Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
NOVEMBERREVOLUTION
Novemberrevolution
......
"Die
deutsche
Revolution
fand ein unwissendes
Volk, eine Führerschicht bürokratischer
Biedermänner. Das Volk rief nach dem
Sozialismus,
doch nie in den vergangenen Jahren
hatte es klare Vorstellungen vom Sozialismus
gewonnen, es wehrte sich gegen seine Bedrücker,
es wußte, was es nicht wollte, aber es
wußte nicht, was es wollte. Die
Rechtssozialisten und Gewerkschaftsführer waren
versippt und verfilzt mit den
Gewalten
der Monarchie und des
Kapitalismus,
deren Sünden waren
ihre Sünden. Sie hatten sich abgefunden mit
dem bürgerlichen juste milieu, ihr
Ideal war die Überwindung des Proletariers
durch den kleinen gehobenen Bürger. Ihnen
fehlte das Vertrauen zum Volk, das ihnen
vertraute.
......
Am Tage nach der Revolution nahmen sie den Kampf
auf, nicht gegen die Feinde der Revolution, nein,
gegen ihre leidenschaftlichsten Pioniere, sie
hetzten und jagten sie, bis sie zur Strecke
gebracht waren, und quittierten den Dank in den
Salons der feinen Gesellschaft. Sie haßten
die Revolution, Ebert hatte den Mut, es auszusprechen. ...
......
Noch ehe der Landtag sein Werk beginnen kann, schickt
die Augsburger Arbeiterschaft, müde der revolutionären
Resolutionen, Delegierte zum Ministerium nach
München, sie sollen die Proklamation der
Räterepublik fordern. ...
......
Die
Kommunisten
tun
nicht mit ..., die trieben,
wie schon so oft in der deutschen Revolution, ein
dunkles und für die Arbeiterschaft
gefährliches Spiel, die Arbeiterschaft sei
nicht reif, die Räterepublik werde ohne
die Unterstützung Norddeutschlands sich
nicht halten können. Das aber hätten
sie vor Wochen sagen müssen, wo die die
Räterepublik in Parlamenten, Kongressen,
Zeitungen und Versammlungen als nächstes
politisches Kampfziel forderten ... Man darf nicht
Parolen verkünden, an die man nicht glaubt.
Die Scheu vor der
Wahrheit
führt zum
Selbstbetrug. Man darf nicht der Wirklichkeit,
die anders sich zeigt, als man sie wünschte,
ausweichen und sich entschuldigen, so war es
nicht gemeint.
......
Die Unabhängigen zögern. Hat eine
revolutionäre Partei das Recht, die Massen
im Stich zu lassen? Revolutionäre Führer
dürfen nicht blindlings Massenstimmungen
folgen, auf die Gefahr, verkannt zu werden, müssen
sie sinnlosen Aktionen wehren. Aber sind es nur
Stimmungen? Sind nicht schon Tatsachen geschaffen,
die unser Tun beeinflussen müssen?
......
Die Parteibürokraten beraten, das Volk
handelt. In jener Stunde ist in Würzburg,
Augsburg, Fürth, Schaffenburg,
Lindau, Hof die Räterepublik ausgerufen. Wir
hätten das Volk früher über die
wahren
Machtverhältnisse
in Deutschland
aufklären müssen, daß wir es nicht
taten, war unsere
Schuld ..."
aus: Ernst Toller: Eine Jugend in Deutschland.
Gesammelte Werke, Bd.4, München/Wien: Hanser 1996,
S. 111, 122, 123
08/06
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