Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
REICHTUM
Reichtum
"Jeder reiche
Mann betrachtet Reichtum als eine Charaktereigenschaft. jeder arme Mann gleichfalls.
Alle Welt ist stillschweigend davon überzeugt. Nur die Logik macht einige
Schwierigkeiten, indem sie behauptet, daß
Geldbesitz
vielleicht gewisse
Eigenschaften verleihen, aber niemals selbst eine menschliche Eigenschaft sein
könne. Der Augenschein straft das Lügen. Jede menschliche Nase riecht
unweigerlich sofort den zarten Hauch von Unabhängigkeit, Gewohnheit zu
befehlen, Gewohnheit, überall das Beste für sich zu wählen, leichter
Weltverachtung und beständig bewußter Machtverantwortung,
der von einem großen und sicheren Einkommen aufsteigt. Man sieht es der
Erscheinung eines solchen Menschen an ... Das Geld zirkuliert in seiner Oberfläche
wie der Saft in einer Blüte. ...
viele reiche Leute
denken wie Sozialisten. Sie haben
nichts dagegen, daß es ein Naturgesetz der Gesellschaft sei, dem sie ihr
Kapital verdanken, und sind fest überzeugt, daß es der
Mensch
ist, der dem Besitz seine Bedeutung leiht, und nicht der Besitz dem Menschen. Sie
diskutieren
ruhig darüber, daß in der Zukunft der Besitz aufhöre,
wenn sie nicht mehr da sind, und werden in ihrer Meinung,
daß sie einen sozialen Charakter besäßen, noch dadurch bestärkt,
daß nicht selten charaktervolle Sozialisten, in überzeugter Erwartung
des ohnehin unausbleiblichen Umsturzes,
bis dahin lieber bei reichen Leuten verkehren als bei armen."
Robert Musil: Der
Mann ohne Eigenschaften. Ausg. Reinbek: Rowohlt 1978, Bd.I, S.419-421.
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