Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
OBSKURANTISMUS
Obskurantismus
"Kurz
gesagt, ich bin aus intellektuellen
und politischen Gründen betroffen über die Verbreitung subjektivistischen Denkens.
Intellektuell gesehen liegt das Problem darin, daß solche Doktrinen
falsch sind (wenn nicht einfach bedeutungslos). Es gibt eine reale Welt; ihre
Eigenschaften sind nicht einfach soziale Konstruktionen; Tatsachen und Nachweise
sind ausschlaggebend. Würde jemand, der klar
im Kopf ist, etwas anderes sagen? Und doch, viel zeitgenössisches akademisches
Theoretisieren
besteht aus Versuchen, genau diese offensichtlichen Wahrheiten
zu verwischen, wobei die außerordentliche Absurdität durch eine obskure
und prätentiöse Sprache verschleiert wird ...
Wenn
alles Diskurs und "Text" ist, dann ist das Wissen um die reale Welt
überflüssig; und sogar die Physik wird zu einem weiteren Zweig der Kulturwissenschaften.
Wenn darüberhinaus alles Rhetorik und "Sprachspiel"
ist, dann ist innere logische Konsistenz ebenfalls überflüssig: eine Sprachhülle
theoretisch aufgezäumter Sophisterei tut es dann genauso gut. Unverständlichkeit
wird zur Tugend; Anspielungen, Metaphern, Wortspiele
ersetzen Beweise und Logik. ...
Was
das Politische betrifft, so rührt mein Ärger daher, daß der meiste (wenn auch
nicht aller) Unsinn dieser Art von einer selbsternannten
Linken stammt. Wir sind Zeugen einer tiefgreifenden historischen Kehrtwendung.
Denn während der letzten zwei Jahrhunderte war die Linke gegen jeden Obskurantismus
auf der Seite der Wissenschaft; wir
haben geglaubt, rationales Denken und unerschrockene Analyse der objektiven
Realität (der natürlichen wie der sozialen) seien scharfe Waffen im Kampf
gegen die Verblendungen, die die Mächtigen in die Welt gesetzt haben, -
ganz abgesehen davon, daß sie menschliche Ziele sind, die ihren Wert in sich
haben. Die Wende zu einer der Spielarten des epistemischen Relativismus, den
viele 'progressive' und 'linke' Geistes- und Sozialwissenschaftler vollzogen
haben, ist Verrat an einem wertvollen Erbe und untergräbt die ohnehin zerbrechliche
Basis für eine progressive Sozialkritik. Das Theoretisieren über "die soziale
Konstruktion der Realität" wird uns nicht helfen, ein effektives Mittel
gegen AIDS zu finden oder die globale Erwärmung aufzuhalten. Genauso wenig können
wir falsche Ideen in Geschichte,
Soziologie, Wirtschaft und Politik bekämpfen, wenn wir die Begriffe wahr und
falsch nicht anerkennen."
Alan
Sokal: A Physicist Experiments With Cultural Studies in: Lingua Franca, May/June
1996, pp. 62-64,
dt. Übersetzung durch Hans-Joachim Niemann im Internet, Original
im Internet.
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