Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
LESEBUCH:
ANTIFASCHISMUS
Antifaschismuss
"Unbestreitbar,
ich war gegen Hitler - von Anfang an, unbedingt, ohne irgendwelche Vorbehalte
psychologisch-pazifistischer oder
diabolisch-paradoxer Art. ... Das ist immerhin etwas, ein Argument, welches
sich denn doch für meinen moralischen Instinkt und meine politische Urteilsfähigkeit
ins Feld führen läßt. Aber es ist nicht genug.
Ja,
vielleicht verhält es sich sogar so, daß dieser völlige
Mangel an Kontakt mit der Nazi-Mentalität es mir zunächst schwer
oder unmöglich machte, eben diese Mentalität wirkungsvoll zu
bekämpfen. ... Man bekämpft nicht - oder doch nicht mit vollem
Einsatz -, was man durchaus verachtet. Lohnt es sich, den offenbaren Unsinn
und frechen Aberwitz logisch zu widerlegen? Man begnügt sich mit einem
angewiderten Achselzucken.
Diese Nazis,
ich verstand sie nicht. Ihre Journale ... hätten ebensogut in chinesischer
Sprache erscheinen können: ich
kapierte kein Wort. ... vielleicht
wurde in die Mysterien der Nazi-Seele und des Nazi-Jargons nur eingeweiht, wer
die Vernunft in sich überwunden, endgültig auf sie verzichtet hatte?
...
Mir
war beklommen zumute, aber nicht beklommen genug - eben weil ich nicht
verstehen wollte, daß die Mehrzahl meiner Mitbürger ... längst
... die Vernunft in sich ertötet hatte. Dergleichen hält man
möglichst lang für ein Ding der Unmöglichkeit. ... Mir wollte
es nicht in den Kopf, daß die Deutschen Hitlern allen Ernstes für
einen großen Mann, ja für den Messias halten könnten. Der
und groß? Man brauchte ihn doch nur anzusehen! ...
Diese Deutschen,
ich verstand sie nicht. ... Bei aller Bewunderung für die großen
Taten des deutschen Geistes, bei
aller Sympathie für gewisse Züge und Möglichkeiten des deutschen
Charakters: ich brachte keine Begeisterung auf für die Nation,
wie sie sich nun einmal entwickelt hatte und allem Anschein nach weiter entwickeln
würde. Ich fühlte mich der Nation nicht zugehörig. ...
Hatten die
Repräsentanten dieses Nationalismus
- die Nazis und ihre Freunde - nicht recht, wenn sie Existenzen meiner Art 'entwurzelt'
nannten? Ich hatte keine Wurzeln, wollte keine haben ..."
Klaus
Mann: Der Wendepunkt. o.O.: Fischer 1952, S.268-272.
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