Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
|
.
|
PRIVATHOME:
NOTIZBUCH:
ARBEITSLOSIGKEIT
Arbeitslosigkeit
Ich frage mich,
ob die Politiker, die den Kampf gegen
die Arbeitslosigkeit auf ihre Fahnen schreiben, sich nicht im Ziel vergreifen.
Schröder plakatierte "Arbeit. Arbeit. Arbeit." und meinte damit
Clintons (oder war es Blair?) Kampagne "Jobs. Jobs. Jobs." ins Deutsche
zu übertragen. Dabei meinen beide Slogans nicht dasselbe. Wer will schon
Arbeit?
Arbeit ist Mittel
zum Zweck, den Job zu behalten, der Job Mittel zum Zweck, ein Einkommen zu beziehen,
ein Einkommen Mittel zum Zweck, ein angenehmes Leben führen zu können.
Menschen, die es schaffen, sich ein angenehmes
Leben ohne Einkommen oder Job zu organisieren, sind auch ohne Einkommen
und Job zufrieden. Wobei sich die Geschichte natürlich nicht nur auf Geld
beschränkt. Schließlich gibt die Arbeit einem auch das (gute) Gefühl,
gebraucht zu werden, zu etwas nütze zu sein. Arbeit verschafft einem auch
menschliche Kontakte, sowohl direkt am Arbeitsplatz als auch durch Einkommen
und Ansehen, die sie einem verschafft.
Der Europäische
Sozialfonds verfolgt zwei Ziele gleichzeitig: (1) Die Arbeitslosenstatistik
möglichst klein zu bekommen, (2) Durch verlängerte Lebensarbeitszeit
die Rentenkassen zu entlasten. Das ist Technokratengrütze, hat mit den
Wünschen der Bürger nichts zu tun. Warum soll man bitte den fröhlichen
Frührentner dazu zwingen, länger zu arbeiten, solange andere Menschen
händeringend Arbeit suchen? Und warum sollte man einen Arbeitslosen, dem
wohl in seiner Haut ist, dazu zwingen, einen Job anzunehmen?
Man könnte
ja auch vom Einzelnen ausgehen. Das französische Schlagwort von der "Sozialen
Ausgrenzung" kommt der Sache viel näher. Menschen sind einsam, Menschen
sind arm, Menschen sind hoffnungslos. Das kann verschiedene Gründe haben,
Arbeitslosigkeit kann einer davon sein.
Viele Menschen
stecken in Problemen, aus denen sie aus eigener Kraft nicht herauskommen. Deswegen
muß man ihnen helfen. Das ganze Problem läßt sich auf zwei
Elemente reduzieren, ein individuelles und ein kollektives:
Selbstvertrauen und gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
Es ist Blödsinn,
Arbeitslose in die Selbstständigkeit zu drängen. Wer Unternehmergeist
hat, findet auch einen Arbeitsplatz - oder lebt in einer Gegend, deren gesamtwirtschaftliche
Lage weder Platz für Arbeitssuchende noch für Jungunternehmer hat
(und ihn vielleicht aufgrund natürlicher Standortnachteile in den kommenden
Jahrzehnten auch nicht kreieren wird).
Wir haben unsere
Arbeitsplätze für Menschen mit niedrigem Ausbildungsstand nach
Südostasien exportiert und wundern uns jetzt, daß sie bei uns
keine Jobs mehr finden. Bildungsoffensiven
und Fortbildungsangebote sind wichtig, und können den Menschen helfen,
ihr persönliches Potential besser auszuschöpfen. Aber das hilft nicht
jedem. Es ist kein Zufall, daß Behindertenwerkstätten boomen - Sie
nehmen die Leute auf, die früher als Schauerleute im Hafen Säcke geschleppt
haben.
Malte Woydt.
08/02
|