Maltes Lesebuch
MALTES LESEBUCH
Guten Tag, mein "Lese- und Notizbuch" ist umgezogen. Ich habe es in die
modische Form eines Blogs gegossen:
Bonjour, mon "cahier des lectures et des notes" à déménagé.
Je l'ai transmis dans la forme modique d'un blog:
Goeiedag, mijn "lees- en notitieboek" is verhuisd. Ik heb het in de
modische vorm van een blog gegoten:
Hello, my "readings and notes" section has moved. I have put it into
the fashionable form of a blog:
www.woydt.be/blog/
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PRIVATHOME:
NOTIZBUCH:
WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS
Wirtschaftsliberalismus
Wirtschaftsliberalismus
ist die unverschämte Behauptung, daß man den Reichen
und Mächtigen nur noch mehr Reichtümer
und Macht hinterherwerfen müsse, damit es auch den Armen bessergehe. Natürlich
eine völlig absurde Idee.
Welch vernünftig denkender
Mensch käme schon auf die Idee, daß Unternehmer, denen man Geld schenkt
und die Möglichkeit, dasselbe nach Gutdünken zu exportieren, damit
ausgerechnet bei uns Arbeitsplätze schafften?
Welch vernünftig denkender Mensch käme auf die Idee, daß man
einem armen Land helfe, indem man die lokalen Märkte mit spottbilligen
Importen überschwemmt? Welch vernünftig denkender Mensch käme
auf die Idee, Steuern durch verzinste Darlehen bei den vormaligen Steuerzahlern
zu ersetzen?
Wirtschaftsliberalismus
liegt im Interesse weniger großer Kapitaleigner. Seine Verbreitung unter
Bevölkerungskreisen, die nie von ihm profitieren werden, läßt
sich rational nicht erklären. Außer man schreibt ihm die suggestive
Kraft zu, jedermann die Illusion zu geben, persönlich zu den Gewinnern
zu gehören. Diese Illusion aber ist krankhaft.
Wirtschaftsliberalismus
müssen wir uns als Krankheit vorstellen, eine äußerst ansteckende
Viruskrankheit. Die im Labor erzeugten Viren werden von Kriminellen vorsätzlich
in Umlauf gebracht.
Wirtschaftsliberale gibt
es natürlich schon lange, in liberalen Parteien gab es für sie immer
ein warmes Plätzchen. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Virus aber
weiter verbreitet als je zuvor in der Geschichte.
Zuerst fielen Konservative
und Christdemokraten um. Man hat sich viel zu wenig Gedanken darüber gemacht,
wie es kommt, daß wirtschaftsliberal in den achtziger Jahren zum Synonym
für konservativ und christdemokratisch werden konnte - ursprünglich
hatten diese beiden politischen Strömungen wenig mit dem Wirtschaftsliberalismus
am Hut. Die einen wollten der Abstammung den Vorrang vor wirtschaftlichem Erfolg
geben, die anderen die Opfer des Kapitalismus
durch Gemeinschaftsbildung vor dem Sozialismus bewahren. Trotzdem sind beide
der Krankheit anheimgefallen.
Leider blieb es nicht dabei.
Heute sind es Sozialdemokraten und Grüne, die die Liberalisierung des Welthandels
fleißig vorantreiben. Der Druck des wirtschaftsliberalen Einheitsdenkens
ist so groß geworden, daß heute Grüne und Sozialdemokraten
bilaterale Freihandelsabkommen durchpeitschen und neue WHO-Liberalisierungen
erfinden. Zunächst, um in den interessierten, "tonangebenden"
Kreisen nicht für "lächerlich" erklärt zu werden, später
aus eigener Überzeugung.
Wenn man auf der "Linken"
genau hinschaut, wird man feststellen, daß es häufig gerade frühere
Linksradikale sind, die heute wirtschaftsliberale
Thesen vertreten. So überraschend das auf den ersten Blick
erscheinen mag, so logisch ist das auf den zweiten: Marxisten
und Neoliberale haben gemeinsam, ewiggeltenden Gesetzen den Gang
der Geschichte zuzuschreiben. Wer vom Historischen Materialismus kommt,
hat es mit dem neoliberalen Materialismus nicht schwer. Eingriffe denkender
und handelnder Menschen in den Gang der Geschichte
werden von beiden für unmöglich erachtet. So kommt man von linksaußen
nach rechtsaußen ohne den Umweg über die
humanistische,
(ehemals?) sozialdemokratische Mitte gehen zu müssen...
Die in letzer Zeit
zunehmende Kritik an der Globalisierung hat bisher
nur dazu geführt, daß dieselben Politiker, die mit Gesetzen und internationalen
Verträgen die Sache immer weiter anheizen, in Reden und Wahlprogrammen
das Gegenteil von dem verkünden, was sie im Parlament tun. Die Medien
beschränken sich weiterhin darauf, als Nachricht zu werten, worüber
Politiker Lärm machen, anstatt sich einmal der Dinge anzunehmen, die hinter
dem Lärm versteckt werden sollen.
Allerdings geht es nicht
nur um eine Art "falsches Bewußtsein". Das wäre zu einfach.
Manche Andersglobalisten diskutieren mit moralischen
Argumenten, dabei hat die Geschichte mit Moral nur sekundär zu tun. Es
geht ganz simpel um Machtfragen.
Technische Entwicklung,
gesunkene Transportkosten, verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten und
willentliche Öffnung der Märkte haben in den westlichen Industrieländern
zu einem rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit
geführt. Und die Massenarbeitslosigkeit sorgt dafür, daß das
Kapital zur Zeit eine viel stärkere Verhandlungsposition hat als vor 35
Jahren. Darum geht es beim "Neoliberalismus" und beim "Sozialabbau":
Errungenschaften der Arbeiterbewegung werden zerstört, weil das Kapital
derzeit eine stärkere Machtposition hat, als zu den Zeiten, als sie eingeführt
wurden.
Schlimm ist nur, daß
unsere lieben "linken" Politiker das so nie sagen, sondern durch neoliberale
Verblendung die vom Kapital geforderten Einschnitte richtig gut finden, statt
sie nur in zähen
Verhandlungen
zähneknirschend und mit überprüfbaren
Gegenleistungen herauszurücken.
Malte Woydt
12/03
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