Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
PRIVATHEIT
Privatheit
"Das man 'von nichts
gewußt' habe, ließen wir nur als Schutzbehauptung gelten, ebenso
die Behauptung, es habe auch damals ein 'Privatleben' gegeben. An diesen
Vorhalt erinnere ich mich noch gut, er wurde von den Älteren mit besonderer
Emphase vorgetragen. Was war damit gemeint? ... Wir ... glaubten, nicht
immer zu Unrecht, darin eine Rechtfertigungsformel zu erkennen. ... Diese
gleichsam schuldbeladene Vorstellung
von 'Privatheit' , der unsere Eltern frönten, die Abschottung gegen
den Nächsten, den Nachbarn,
wie wir sie insbesondere in der Weihnachtszeit in den 50er Jahren selbst
erleben durften, war nicht unsere. ... War nicht ... der Rückzug ins
Private ein aggressiver Akt, da er soviel Schreckliches ungerührt
hatte geschehen lassen? Der Gedanke, daß das Privatisieren der 'Ohne-Michels'
der Nachkriegszeit auch aufgefaßt werden könnte, als die
Abkehr
von der
totalitären
Politisierung der Bürger unter dem Nationalsozialismus,
kam uns gar nicht erst. Die engagierte Jugend der 60er Jahre zog die Vorstellung
des allseits politisierten Individuums vor, das sich, wenn "Faschismus"
drohte, nicht ins Private zurückzog, sondern auf die Straße
ging. ... Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bestimmte
die Vorstellung vom engagierten Bürger, dem keine Freizeit vom Engagement
mehr zugebilligt wurde. Daß der private
Raum, auch, ja unbedingt ein politischer sei - 'das Private ist politisch'
- wurde zur die Szenen der 70er Jahre bestimmenden Sentenz, deren terroristischer
Gehalt überdeckt wurde von der noch viel größeren Angst:
so wie die Eltern den
Widerstand
gegen die Katastrophe zu verpassen."
Cora
Stephan: Der Betroffenheitskult. Eine politische Sittengeschichte. Reinbek
1993: 103-105
Cora Stephan hat eine eigene Homepage mit vielen Artikeln: www.cora-stephan.de
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