36), Mainz 1982, S. 144-151. "
- Sein Portrait in der Rheinischen Post: " 24. Juli 2009 | 16.28 Uhr Mönchengladbach Der Sozialreformer Mönchengladbach. Innerhalb der bedeutenden Textiler-Familie Brandts setzte vor allem Franz Brandts neue Maßstäbe: Die unternehmerische Sozialpolitik des "Arbeiterfreundes" machte ihn weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Von Ellen Schlütter ... Fällt im Zusammenhang mit der textilen Entwicklung Mönchengladbachs der Name Brandts, so reicht es nicht, einen Vornamen zu nennen. Franz Anton Brandts (1801-1876), selbst Textilverleger und Inhaber der Fabrik "F. Brandts", hatte drei Söhne, die sich als Fabrikanten in der textilindustriellen Szene der Stadt etablierten. Karl, Franz und Emil arbeiteten zunächst im väterlichen Betrieb. 1863 ging Franz Brandts – der mittlere der drei Brüder und derjenige von ihnen, der in den folgenden Jahren am meisten von sich reden machte – für einige Zeit nach England. Dort hatte sich der mechanische Fabrikbetrieb längst etabliert. Zurück am Niederrhein wollte er den väterlichen Betrieb modernisieren, doch zunächst stieß er mit den Plänen, Handwebstühle gegen mechanische einzutauschen auf taube Ohren. Doch seine Mutter kam ihm zu Hilfe, verschaffte ihren Söhnen das Geld, so dass sie ohne das Wissen ihres Vaters mechanische Webstühle bestellen konnten. 1865 wurde mit dem Eintreffen des ersten englischen Webstuhles das vorhandene Fabrikgebäude erweitert, die erste mechanische Halbwollweberei eröffnet. Tuchfabrik Gladbach Die Fabrik expandierte, bald entstand eine weitere Fabrik in unmittelbarer Nähe zur ersten. Als sich der Vater 1870 aus dem Geschäft zurückzog, übernahm der älteste Sohn Karl die Geschäfte im zuletzt errichteten Betrieb und führte ihn unter dem Namen "Karl Brandts" weiter. Später wurde daraus die Tuchfabrik Gladbach. Gemeinsam mit seinem Bruder Emil übernahm Franz den älteren Betrieb, schon bald errichtete Franz an der Dahlener Straße ein neues Fabrikgebäude und öffnete 1872 unter dem ursprünglichen Firmennamen F. Brandts eine neue Halbwollweberei. "Diese drei Betriebe der Brüder Brandts waren, das kann man wohl mit recht sagen, die Wurzeln der Gladbacher Halbwollindustrie", heißt es 1927 in Mertens Ausführungen zum Städtebau Gladbachs. ... Der Betrieb von Franz Brandts entwickelte sich erfolgreich. Doch vor allem die sozialen Vorgänge in der Firma waren wegweisend: Es entstand ein Arbeiterausschuss, die 1885 erlassene Fabrikordnung garantierte den Arbeitern dort in betrieblichen Angelegenheiten ein Mitspracherecht – und war somit eine Art Vorstufe des heutigen Betriebsrates. Außerdem verfügte sie über eine eigene Krankenversicherung, eine Darlehnskasse, eine Bücherei und einen Kindergarten. Auch Wohnungen ließ der Unternehmer bauen, die die Arbeiter günstig erwerben konnten – für die damalige Zeit war das soziale Engagement beispielgebend. 1880 war Franz Brandts an der Gründung des Verbands "Arbeiterwohl" beteiligt, der die soziale Verantwortung der Arbeitgeber und ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Arbeitern stärken sollte. Hieraus ging schließlich der Volksverein für das katholische Deutschland hervor, der im Oktober 1890 unter anderem von Brandts und Franz Hitze gegründet wurde und seinen Sitz entsprechend seines Vorsitzenden in Gladbach hatte. "Brandts, das war der Arbeiterfreund und soziale Unternehmer, das war der Vater des Volksvereins, der unter seinem Vorsitz über 800 000 Mitglieder zählte und zum viel beachteten Sprachrohr der Katholiken in der Sozialpolitik wurde. Der bleibende Verdienst des Volksvereins, die Arbeiter im wahrsten Sinne des Wortes mündig zu machen, wäre ohne Franz Brandts undenkbar gewesen", betont Norbert Klinkenberg in seinen Ausführungen über den sozialen Katholizismus in Mönchengladbach. Wegen seiner unternehmerischen Sozialpolitik wurde er über die Stadtgrenzen hinaus bekannt – so erhielt er 1896 den seltenen Wilhelmsorden von Kaiser Wilhelm II. Nach dem Sozialreformer wurde eine Straße benannt, die jedoch später umbenannt wurde. Heute verläuft die Franz-Brandts-Allee zwischen Aachener und Roermonder Straße, am ehemaligen Fabrikgelände entlang. Das nach seinem Bruder benannte Karl-Brandts-Haus wurde 1944 zerstört, an seiner Stelle steht heute die Stadtbücherei, deren Gebäude in den 1960er-Jahren erbaut wurde. Brandts wurde nach seinem Tod im Oktober 1914 in der Aloysiuskapelle beigesetzt – die nach dem Tod seines Sohnes Rudolf gebaut wurde – und heute meist "Brandts-Kapellchen" genannt wird. Quelle: RP "



[Maltes Genealogie HOME]