Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
STAAT
Staat
......
"Um das Problem etwas zu vereinfachen, werde ich den Staat erst einmal verdreifachen. Nicht,
weil mir dreimal Staat angenehmer wäre als nur einmal, sondern weil mein Verhältnis
zum Staat dreigeteilt ist und weil die drei Bestandteile dieses Verhältnisses
nicht so recht zusammenpassen wollen.
......
Die drei Staaten, von denen ich hier rede, sind
......
erstens der Staat, der einfach nur mein Feind ist, mit dem ich nichts zu schaffen
haben will und den ich lieber heute als morgen aufgelöst sähe [der Staat, der
Umwelt-zerstörung
legalisiert, Frigen als Teibgas nicht verbieten will, immer einen
Feind weiß, gegen den es aufzurüsten gilt,
Waffen exportiert,
eine Demonstration
zusammenknüppeln läßt ...];
......
zweitens der Staat, von dem ich etwas will, von dem ich Leistungen, Gesetze,
Taten
erwarte [Er soll z.B. Vergewaltigung auch in der Ehe verfolgen, die Gleichstellung von
Frauen
und Männern endlich rechtlich garantieren, soll Fahrverbote bei Smog erlassen...];
......
und drittens der Staat, den ich mit (oft klammheimlichem) Wohlwollen zur Kenntnis nehme
[einen Staat, der mich beruhigt und erleichtert, wo immer er in Erscheinung tritt, obwohl gerade
dieser Staat fast nur im Form mehr oder weniger bewaffneter
Staats-gewalt
sichtbar wird. ...
das kann eine Schlägerei auf der Straße sein, die eine herbeigerufene Streife beendet,
eine Vergewaltigung, bei der ich mir viel mehr Polizei rechtzeitig in der Nähe wünschte
- zusammengefaßt vielleicht alles, wo ich für mich oder andere Angst habe vor anderen
Menschen.] ...
......
Es ist unmittelbar einsichtig, welcher Art mein Verhältnis im einzelnen zu diesen drei Staaten
ist: den ersten will ich abschaffen; den zweiten hätte ich gern unter meiner Kontrolle ...;
über den dritten rede ich nur ungern. ...
......
Tatsächlich ist es aber nur ein Staat. ... Die Trennung in drei Staaten vollziehe ich ... nur in
meinem Kopf, um mir selber das
Leben
mit den Widersprüchen zu vereinfachen.
......
Gar zu leicht hört die Staatsfeindlichkeit da auf oder nimmt eine äußerst seltsame
Gestalt an, wo der Staat in der Form von 'Staatsknete' auftritt. ... Unsere Staatsfeindlichkeit ...
[drückt] sich auch darin aus ..., 'den Staat zu schädigen, wo immer es möglich ist' -
und wenn dieses Schädigen uns selber nützt, um so besser ...
......
Abschaffen läßt sich am Ende nur ein Staat, den keiner mehr braucht."
Peter Gäng: Von einigen Widersprüchen des staatsfernen Lebens. In: Schmid, Thomas:
Entstaatlichung. Neue Perspektiven auf das Gemeinwesen. Berlin: Wagenbach 1988, S.75-87. In eckigen
Klammern wurde wiedergegeben, was weiter unten im Originaltext als Erläuterung steht.
03/04
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