Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
FRIEDENSBEWEGUNG
Friedensbewegung
"Hört
ein Bürger unseres
Staates das Wort 'Frieden', beginnt er zu gähnen.
... Die Friedensbewegung wird [hier] präsentiert als ein Ausdruck
der Tatsache, daß die Menschen im Westen den Kommunismus
sowjetischer Prägung gar nicht mehr erwarten können. ...
Die westliche
Friedensbewegung hat realen Einfluß auf das Handeln
der Parlamente und Regierungen. Und
riskiert kein Gefänginis. Hier riskiert man Gefängnis. Und der Einfluß
auf die Entscheidungen der Regierung ist - jedenfalls in diesem Punkt - gleich
Null. ... [Der Osteuropäer] kann es noch nicht einmal erreichen, daß
er mit Rücksicht auf die Zähne und Seelen der
Kinder
von Nord- nach
Südböhmen umziehen darf; wie sollte er da so eine Sache beeinflussen
können wie Sternenkriege zwischen
zwei Supermächten! ...
Zu den Gefahren,
für die der hiesige Geist eine besonders empfindliche Nase hat, gehört
auch ... die Gefahr daß die lebendige Idee
als Werk und Zeichen sinnvollen Menschseins zur Utopie als technischer Anleitung
zur Vergewaltigung des Lebens und
Vertiefung seines Schmerzes versteinert. ... Wer beunruhigt uns hier mit einer
Utopie? Welche nächsten Katastrophen werden uns hier - in bester Absicht
- wieder vorbereitet? ...
Wir
fühlen hier irgendwie stärker ..., daß der, der sich zu
ernst nimmt, bald lächerlich wird, und wer ständig über
sich selbst lachen kann, nicht wirklich lächerlich sein kann. ...
Das hiesige Mißtrauen gegenüber jedem Emphatismus
und jedem Engagement, das nicht der Distanz zu sich selber fähig ist,
hat wohl auch Einfluß auf jene Zurückhaltung, die ich hier zu
analysieren versuche. ...
Es gibt selbstverständlich
auch weitere Gründe für die Zurückhaltung ... Die Tschechoslowaken
haben zu gut am eigenen Schicksal erfahren ... wohin eine Politik des Appeasement
führen kann. ... Die Grunderfahrung, daß es nicht möglich ist,
schweigend Gewalt zu dulden, in der Hoffnung, daß
sie von selbst aufhört, gilt noch immer. ...
Für
uns ist es einfach schon unverständlich, wie man noch an die Möglichkeit
der Abrüstung glauben kann, die den Menschen umgeht oder sogar mit
seiner Versklavung erkauft wird."
Vaclav Havel: Anatomie einer Zurückhaltung. In: Am Anfang war das
Wort. Reinbek: Rowohlt 1990 (geschrieben 1985)
09/92
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