Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
OBJEKTIVITÄT
Objektivität
"Philosophen,
besonders die rationalistischen Philosophen, gelangen auf ganz seltsamen
Wegen zu ihren Pointen: ... Sie benutzen abstrakte und von allen Emotionen
gereinigte Begriffe. Und sie
benutzen solche Begriffe nicht, um unsere Sicht zu schärfen oder unser
Leben zu bereichern, sondern
um uns in enge, dunkle Gänge zu stoßen. Gefühle, Sinneseindrücke,
Wünsche stehen erst dann zur Debatte,
wenn sie wie Schmetterlinge gefangen, getötet und auf irgendeine philosophische
Folterbank gespannt worden sind. Überdies sind die Philosophen, vor
allem die Rationalisten, an allgemeinen Prinzipien interessiert, nicht
am Leben von Individuen. ...
Sehen Sie
sich doch nur mal an, wie Philosophiestudenten
für ihren Beruf ausgebildet
werden! Werden ihre persönlichen Eigenheiten einbezogen? Nein.
Gestattet man ihnen, sich 'authentisch' auszudrücken? Selten. bringen man
ihnen bei, wie man mit anderen zusammenlebt, wie man deren Herz rührt?
Ganz bestimmt nicht. Die alte Vorstellung von Objektivität, die eigentlich
nichts anderes ist als die Kehrseite der Sterilität ihrer Erfinder, beherrscht
die Szene nach wie vor, wenn auch in neuen, modischen Gewändern. ...
Objektivismus
und Relativismus ... gehen [beide] ... von der Voraussetzung aus, daß
Dinge wie Wissenschaft, Magie
oder auch das 'Weltbild der Dogon' genau definiert sind und immer in den
durch die Definition gesetzten Grenzen
bleiben. Dann verleihen die Objektivisten den Gesetzen, die innerhalb
der Grenzen des bevorzugten Gegenstandes gelten, universelle Bedeutung,
während die Relativisten darauf bestehen, daß die Gesetze innerhalb
derselben Grenzen nur begrenzte Gültigkeit
besitzen.
Doch ...
gibt es keine Definition von Wissenschaft, die alle möglichen Entwicklungen
abdeckt, und es gibt auch keine Form des Lebens, die nicht in der Lage
wäre, radikal neue Situationen zu absorbieren. Begriffe ... sind niemals
vollkommen festgelegt; sie sind unzureichend definiert, mehrdeutig, sie
fluktuieren ... hin und her - und das muß auch so sein, sonst wäre
ja (begrifflicher) Wandel unmöglich."
Paul
Feyerabend: Die Torheit der Philosophen. Dialoge über die Erkenntnis.
Hamburg: Junius-Verlag 1995 (ital. 1991), S.93-95 und 131/132.
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